Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Einsiedler der Ewigkeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wegener
Vom Netzwerk:
Physiker. »E s kommt mir wie ein Traum vor, den ich längst wieder vergessen habe. Ich staune über mich selbst.«
    »Andere auch«, versicher te Simon Beckett stirnrunzelnd. »Kommen Sie heute Abend wieder, wir werden noch einen kurzen Test anstellen, der auch die letzten Zweifel beseitigt. Für mich ist das jedenfalls unbegreiflich.«
    Harder folgte dem Physiker, der sich anschickte, die Unfallstation zu verlassen. Sein Blick fiel auf den großen Wandkalender. Auf der Erde schrieb man den 2. Juni des Jahres 2000. In vier Tagen würde die Welt untergehen. Und Cornelius van der Neuzen würde es sein, der das Chaos auslöste.

 
    15
     
     
     
    Die Kommission kam ein paar Stunden später. Die Spezialisten standen vor einem Rätsel. Die Vernehmung der verantwortlichen Männer hatte keine sichtbaren Aufschlüsse gegeben. Als man Harder endlich entließ, war es schon dunkel. Während er zum Bungalow des Physikers hinüberging, bewegten ihn sonderbare Gedanken. Van der Neuzen hatte einen Schock erlitten, der sich bald schon – vielleicht schon heute Nacht – auszuwirken begann. Er hatte vor, den Physiker zu beobachten, den Mann, der ihm vor mehr als viertausend Jahren einen bescheidenen Blumengruß an das Denkmal gelegt hatte. Oder vor dreißig Jahren, wenn man die jetzige unstabile Zeit zugrunde legen wollte. Damals war der Physiker im Range eines Majors noch ein kleiner Junge gewesen. Heute war er ein Mann, der unter der Einwirkung eines Schocks lebte und in einem Augenblick geistiger Abwesenheit eine Welt zum Untergang verurteilte.
    Aber das wusste außer Harder kein Mensch. Sie würden es erst erfahren, wenn es zu spät und die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten war.
    Harder sollte das verhindern. Er hatte van der Neuzen zu töten, noch bevor er den Untergang heraufbeschwor.
    Der Physiker las in einer Fachzeitung , als Harder ihn aufsuchte. Dem ehemaligen Astronauten fiel es schwer, dem Mann offen in die hellen Augen zu blicken. Überdeutlich spürte er wieder, dass er für eine solche Aufgabe höchst ungeeignet war. Harder wusste nicht recht, wie er das Gespräch beginnen sollte, aber van der Neuzen blickte bedauernd auf seinen Gast.
    »Morgen kann ich wieder einmal meine Sachen packen«, murmelte er. »Dann muss ich die Versuchslabors wieder mit der kalten Umgebung des Zentrale-Tiefbunkers vertauschen. Es fällt mir immer schwerer. Am liebsten bliebe ich hier.«
    »Ist es tatsächlich wahr, dass Sie Ihren Urlaub immer dazu benutzen, um in den Labors und Werkhallen zu arbeiten?«, fragte Harder, nur um überhaupt etwas zu sagen, obwohl er es schon seit Langem wusste.
    » Ja, das stimmt. Das bringt mir regelrecht Entspannung, denn als sogenannter ›Knopfdruck-Offizier‹ ruht eine Verantwortung auf mir, die sich einfach nicht in Worten ausdrücken lässt. Ich habe Angst vor meinen eigenen Nerven, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen«, gab Harder zu. »Mir geht es manchmal genau so wie Ihnen.«
    »Kaum vorstellbar.«
    »Nun, man hat mitunter Situationen, vor denen man sich geradezu fürchtet. Man will es meist nur vor sich selbst nicht zugeben.«
    Harder trank den angebotenen Whisky aus. Er kam sich vor wie ein Henker, der seinen Todeskandidaten bewachte.
    Dann kam der erste Anfall. Er kam so abrupt und überraschend, dass Harder , der jeden Augenblick damit rechnete, dennoch erschrak.
    Van der Neuzen sah plötzlich aus starren Augen auf Rex Harder, der krampfhaft zu schlucken begann. Die Finger des Physikers und verantwortlichen Gegenschlags-Offiziers verkrampften sich um das Whiskyglas.
    Dann begann er in heller Panik zu stöhnen. »Da kommen sie«, hörte Harder ihn keuchen. »Es sind mehrere hundert, nein, tausend sogar. Ihre Flugzeit beträgt nur noch dreißig Sekunden, dann werden sie einschlagen.«
    Van der Neuzens Gesicht wurde immer starrer, dann schlug er mit beiden Händen blindlings durch die Luft. Vor seinem geistigen Auge rollte ein gespenstischer Film ab. Der zentralasiatische Block hatte den atomaren Vernichtungsangriff ausgelöst. Jetzt bereiteten ein paar wahnsinnige Offiziere den Untergang einer Welt vor. Die nuklearen Raketen waren unterwegs. Keine Macht der Welt konnte sie mehr aufhalten. Es blieb gerade noch Zeit, den Gegenschlag auszulösen, der den Untergang endgültig besiegelte.
    Van der Neuzen drückte auf den grellroten Knopf. Niemand konnte ihn daran hindern, denn er war der allein Verantwortliche. Vom amerikanischen Festland stiegen die

Weitere Kostenlose Bücher