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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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du warst vor der Halle und hast keine Ahnung was darin geschehen ist«, setze ich meine Rede fort und sie lächelt nicht mehr ganz so selbstsicher. Weiter mit Oberwasser: »Was hat Ad mit Kunstraub zu tun?« Ha, das war nicht schlecht, lobt der Advokat, einfach so tun, als wüsste man Bescheid. Sie überlegt, ob und was sie preisgeben kann, saugt die abgestandene Luft mit einem Seufzer ein: »Okee. Ad ist Polizist und er arbeitet schon viele Jahre in der Abteilung für Raub. Die Leute für die ich arbeite vermuten Betrug. Aus dem Museum in Amsterdam sind einige Bilder durch Fälschungen ersetzt worden. Zeitgleich wurden weltweit Exponate des gleichen Künstlers aus Privatbesitz gestohlen. Wir schätzen, dass ein vermögender Sammler konkrete Aufträge erteilt hat.« Ich schweige und blicke erwartungsvoll in ihre wunderschönen Augen. »Wie so oft in den Ländern verdienen hier viele Verbrecher besser als Polizisten. Hast du Ads Schwager kennen gelernt – er hat eine Autowerkstatt und einen Sicherheitsdienst. Ad hilft bei ihm aus. Objektschutz, verstehst du?« Ich nicke.
    Sie fragt: »Was hast du zu bieten?«
    »Gegenfrage: Welche Beweise für deine Version hast du?«
    »Keine präsent. Du musst mir schon glauben.« Glauben heißt nicht wissen, lässt Kalle altklug verlauten. Was sagt mir mein Gefühl, ich horche, außer Kopfweh, Kieferschmerzen und Magendrücken, kann ich nichts Konkretes feststellen, doch, Durst. Gedankenleserin wirft mir eine Cola zu. »Du weißt doch schon alles«, versuche ich lachend Bonuspunkte bei ihr zu sammeln. Sie bleibt unbeeindruckt: »Erzähl schon.« Ich berichte, was ich in der Garage gesehen habe, die Sache mit dem Einweckglas lasse ich bei Seite, erzähle, wie ich zu dem Streichholzbriefchen gekommen bin, meine Vermutung, dass es Ad gewesen sein könnte, behalte ich für mich, und letztendlich lasse ich sie wissen, wie ich in Ads Haus gekommen bin.
     
    Sie fragt, wie ich überhaupt in die Geschichte geraten konnte und ob Ad mich vorher schon im Visier hatte. Seine Masche wäre die Panne mit dem Wohnwagen. Das kann ich bestätigen. Doch woher kennt sie Ad und das so gut, dass sie zu nachtschlafender Zeit bei ihm aufkreuzen kann. Sie seien Kollegen gewesen, früher mal. Dann macht sie dicht, will nicht über das ›Frühermal‹ sprechen. Ein konstruktiver Vorschlag wäre jetzt gut, denke ich mir und fange schon zu reden an, ohne den Vorschlag bis zum Schluss durchdacht zu haben, Risiko. »Morgen Mittag soll so ein Typ den Rest einer Lieferung bringen, den, den er unterschlagen hat.« Sie wird sehr aufmerksam: »Wohin?« Das habe ich leider vergessen, doch so kann ich es unmöglich gestehen. Ich stütze den Kopf in die Hände und strubbel mir durch den Schopf. Denk nach, denk nach. Es war irgendwas mit Plein. Ich bitte um einen Stadtplan. Wie auf Kommando zieht sie einen aus der Brusttasche ihres Overalls. Ich gehe alles durch und stelle betreten fest, dass es hier sehr viel mit Plein gibt, was wohl Platz bedeutet. Viel Plein viel Pein. »Du weißt es nicht mehr.« Große Enttäuschung ihrerseits. Der Zettel, Heiner, du hast doch noch die Telefonnummer. Ich schlage übereilt vor, dass wir den Typ wieder anrufen und ihn an einen Platz unserer Wahl dirigieren. Sie zieht eine Augenbraue in die Höhe, was sie wie eine strenge Lehrerin aussehen lässt. Das ginge nicht. »Wir müssen auch wissen, was Ad damit zu tun hat und so werden wir den Deal nicht beobachten können.« Stimmt. Lieber Himmel, erst denken, dann reden, keift mich die Aushilfspastorin im verhassten Konfirmandenunterricht an. Was wusste die schon. Und außerdem hat dich die Überdosis Absinth einige Hirnzellen gekostet, baut der Advokat meine Verteidigung auf. Deshalb der Hammerschädel. Hirnzellen entschlafen nicht friedlich, sie sterben qualvoll unter großen Schmerzen, jede einzelne Schreit um ihr Leben. Vergebens. Massensterben. Die Tabletten zeigen erste Wirkung. Wirst schon wieder, setzt der Jurist väterlich hinzu und macht Anstalten mir übers Haupt zu streichen. Bloß kein Mitleid, schweig!
    Hanna kramt im Bauch einer alten Eckbank, findet das Gesuchte und wirft mir einen schwarzen Overall zu. »Na gut, vielleicht kann ich dich noch gebrauchen. Aber wenn du mit willst, ziehst du die sauberen Sachen hier an.« Heiner, du stinkst wahrscheinlich, rümpft der gebügelte Advokat die Nase. Er scheint beleidigt zu sein. Ich sehe mich um, nirgends eine Möglichkeit sich frisch zu machen. In Windeseile ziehe ich die

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