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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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allem,
was von der Gülle im Stall an einem so großen, schweren Körper haften bleibt. Ihr
Gewicht drohte mich fast zu ersticken.
    Aber immer,
wenn ich mich von ihrer Last zu befreien versuchte, drehte sie langsam und unauffällig
– als wolle sie mich damit überlisten – ihren Körper, bis sie mir ihr feuchtes und
übel riechendes Hinterteil zuwandte …
    Ich erwachte
mit einem Schrei, der das ganze Haus erschütterte.
    Wenn ich
mich recht erinnere, fuhr ich wie eine Furie aus dem Bett …
    Einen Augenblick
später stand ich zitternd an der Tür, bis Mrs. Nightingale und Ben Johnson mit einer
Laterne den Gang entlanggeeilt kamen.
    »Was ist
passiert?«, fragte Mrs. Nightingale.
    »Die Eselin
…«, stammelte ich. »Es gibt sie tatsächlich. Sie war in meinem Zimmer.«
    »Großer
Gott, Albert hat Fieber«, sagte Mrs. Nightingale. »Es liegt bestimmt am scharfen
Wind hier draußen. Wir sollten einen Arzt rufen.«
    »Ach was,
es war nur ein harmloser Albtraum«, sagte Ben Johnson. »Trink einfach ein Glas Wasser,
Albert und leg dich wieder hin.«
     
    Kurz darauf lernte ich einen 56-jährigen
Deutschen namens Hans Schneider kennen. Sein Bruder betrieb in den USA ein Institut,
das Managern half, mit ihrem hohen Stresspegel fertig zu werden.
    Schneider
machte einen irgendwie verstörten Eindruck und starrte gedankenverloren durch die
Scheiben des Cafés. Er war kürzlich in einem südindischen Wallfahrtsort gewesen.
Dort residierte ein rot gewandeter Guru mit schwarzem Kraushaar, der sich selbst
als Gott bezeichnete – wie Millionen seiner Anhänger, die aus aller Welt zu ihm
pilgerten, um ein erfüllteres Leben zu führen.
    Doch als
Schneider dort eintraf, saß Gott im Rollstuhl und hustete. Er hatte sich das Becken
gebrochen, und seine Gläubigen stellten lange Betrachtungen darüber an, ob es vielleicht
eine besonders raffinierte Methode sei, ihre Frömmigkeit zu prüfen.
    Nach diesem
Fehlschlag war Schneider unverzüglich in die Staaten zurückgekehrt. Im Gespräch
gestand er mir, dass er danach die Transzendentale Meditation erlernt hatte.
    »Beim Guru
der Beatles …«
    »Sie kennen
den Mann?«
    »Ich habe
mal einen Vortrag in den Niederlanden gehört.«
    »Dann wissen
Sie, dass man dafür ein Mantra braucht? Es wird lautlos wiederholt, um ruhiger und
ausgeglichener zu werden.«
    »Anrufungen
hinduistischer Gottheiten, falls es Sie interessiert.«
    »Mein Mantra
macht mir große Schwierigkeiten«, klagte er. »Es lautet ›Sham‹, doch sobald ich
es ein paar Mal wiederholt habe, kommt mir immer das Wort ›Schamhaar‹ in den Sinn.«
    »Das ist
nur eine harmlose sexual-neurotische Marotte.«
    »Aber ich
werde wahnsinnig. Ich kann kaum noch schlafen«, sagte Schneider. »Der Effekt hat
sich ins Gegenteil verkehrt.«
    »Wenn Sie
wollen, verrate ich Ihnen, wie sich das Problem lösen lässt.«
    »Was denn,
sind Sie etwa Experte?«
    »Wie man’s
nimmt. Allerdings bin ich nicht sicher, ob Sie mein Rezept überhaupt hören wollen.«
    »Alles,
was mich von dem verdammten Wort befreien könnte«, beteuerte er.
    »Kochen
Sie aus Ihren Schamhaaren einen Tee. Lassen Sie ihn 20 Minuten ziehen und trinken
Sie das Gebräu über den Tag verteilt in kleinen Schlucken. Das wird Ihnen helfen.«
    »Pfui Teufel«,
sagte Schneider. »Die Brühe würde ich nie herunterbekommen …«
    Einige Tage
später traf ich ihn wieder. Ich genehmigte mir gerade mit tief in die Stirn gezogener
Mütze im Cold Spring Café einen Wild Turkey Rare Breed, weil sie dort keinen Four
Roses anboten, und las die Washington Post. Ich saß im Schatten einer Spiegelsäule,
aber Schneider erkannte mich trotzdem.
    »Beeindruckend«,
sagte er, »damit hätte ich nicht gerechnet. Sie scheinen ja ein besserer Experte
zu sein als die Leute, die mir viel Mist für viel Geld angedreht haben.«
    »Manchmal
muss man über seinen eigenen Schatten springen.«
    »Was halten
Sie davon, wenn ich Sie meinem Bruder in Queens vorstelle? Georg sucht immer Persönlichkeiten,
die unsere Führungselite aus Wirtschaft und Politik zum Thema Stress beraten?«
    So kam es,
dass ich einen für das Publikum ziemlich unersprießlichen Gastvortrag bei der STRESS-CONSULTING
Inc., Queens, New York hielt.

18
     
    Zu meinen Zuhörern zählten Politiker,
Militärs und Manager großer Autokonzerne und Banken. Die meisten waren gut gekleidet,
smart und eloquent.
    Etwa 15
Prozent litten am »Schamhaarsyndrom«, weil sie Transzendentale Meditation praktizierten.
Drei Prozent am

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