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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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rollten
ihn im Mehl aus. Ich ging zum Nachbarfenster hinüber, weil es angekippt war und
man dort besser sehen konnte, und im nächsten Augenblick hörte ich eine von ihnen
sagen:
    »Er hat
das gleiche Gehirn – er hat sein Gehirn geerbt!«
    Und eine
der beiden anderen antwortete: »Ja, er ist fast genauso begabt wie sein Vater
…«
    »Und später
wird er dann ein Buch schreiben, dessen Thema die Zögerlichkeit ist« , ergänzte
die Dritte. »Sein Protagonist weiß zwar recht gut, wo es lang geht, aber er hält
sich nicht daran. Er lebt weiter im ewigen Konflikt zwischen Egoismus und Solidarität
…«
    Darauf lachten
alle drei ganz fürchterlich über ihre aufgeblasenen Wichtigtuereien und schlugen
sich gegenseitig auf die Handflächen und bestäubten und bewarfen sich mit Mehl,
bis sie wie gepudert aussahen …
    Ich rieb
mir die Augen, weil das Ganze so unwirklich war und man wegen der Schlieren in den
Scheiben nicht alles genau erkennen konnte.
    Mir war
nicht ganz klar, wen sie eigentlich damit meinten. Über meinen Alten konnten sie
jedenfalls kaum gesprochen haben, denn Bücher zu schreiben, gehört für Pottkämper
senior seit jeher zu den überflüssigen Tätigkeiten. Ich hoffe nur, dass ihnen das
Brot geschmeckt hat.

7
     
    Bevor ich in Sachen Anjas Verschwinden
unnötig meine Absätze ruinierte, rief ich erst einmal ihre Freundinnen an. Die ganze
schnatternde Gänseschar – und immer hübsch der Reihe nach. Vielleicht wussten sie
ja, wo Anja steckte …
    Aber das
ist ungefähr so, als wolle man einen Beutel Wasserflöhe dazu bringen, auf den Mars
auszuwandern. Sie schienen überhaupt nicht zu begreifen, was ich von ihnen wollte.
    Ich fragte:
»Wo ist Anja?«
    »Du meinst
deine Schwester?«
    »Eure Freundin
Anja Pottkämper« – diese sechzehndreivierteljährige Schlampe, wäre mir fast herausgerutscht,
die es mit Kerlen jeden Alters treibt, nachts die Musikboxen explodieren lässt und
Blusen trägt, bei denen man sich gleich die Unterwäsche sparen könnte.
    »Bist du
ihr Bruder?«
    »Wer sonst.«
    Worauf ihnen
prompt die geniale Antwort einfiel: »Das könnte jeder sagen.«
    »Aber ich
bin nicht jeder. Ich bin Albert.«
    »Vielleicht,
vielleicht auch nicht.«
    »Was spricht
denn dagegen, mir zu sagen, wo meine Schwester steckt?«
    »Fremden
geben wir keine Auskunft.«
    Irgendwann
brachte mich diese nicht mehr enden wollende Schmierenkomödie dazu, ausfallend zu
werden und ich schrie ins Telefon: »Sibylle, du blöde Kuh. Ich hab dich schon mit
drei Jahren im Sandkasten an den Haaren gezogen, und jetzt willst du mir weismachen,
dass du mich nicht mehr an der Stimme erkennst?«
    »Stimmen
kann man verstellen. Und mit Leuten, die beleidigend werden, reden wir nicht.«
    So ging
es den ganzen Vormittag weiter. Ihre Freundinnen plapperten wirres Zeug, redeten
von der weinenden Madonna von Tschenstochau, von Angelina Jolies Zwillingen, die
angeblich pro Stunde zwei Kilo Fleischwurst verdrückten, und Mohammed Alis zwanghaftem
Faible für karierte Unterhosen – von all dem Blödsinn, der in den Magazinen steht,
die junge Mädchen verschlingen.
    Dann hatte
ich eine an der Strippe, die Vanessa hieß und die mir ihr halbes Leben erzählen
wollte. Ihr Redefluss war wie ein Monsunregen, der alles wegschwemmte. Sie sagte,
sie hätte schon mindestens 20 Mal ihre Periode nicht bekommen, aber sie würde trotzdem
nicht schwanger.
    »Na und?«,
fragte ich. »Willst du noch mehr Verrückte in die Welt setzen?«
    »Verrückte,
wieso?«
    »Sieh dir
doch an, wie es auf dem Globus zugeht. Die Kerle schlachten sich ab und die Frauen
machen sich schön. Im Kessel von Stalingrad haben deutsche Landser den Russinnen
sogar ihre Zahnpasta als Schönheitscreme verkauft, um nicht zu verhungern. Deshalb
liefen damals so viele von ihnen mit weißen Gesichtern durch den Schnee.«
    Vanessa
sagte, es gäbe schließlich so etwas wie eine Verantwortung der jungen Frauen, Mutter
zu werden. Wenn alle sich der Verantwortung entzögen, sehe es nämlich schlecht aus
für den Fortbestand der Zivilisation. Dann gäbe es niemanden mehr, der sich um die
Renovierung des Kölner Doms kümmern würde oder die Versorgung der Gräber oder die
Sicherung der Deiche an der Nordsee.
    Ich musste
so stark gähnen, dass mir das Schmalz aus den Ohren fiel. Tatsächlich klebten ein
paar braune Krümel an meinen Fingerspitzen, als ich mir ans Ohr griff.
    »Hör mal«,
sagte ich. »Ich will einfach nur wissen, wo deine Freundin Anja steckt.«
    »Na, bei
Herbert«,

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