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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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konkrete Ansage aus Ad’s Mund. Ich tu wie mir geheißen, lege die Pässe, bis auf einen, in die Schublade zurück und lasse den mit Atze Schröder in meinem Hosenbund verschwinden. Immerhin war etwas vom Zauber-Kurs des CVJM Gruppenleiters hängen geblieben. Mit der einen Hand eine sinnlose Bewegung machen, um gleichzeitig mit der anderen den Trick zu vollführen. Meine Linke wedelt also, wie zum Ade-Gruß erhoben über meinem Kopf, während die Rechte Atze im Schritt verschwinden lässt. Man wächst mit seinen Aufgaben, kommt mir der abgegriffene Spruch meines Ausbildungsleiters in den Sinn. Ich mach mich langsam in Sachen Langfinger, was bis dato nicht mein Fall war, doch habe ich meine Nervosität diesbezüglich im Griff, im Moment. Schlechter Zeitpunkt für Gefühle wie Stolz. Was man hat, das hat man, sagte mein Klassenkamerad immer, der wie ein Rabe stahl. Heute schweißt er Schrottskulpturen und lebt in einem alten Wohnwagen, irgendwo im Niemandsland zwischen Hickengrund und Westerwald. Hey alter Freund, ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder, vielleicht bei Rudi und ich spendiere dir mindestens einen Kaffee, klar und was zum Knabbern, denke ich und blicke angespannt in das tiefschwarze Mündungsloch. Wenn er jetzt gleich hinter mir den Boden mit einer Plastikfolie auslegt, wird es rum sein, das Dasein.
    »Setz dich. Du machst mich traurig. Einfach so hier umher zu schnüffeln. Ist das in Deutschland immer noch üblich ...?«, fragt Ad und schaut ehrlich betrübt. Mir fällt dazu gerade nichts ein und Kalle rät, ihn reden zu lassen. Ich setz mich und blicke betroffen auf den Boden. Ein Brotkrümel liegt zwischen meinen Füßen und je eingehender ich ihn betrachte, desto mehr scheint er seine Lage zu verändern, er transformiert sich zu einem Gebirge. Nur in meinem Kopf bleibt alles gleich flach, öde, leer. Kein Plan taucht auf, niemand eilt zur Hilfe.
    Dramatisch schweigend, durch die Nase tief ein- und ausatmend, sinkt der Niederländer mir schräg gegenüber in die Polster. »Okee, dann will ich dir mal was sagen«, spricht Ad in ruhigem Ton, so wie man einem Kleinkind erklärt, dass es nicht nett ist, Regenwürmer in kleine Stücke zu reißen um anschließend ihre physische Veränderung unter Mikrowelleneinfluss zu beobachten. »Ich arbeite an einem Fall von Kunstraub im großen Stil.« Er wedelt kurz mit einem Ausweis vor meiner Nase rum. »Und ich denke nicht daran, mir von einem Typen wie dir, in die Suppe spucken zu lassen. Wer schickt dich?«
     
    Der bis vor kurzem vorlaute Advokat hat keinen Vorschlag zu unterbreiten, auch Kalle hat keine Idee, welche Geschichte ich auftischen könnte. Erzähl die Wahrheit, viel ist es eh nicht, rat ich mir. Gib nur soviel zu, wie man dir nachweisen kann, flüstert mir der Advokat zu, dem eingefallen ist, dass er meine Verteidigung zu übernehmen hat. Wie bereits ab Arnheim geprobt, erzähle ich Ad, wie ich in den Schlamassel hineingeraten bin. Er unterbricht mich nur einmal, um zu fragen, warum ich nicht die Polizei informiert hätte und ich antworte, wie ich bereits im Gespräch mit dem Advokat geantwortet hatte, dass dies für mich keinen Sinn ergab, mit Nichts in der Hand. Ich berichte von dem falschen Hasen, lasse auch die finstre Gestalt in der Garage nicht aus, erzähle von dem Post-It an seinem Hintern und beschreibe, was ich im Hafen beobachtet hatte. Was ich ihm nicht erzähle sind die Geschehnisse, die ich innerhalb der Halle mitbekam. Besser, du weißt so wenig wie möglich, schlaumeiert Kalle. Daher sage ich nur, dass ich in die Halle hineingeschlüpft bin, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie eine handvoll Männer diese Hals über Kopf wieder verlässt. Das Auffinden des Streichholzbriefchens erwähne ich noch, denn tief drinnen hege ich den Verdacht, dass Melody in der Halle doch Ad hätte sein können, der es dort hat fallen lassen. Die Begegnung mit Hanna lasse ich außen vor, ist bestimmt besser so. Ich bitte um ein Glas Wasser, da ich überlegen muss, ob ich von der Bar und dem Anruf berichten soll. Gibt kein Wasser, ich muss weiter auf dem Trocknen schwimmen. Geh mal davon aus, dass Ad es war, der das Briefchen hat fallen lassen, dann wäre es doch besser für deine Glaubwürdigkeit, davon zu berichten, meint der Advokat, während ich mir Zeit schindend einen nicht vorhandenen Frosch aus dem Hals huste. Ich erzähle also von der Bar und dem Anruf beim falschen Hasen und auch meiner Überraschung als dort ein Kommissar Schneider am Hörer

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