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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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entschieden ab.
    „Ach
ja und was für ein Talent habe ich denn?“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem
Gesicht aus und er kam mir nahe, sehr nahe. Ich konnte seinen warmen Atem auf
meinem Gesicht spüren. Wir waren nur noch wenige Zentimeter voneinander
entfernt. Küssen, fiel mir ein, konnte er verdammt gut, aber das konnte ich ihm
schlecht sagen. Was blieb auf die Schnelle übrig?
    „Du
bist ein guter Zeitreisender. Es ist beeindruckend, wie du dich von jetzt auf
gleich auf eine neue Zeit einstellen kannst. Und du bist ein guter Lehrer, du
hast mir in den letzten Wochen eine Menge beigebracht.“ Warum nur grinste er
weiterhin und blieb so nahe bei mir? Wenn mir schon vorher warm gewesen war,
wurde mir langsam immer heißer. Wann war aus diesem harmlosen Geplänkel ein
solcher Balztanz geworden?
    „Und
dass, wo wir noch eine Tanzstunde nachzuholen haben. Wir sind noch nicht
fertig, oder hast du es vergessen?“ Mir war klar, dass er mit dieser Bemerkung
nicht auf die Tanzstunde anspielte. Seiner Nähe bewusst, schluckte ich kurz und
krächzte mit heiserer Stimme:
    „Wie
meinst du das? Ich finde, ich habe mich heute ganz gut geschlagen. Ich denke
mir, dass wir fertig sind, was das Thema angeht!“ Er schaute mir tief in die
Augen, neigte sich zu mir herunter und flüsterte mir ins Ohr:
    „Ich
kann dir noch viel mehr beibringen, wenn du möchtest.“ Sein Atem kitzelte in
meinem Ohr und versetzte mir angenehme Schauer, die meinen ganzen Körper
durchliefen. Was wollte er damit bezwecken? Ehe ich noch etwas sagen konnte,
drehte er sich um und ging einfach. Ich hörte ihn noch leise lachen und dann
war er weg. Er ließ mich einfach hier stehen! Flirtete mit mir auf Teufel komm
raus und verschwand dann, ohne seinen Worten Taten folgen zu lassen. Für einen Moment
hatte ich tatsächlich den Eindruck gehabt, dass er es ernst gemeint hatte und
mich nicht auf den Arm nahm. Warum tat er mir das nur an?
     
    Irgendwie
war nach diesem Erlebnis mit Phil meine gute Laune passé und ich war völlig
durch den Wind. Ich hatte nur noch einen Wunsch: raus aus diesem Irrenhaus. Ich
ließ einen der Lakaien wissen, dass ich nach Hause wollte. Flugs lief er los
und schon kurz danach kamen John und Meg herbeigeeilt.
    „Ihr
habt gerufen?“ japste John völlig außer Atem, man musste sie wohl aus einem
weit entfernten Winkel des Palasts gerufen haben.
    „Ich
möchte nach Hause, besorgt eine Fähre und begleitet mich.“ Megs Miene drückte
ihr Bedauern aus. Die Feier mit den anderen Dienstboten schien ihr gut gefallen
zu haben und sie war offensichtlich traurig darüber, dass sie schon den Heimweg
antreten musste.
    „Kopf
hoch, das war nicht das letzte Mal. Wir kommen bestimmt noch einmal hierher.“
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
    „Seid
Ihr sicher? Und Ihr nehmt mich wieder mit?“, fragte sie eifrig.
    „Warum
nicht? Nenne mir einen vernünftigen Grund, warum ich meine wunderbare Zofe zu
Hause lassen sollte? Was, wenn sich meine Frisur plötzlich löst?“ erwiderte ich
und schaffte es so dem Mädchen ein glückseliges Lächeln auf die Lippen zu
zaubern.
     
    Zu
Hause angekommen half Meg mir aus meinen Kleidern und löste meine Frisur, bevor
ich sie schlafen schickte. Ihre geröteten Augen und die kleinen Pupillen
verrieten mir, dass sie, trotzdem sie die Feier im Schloss genossen hatte,
dringend Schlaf brauchte. Zumal ich wusste, dass sie am Morgen wesentlich
früher raus musste, als ich. Ich beneidete sie darum, dass sie so müde war und
vermutlich, in dem Moment, in dem ihr Kopf das Kissen berührte, einschlief. Ich
dagegen war hellwach. Immer wieder gingen mir Phils Worte durch den Kopf. Ich
konnte sie nicht vergessen. Warum hatten diese so einen Eindruck auf mich
gemacht und warum hatte es mich so geärgert, dass er mit Bess Throckmorton
geflirtet hatte? Er war doch nur ein Freund. Ich hatte doch keine Gefühle für
ihn! Warum hatte ich dann so eifersüchtig reagiert? Es gab doch keinen Grund
dazu, oder doch? Zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich nicht doch mehr für
Phil empfand, als ich bisher bereit war zuzugeben, verwarf diesen Gedanken aber
sogleich wieder. Wir arbeiteten eng zusammen, da entstand eine gewisse
Beziehung, aber deswegen gleich Gefühle zu haben, war doch ein wenig zu viel
des Guten. Ich wälzte mich im Bett hin und her, konnte jedoch keinen Schlaf
finden. Plötzlich hörte ich, dass die Tür geöffnet wurde und jemand hereinkam.
Der schwache Schein einer Kerze fiel auf mein Bett.

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