Einzelkaempfer
selbsthypnotisch: Koalition, Reformstau, Opposition, Tarifautonomie, Rezension, Besitzstandswahrer, Lobbyisten, Funktionäre, gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate, Produktivität, Lohnnebenkosten, Stütze, nein, das nicht denken, regt mich nur auf, nicht weiter weiß, Arbeitskreis, Demokratie, schlecht wie nie ... es funktioniert. Over and out.
20
Als ein Wagen blitzeschnelle, langsam um die Ecke fuhr – schlug da eben eine Wagentür? Müde drehe ich meinen Kopf auf die andere Seite. Na und, Wagentür, schlaf weiter. Ein langer Gang, die Wände werfen die Laute meiner Schritte zurück, ganz hinten eine dunkle Tür, verriegelt. Links und rechts viele Türen, offen. Ich schaue hinein. Hier ein Seminar, dort ein Gesprächskreis, da ein Kreißsaal, hier eine Waschanlage, daneben eine Zelle, darin Götz George als Hackebeilmörder sich den Kopf kratzend, gegenüber eine Bar, rotes Licht, auf dem Hocker, mit übereinander geschlagenen Beinen, Hanna. Ihr hübscher Mund öffnet sich ein wenig, verformt sich zu einem blutroten Loch, dass mich in sich saugt ... ahhh. Ich sitze wieder aufrecht. Mann, der Traum hätte richtig klasse werden können. Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft, sinniere ich und höre Stimmen. Jetzt ist es soweit, sagt der Advokat altklug. Da sind Stimmen und zwar deutlich. Ad hat Besuch. Leise robbe ich mich zum Treppenabsatz und spähe ins Wohnzimmer hinunter. Die Köpfe zusammengesteckt sitzt Ad gegenüber einer Frau, die einen dunkelgrauen Overall trägt. Sieht aus wie Hanna. Du träumst noch. Ich erhasche einen Blick auf ihr Gesicht. Es ist Hanna. Rendezvous? Nein, sieht eher nach einer Verschwörung aus. Ja, ja, weil du das Andere nicht willst. Hanna und Ad. Quatsch nicht rum, schimpf ich Kalle – was weiß der schon. Die beiden unterhalten sich im Flüsterton. Ich könnte platzen vor Neugier. Was soll schon passieren wenn ich jetzt auftauche nach dem Motto: Gez stelle mer oos mo janz dumm – wie gesagt, das liegt mir. Okay, Auftritt Heiner von links oben. Barfuss, Hose an. Uhrenvergleich, ruft Kalle, ich tu ihm den Gefallen: 1:33 Uhr.
»Goedenavond«, platze ich in das konspirative Treffen, wobei ich mir meine grauen Haare mit den fahrigen Händen nach hinten zottle und müde dreinschaue. Ad stellt mich der Dame vor. Hanna schaut nur einen winzigen Augenblick lang irritiert, blickt mir eindringlich in meine eisblauen Augen. Sie instruiert mittels eines haarfeinen Fältchens über ihrer Nasenwurzel, dass wir uns noch nie begegnet sind. Ad bietet eine weitere Runde heiße Schokolade an, ob sie bei ihm direkt aus dem Hahn fließt, und entschuldigt sich dafür, dass sie mich offensichtlich geweckt haben. Da nich für, würde mein früherer Ruhrpottkollege jetzt sagen. Es ist sein Haus und ich hätte einen unruhigen Schlaf, entschuldige ich meinerseits meine Präsenz und füge an, nicht weiter stören zu wollen. Ad stellt mir Hanna als eine seiner Studentinnen vor, aus der mal eine berühmte Malerin werden könnte, würde sie etwas fleißiger sein. Sie necken sich. Bei dem Lehrmeister, gibt Hanna zurück. Mir ist das alles eher peinlich, scheine ich hier in ein tête à tête hineingeraten zu sein, oder ... Gut, in den Niederlanden wird manches lockerer angegangen, kommt es dem im Mittelgebirge, zwischen Mischwäldern auf Grauwacken und Fachwerkhäuschen in engen Gassen Aufgewachsenen vor, aber Kunstseminare zur nachtschlafender Zeit? Woran sie arbeite, möchte ich wissen. »An der perspektivischen Wandlung des Raumes, bei Änderung der äußeren Gegebenheiten, wie z. B. einfallendes Mondlicht in einer sternenklaren Nacht, unter Berücksichtigung diverser, subjektiver Erfahrenswelten.« Die ist auf Zack, denke ich mir, der Advokat will sich ausschütten vor lachen. Frei erfunden, raunt er, behalte sie im Auge. Was denn noch alles, gebe ich, Heiner, the one and only, genervt zurück. Merkst du was, fragt Kalle. Was? Die lügen doch alle. Ist mir auch klar, na ja, so halbwegs. Warum hat sie diesen Overall an? Das hab ich mich auch schon gefragt. Nicht fragen, sagt Kalle, klären! Jetzt wird er wieder altklug.
»Wolltet ihr also noch raus, um die Nacht zu studieren?«, beinahe hätte ich Nackt gesagt ... be careful, jammerte die amerikanische Austauschschülerin Terry, der ich einen rostigen Nagel aus der dicken Zehe entfernen musste, nach einer Klettertour in einer stillgelegten Zeche.
»Nein«, sagen beide gleichzeitig. »Hanna wollte gerade gehen«, das klang
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