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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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geöffneten Türen, welche, auf die, mit Fackeln erleuchtete, Terrasse
führten. An der frischen Luft angekommen, atmete ich tief ein und genoss das
Gefühl von nahezu unverbrauchter Luft, wenn man mal vom Geruch der
nahegelegenen Themse absah. Noch einmal kurz durchatmen und dann wollte ich
wieder reingehen, mehr ließen die Winterkälte und mein dünnes Seidenkleid nicht
zu.
    „So
ganz alleine hier draußen?“, ertönte eine angenehme, männliche Stimme hinter
mir. Aus meinen Gedanken gerissen, drehte ich mich erschrocken um. Vor mir
stand ein Mann, der es vom Aussehen beinahe mit Phil aufnehmen konnte. Auch was
seine Größe betraf, konnte er sich mit meinem Partner messen, was für diese
Zeit mehr als ungewöhnlich war. Egal, um wen es sich hier handelte, er war eine
sehr angenehme Erscheinung. Inzwischen war er bis auf wenige Schritte an mich
herangetreten, sodass ich ihn im schwachen Licht der Fackeln genauer unter die
Lupe nehmen konnte. Seiner Kleidung nach zu urteilen, gehörte er dem Adel an
und was noch viel angenehmer und überraschender war: Seine Kleidung war
makellos sauber und von ihm ging ein Geruch von Seife und Kräutern aus, der
sich so ganz von den Gerüchen vieler anderer Höflinge unterschied. Er war
wirklich ein ausnehmend gut aussehender Mann mit scharf geschnittenem Gesicht
und dunklen Augen. Auf seinen Lippen kräuselte sich ein leichtes Lächeln, was
auch sein sorgfältig gestutzter Schnurrbart und Bart nicht verbergen konnten.
    „Ich
glaube nicht, dass wir einander vorgestellt wurden. Darf ich fragen, mit wem
ich es zu tun habe?“, antwortete ich ihm schließlich. Während er sich vor mir
verbeugte, erwiderte er:
    „Walther
Raleigh zu Euren Diensten!“ Sofort war ich ganz Ohr.
    „Sehr
erfreut Eure Bekanntschaft zu machen, Sir, ich bin Lady van Simon“, stellte ich
mich vor und deutete einen Knicks an. Vielleicht stieß ich mit meinem forschen
Auftreten gegen das Protokoll, doch sollte das der Fall sein, konnte ich mich
immer noch damit herausreden, dass ich aus den Niederlanden kam, wo alles etwas
anders gehandhabt wurde.
    „Die
Ehre ist ganz meinerseits. Ihr seid neu am Hofe, sonst wäret Ihr mir sicher
bereits aufgefallen.“
    „Ihr
habt recht. Mein Bruder und ich sind erst vor Kurzem aus den Niederlanden in
Euer Land gekommen. Aber Ihr schmeichelt mir. Ich bin mir sicher, das sagt Ihr
zu jeder Dame, der Ihr begegnet!“
    „My
Lady, Ihr entsetzt mich. Selbstverständlich gilt das nur für Euch!“ Ob die Entrüstung
auf seinem Gesicht echt oder nur vorgetäuscht war, konnte ich im schwachen
Licht der Fackeln nicht erkennen.
    „Sir,
Ihr habt einen Ruf bei Hofe, der mir, obwohl ich erst seit Kurzem hier weile,
bereits an mein Ohr gedrungen ist.“ Und das war noch nicht mal gelogen. Denn
immer wieder hörte man seinen Namen. Sowohl Männer als auch Frauen sprachen mit
Bewunderung und einer gewissen Portion Ehrfurcht von ihm. Im Grunde genommen
war er ein Pirat, aber da er für die Sache Englands kämpfte, sah man die Sache
nicht so eng und hieß ihn bei Hofe mit offenen Armen willkommen. Wenn es nach
den Spaniern gegangen wäre, würden er und seine Schiffe schon lange am Grund
eines Weltmeeres liegen.
    „Und
was sagt man so über mich?“ Er kam mir näher, sodass wir nur wenige Zentimeter
voneinander getrennt waren. Seine Gesichtszüge waren wirklich mehr als
angenehm, wie ich erneut feststellen musste. Hinzu kamen sein verwegener Charme
und sein freundliches Wesen. Ich beschloss, dass ich es mit meiner Aufgabe
wesentlich schlechter hätte treffen können. Was hätte ich denn getan, wenn ich
den Marquis de Sade zu seinen Büchern hätte inspirieren müssen? Alleine bei dem
Gedanken schauderte es mich und lief mir eiskalt den Rücken herunter. Nein, da
war ich mit Raleigh doch wesentlich besser bedient.
    „Man
sagt sich, dass Ihr ein guter Tänzer seid, oder ist das nur ein Gerücht?“
Vielleicht hatte ich mit diesem kühnen Vorschlag gegen alle guten Sitten
verstoßen, aber die Gelegenheit ihn näher kennenzulernen, konnte ich nicht
ungenutzt verstreichen lassen. Alles andere wäre nahezu nachlässig gewesen.
    „Warum
überzeugt Ihr Euch nicht selbst davon?“ Er bot mir seinen Arm an, um mich zum
Saal zurückzubegleiten. Dankend nahm ich seinen Arm und ließ mich zurückführen.
Innerlich schalt ich mich jedoch eine Närrin. Wie konnte ich nur so
leichtsinnig sein? Ich war, bekanntermaßen, nicht die beste aller Tänzerinnen
und Renaissancetänze gehörten auch nicht zu

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