Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Einst herrschten Elfen

Titel: Einst herrschten Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
unter dem Eindruck der majestätischen Klippen von Verendii. Er war schon viele Male hier gewesen und staunte doch immer wieder über die Macht und die Stärke, die von jedem Stein ausstrahlten. Hier konnte er wie an keinem anderen Ort stundenlang sitzen und die Pracht von Yniss’ Schöpfung in sich aufnehmen. Die Füße noch im Wasser, hielt er am westlichen Ufer inne und blickte nach oben.
    Der Regen fiel, plätscherte in den Fluss und färbte die Felsen dunkel. Auf dieser Seite war der Aufstieg nicht ganz so schwierig wie gegenüber. Bald würde er den Wald betreten und seine Hinweise und Markierungen an den Wegsteinen und am Schrein des Yniss hinterlassen. Serrin wusste, wo Auum höchstwahrscheinlich landen wollte. Sie hatten verabredet, dass Auum den Schrein aufsuchte, bevor er mit der Suche begann.
    Auum betrachtete die Schlucht. Er war sicher, dass Takaar dort oben auf der Ostseite der Klippen lebte, denn von dort aus hatte man einen unvergleichlichen Ausblick über den Wald, im Westen sogar bis Deneth Barine und Ysundeneth. Man konnte früh erkennen, wer in das Delta hineinfuhr oder in der Bucht vor Anker ging. Natürlich lag hier auch der Shorth als Barriere zwischen ihm und dem Rest der Elfenzivilisation.
    An so einem Ort konnte ein Elf, der im Wald geboren war, alles kommen sehen, was zu ihm wollte, und sich rechtzeitig entscheiden, ob er gefunden werden wollte, lieber ganz wegging oder sich versteckte. Ein Ort, wo das Überraschungsmoment die wichtigste Waffe darstellte.
    Diesseits entdeckte Auum keinerlei Anzeichen, dass dort oben jemand lebte, aber damit hatte er auch nicht gerechnet. Er trottete in den Regenwald, hinterließ seine Hinweise am Schrein und ruderte zum gegenüberliegenden Ufer. Eine Viertelmeile entfernt gab es einen bequemen Weg, doch er zog es vor, direkt an den Klippen emporzuklettern. Er fand die ersten Ansatzpunkte, klemmte in Hüfthöhe die Füße in schmale Risse und begann mit dem Aufstieg.
     
    Von den Klagelauten abgesehen, die aus allen Vierteln zu hören waren, breitete sich unter den Rauchwolken ein befangenes Schweigen in der Stadt aus, als in Ysundeneth der Morgen dämmerte. Ob es nun an den jüngsten Verbrechen der ganz gewöhnlichen Elfen lag, die sonst am Tage ihre Geschäfte öffneten und Brotlaibe verkauften, oder ob die Kunde von der außerordentlich gewalttätigen Reaktion der TaiGethen der Grund war, konnte man nicht ermessen.
    Pelyn stand auf dem Dach des Hausolis-Theaters und erkannte nun doch, dass Katyetts Entscheidung, sich hier einzurichten, klug gewesen war. Das war aber auch das einzig Vernünftige, was sie überhaupt an diesem Morgen entdecken konnte. Der arme Olmaat lag nicht mehr unten im Schauspielhaus, sondern war mitten in der Nacht auf einer Trage weggebracht worden, nachdem die Aufständischen die Straßen verlassen hatten und man sich draußen wieder einigermaßen sicher bewegen konnte.
    Die Ynissul waren dem Ruf der Kriegerelite gefolgt und hatten sich in der riesigen Mulde des Ultan im Osten der Stadt versammelt. Sie würden alle Entscheidungen mittragen, welche die TaiGethen fällten. Die meisten Al-Arynaar hatten bei der Flucht geholfen und die Ynissul aus dem Schlaf geweckt, sie aus Verstecken gelockt und sie bewacht, als sie die verunstalteten Häuser verlassen hatten, um sich mit den Begleitern zu treffen, die sie in den Regenwald führen würden.
    Alles war schnell und ohne Zwischenfälle abgelaufen. So, wie man es von den TaiGethen kannte. Pelyn beneidete sie. Nicht um ihre Geschwindigkeit, um die Kraft und die außergewöhnlichen Fähigkeiten, sondern um die Klarheit ihrer Wahrnehmung. Um ihren unerschütterlichen Glauben. Man konnte sie schlichte Gemüter nennen, aber sie kannten keine Verwirrung. Zwischen Schwarz und Weiß gab es keine Grautöne.
    Das zunehmende Licht, noch gedämpft durch niedrig hängende Wolken, weckte in den Al-Arynaar, die auf dem Dach des Theaters postiert waren, ein Gefühl frustrierter Trauer. Verschiedentlich hörte Pelyn Gemurmel. Sie hatten die letzten Regentropfen von den Stadtplänen gewischt und konnten nun die Schäden notieren.
    Unten im Hafen qualmten geschwärzte Balken, hier und dort waren sogar noch Flammen zu entdecken. Es hatte große Zerstörungen gegeben, einige Masten versenkter Boote ragten aus dem Wasser, auf den Molen lag Unrat. Mehr als die Hälfte der Lagerhäuser war zerstört, damit war auch ein großer Teil des Reichtums von Ysundeneth verloren.
    Nachdem die TaiGethen am vergangenen

Weitere Kostenlose Bücher