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Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Einsteins Gehirn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schmidt
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möglichst viel von den köstlichen römischen Keksen in mich hineinzustopfen, die
mir Prälat Xuereb mit dem Tee reichte.
    »In der
Tat ist unsere Vernunft oft gefährdet«, sagte Benedikt. »Aber der Glaube schützt
auch die Vernunft, weil er fragende und forschende Menschen braucht. Nicht Fragen
behindern den Glauben, sondern jene verschlossene Haltung, die Wahrheit als etwas
betrachtet, das auf immer unerreichbar oder nicht der Mühe wert ist. Der Glaube
zerstört die Vernunft nicht, er bewahrt sie und bleibt sich dadurch selber treu.«
    »Das ist
ein fast wörtliches Zitat aus Ihrer Ansprache als Kardinal zur Einführung der Enzyklika
Johannes Pauls II., wenn ich mich recht erinnere?«
    »Ganz recht.
Vielleicht sollte ich dich zu meinem dritten Privatsekretär ernennen, so gut, wie
du dich in meinen Schriften auskennst?«
    Monsignore
Gänswein, Benedikts Privatsekretär, beugte sich über meine Schulter und flüsterte
mir zu, die übliche Zeit für Privataudienzen – »15 Minuten« – sei abgelaufen.
    Aber Benedikt
winkte ab. »Danke, Georg. Lassen Sie bitte zum Mittagessen noch ein weiteres Gedeck
auflegen. Danach würde ich gern das Gespräch mit unserem jungen Freund bei einem
Spaziergang auf dem Dachgarten fortsetzen.«
    »Oder spricht
etwas dagegen, dass wir den Rest des Tages miteinander verbringen?«, erkundigte
er sich, als Gänswein gegangen war.
    »Ich fühle
mich sehr geehrt …«
     
    Während des Essens trug Benedikt
sein gewohntes weißes Gewand, die Schultern von einer roten Kasel bedeckt. Durch
den Lichtschacht im Esszimmer flutete helles Sonnenlicht – und so war auch der Raum
mitsamt dem Tisch und dem Geschirr von geradezu überirdischem Glanz erfüllt.
    »Ist Gott
denn eine Realität für dich?«, fragte er. »Oder würdest du nur von Glauben sprechen?«
    »Es ist
keine analytische, sondern eine gefühlte Gewissheit.«
    »Also eine
Frage des Herzens?«
    »Man kann
das unfassbar kreative und komplizierte Weltgeschehen durchaus als Handschrift Gottes
deuten. Zumindest würde es erklären, wieso die Dinge genau so und nicht anders sind,
wie der Philosoph Alfred North Whitehead einmal argumentiert hat. Und ist es nicht
seltsam, dass sich das Universum durch unser menschliches Bewusstsein selbst betrachtet?«
     
    Ein Fahrstuhl brachte uns zum Dachgarten
des Apostolischen Palastes. Gewöhnlich trabten seine beiden Sekretäre mit dem Papst
zwischen unzähligen Blumenkübeln und Bogengängen durch das Gewirr kleiner Plätze
und Aussichtsplattformen, von denen sich atemberaubende Blicke auf Rom boten. Doch
diesmal verabschiedete Benedikt Gänswein und Xuereb mit diskretem Wink.
    Als wir
an der Südseite mit Blick auf die Piazza St. Pietro angelangt waren, fragte er:
    »Wenn ich
richtig verstehe, ist Gott nicht wirklich erkennbar für dich?«
    »Meine Meinung
lässt sich am einfachsten an einem Beispiel erläutern. Stellen wir uns den intelligentesten
Schäferhund des Universums vor. Er ist hervorragend angepasst an seine Umwelt und
unangefochtener Anführer jedes Rudels. Aber die Gesetze der Relativitätstheorie
wären ihm völlig unzugänglich. Es handelt sich um eine intelligible Sphäre jenseits
seines Bewusstseins. Ähnlich könnte auch der Geist des Menschen beschaffen sein.
Er erfasst seine Welt, aber es gibt Wahrheiten, die auf immer unerkennbar für ihn
sind.«
    Benedikt
trat an die Brüstung und blickte nachdenklich zum Castel Sant’ Angelo hinüber. »Trotzdem
finden sich überall Zeichen?«
    »Was am
Ende bleibt, ist das Bauchgefühl des Detektivs, der aus Indizien auf den Täter schließt.«
    »Deine Überlegungen
zeigen mir, dass deine Fragen größer sind als deine Antworten.«

36
     
    Pater Gulliver brachte mich ins
Gästehaus, ein fünfstöckiges Gebäude, über dessen Pforte der Name des Gründerpapstes
eingraviert war. Santa Anna wurde im Jahre 1884 von Leo XIII. zur Pflege Cholerakranker
gegründet, danach den Vinzenzschwestern anvertraut und später als Pilgerheim genutzt,
in dem während des Konklaves auch die Kardinäle wohnen.
    Zu diesem
Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, weshalb Benedikt mich ausgerechnet hier unterbringen
ließ …
    Die Eingangshalle
machte einen eher evangelischen Eindruck. Zwei Tattergreise in schwarzen Anzügen
winkten mir freundlich aus der Portiersloge zu.
    »Wo sind
die Klosterschülerinnen?«, fragte ich.
    »In diesem
Hause sind unreine Gedanken immer Einflüsterungen des Teufels«, murmelte Pater Gulliver
und schloss die Tür hinter mir.
    Ich

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