Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
gemacht? Daneben
getreten? Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, welche Laus ihm über die
Leber gelaufen war. Der Tanz ging noch eine Weile fort, und als er beendet war,
verneigten Raleigh und ich uns voreinander.
„Wann
kann ich Euch wiedersehen?", fragte er beim Abschied eifrig.
„Ich
werde die nächsten Wochen hier bei Hofe sein, wenn Ihr es wünscht, werden wir
einander hier begegnen“, erwiderte ich.
„Ich
freue mich darauf. Gehabt Euch wohl“, verabschiedete er sich und verschwand in der
Menge der Anwesenden. Noch bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich eine Hand
an meinem Arm, die mich aus dem Geschehen wegziehen wollte. Ich versuchte die
Hand abzuschütteln, aber als ich mich umdrehte erkannte ich, dass es Phil war,
dessen Gesicht noch immer finster war.
„Was
ist denn los mit dir?“, raunte ich ihm zu, als ich mit ihm in eine abgelegene
Ecke des Saals ging.
„Bist
du denn völlig wahnsinnig geworden? Du kannst doch nicht so ohne Weiteres mit
irgendeinem dahergelaufenen Höfling die Volta tanzen!“, zischte er mir wütend
zu.
„Zu
deiner Information, der dahergelaufene Höfling ist Walter Raleigh. Und als wir
anfingen zu tanzen, war es noch eine anständige Gaillarde. Also hör auf mir
Vorwürfe zu machen, ich weiß, was ich tue!“, antwortete ich nicht minder
erregt.
„Und
wenn es Robbie Williams gewesen wäre. Du kannst doch nicht einfach mit
irgendjemandem die Volta tanzen. Das ist gegen die Regeln!“
„Was
sollte ich denn tun? Mir fiel auf die Schnelle nichts ein und da dachte ich,
dass ich ihn so am besten in ein Gespräch verwickeln könnte. Und noch mal: Das
war bestimmt nicht als Volta gedacht!“ Warum rechtfertigte ich mich überhaupt?
Ich tat doch nur meinen Job.
„Vielleicht
habe ich ein wenig überreagiert, aber es steht eine Menge auf dem Spiel und ich
will nicht riskieren, dass wir es vermasseln. Es tut mir leid, vergessen?“,
lenkte er plötzlich ein.
„In
Ordnung, vielleicht war ich ihm gegenüber auch ein wenig vorschnell“, ging ich
auf sein Friedensangebot ein. Er war mir ein Stück entgegen gekommen und ich
hatte nicht die geringste Lust, dass wir zur Belustigung der Höflinge in einen
handfesten Streit gerieten.
„Das
ist Raleigh? Für einen Kerl sieht der gar nicht mal so übel aus. Kein Wunder,
dass dir dein Auftrag gefällt, aber übertreib es nicht, ja? Und mit was muss
ich hier vorlieb nehmen, während du dich mit diesem Piraten amüsierst?“ Sein
treuherziger Blick ließ mich für einen kurzen Augenblick vergessen, dass er
sich schon anderweitig nach Amüsement umgesehen hatte. Doch dieser Moment war
kurz, fast nur einen Wimpernschlag lang.
„Du?
Du jagst allem hinterher, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Oder was war
das mit der kleinen Blonden vorhin?“, rieb ich ihm empört unter die Nase.
Soviel zum Thema Kriegsbeil begraben.
„Die
Kleine ist Elizabeth Throckmorton, eine wirklich außergewöhnliche Frau.
Auffallend klug, geistreich und eine hervorragende Gesprächspartnerin. Sie ist
ebenfalls mit ihrem Bruder hier und sie soll auch verheiratet werden. Wenn man
es genau nimmt, habt ihr eine Menge gemein!“ Hat der Mensch Töne? Von allen
Frauen bei Hofe musste er ausgerechnet ihr über den Weg laufen.
„Du
hast keinen Plan, wer das ist, oder? Diese Frau wird einmal Raleigh heiraten.
Das wird zwar noch ein paar Jahre dauern, aber sie werden heiraten. Bevor sie
bei der Königin wegen der Hochzeit in Ungnade fällt, ist sie sogar eine ihrer
Lieblingshofdamen.“ Und wenn es ging, sollte das auch so bleiben. Nicht, dass
die gute Bess sich die Augen wegen Phil ausweinte und gar nicht erst auf die
Idee kam, was mit Raleigh anzufangen. Wäre ja noch schöner, wenn einer unserer
nächsten Aufträge uns erneut hierher führe, um diese beiden dann
zusammenzubringen.
„Hast
Du Richards Handout etwa auswendig gelernt? Wie kannst du dir das denn sonst
alles merken?“
„Nein,
natürlich habe ich es nicht auswendig gelernt. Ich kann mir solche Sachen nur
gut merken. Außerdem bilde ich mich weiter und gehe ins Kino!“ Auch wenn der
Film „Das goldene Königreich“, ziemlich viele Fakten verdreht hatte, die Ehe
zwischen Raleigh und Bess war keine Erfindung der Traumfabrik gewesen.
„Bemerkenswertes
Talent, da brauche ich ja mein Handbuch bald nicht mehr, wenn ich dich habe“,
scherzte er.
„Na
ja Talent würde ich das nicht nennen und außerdem hast du auch Talente. Stell‘
dein Licht mal nicht unter den Scheffel“, wehrte ich
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