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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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koffie«, die Gedankenleserin spricht in den Apparat einer Fastfood-Kette. Oh, Hanna, ich liebe dich. Hey, Heiner, nur weil sie dir Kuchen kauft, brauchst du ihr weder Hirn noch Herz im Tausch zu schenken. Hab ich wirklich: Ich liebe dich gedacht? Das war im Überschwang der Hungergefühle, beruhige ich mich und lächle sie dankbar an, während sie mir die Tüte rüberreicht. Wir genießen schweigend. Sie fährt weiter, ich nehme ihr den Becher aus der zarten Hand, gebe ihn zurück, nehme ihn an, alles im stillen Einvernehmen, wie ein eingespieltes Team, bis sie ihn geleert hat. Am liebsten würde ich ihr die Krümel von den Textilien picken, mit gespitzten Lippen. Halt an dich, Kontenance, maßregelt der Advokat. Bist wohl selbst scharf drauf, necke ich ihn. »So, wir sind da.« Wo? Weshalb ich hier und jetzt da bin, ist mir in den vergangenen Minuten völlig entfallen.
     
    Wir stehen vor den eisernen Toren einer schwach beleuchteten, doch erkennbar herrschaftlichen Villa, Welcome to the Hotel California. Hanna betätigt den Knopf einer Gegensprechanlage, ähnlich wie eben, nur dass jetzt lautlos das Tor auf unsichtbaren Schienen nach links und rechts in die Dunkelheit gleitet. Schon immer einmal wollte ich mit einem Wagen über schneeweißen Kies fahren, dass es reich knirscht. Das Gewicht des Transits ist eventuell vergleichbar mit dem eines kleineren Rolls und mit dem Geräusch des Widerwillens werden die kleinen wie gekämmt vor uns liegende Steine zusammen- und zur Seite gedrückt. Die durch Bewegungsmelder aktivierte Außenbeleuchtung strahlt uns den Weg, rechts um eine Blumenrabatt-Insel herum, bis vor eine marmorne Treppe, die sieben Stufen zählt. Die Villa ist rosefarben gestrichen, Geschmacksache, die Fenster reichen bis fast zum Boden, schnörkellos, prächtig. Dat war nätt billich, würde Rudi von der Tankstelle jetzt sagen und dabei die linke Augenbraue beachtlich in die Höhe ziehen. Ich erhalte die Weisung zu warten, da sie mich ankündigen müsse. »Besser ist das«, sagt sie und springt aus dem Wagen, geschmeidig wie eine Katze, die Treppe hinauf, durch die weiße Tür, die wie von Geisterhand sich öffnet. Cut. Die Lichter gehen aus, nur das vor dem Haus wirft einen matten Schein. Ich sitze im Dustern. Selbst wenn ich den Ford durchstöbern wollte, würde ich nur wenig erkennen können. Den gefälschten Pass von Ad werde ich bei mir behalten, beschließe ich. Es wird kühl im Wagen und mehr neugierig verspielt fangen meine Hände zu suchen an. Metall, eine Waffe. Finger weg. Eine Schachtel, darin rappelt es – Patronen. Finger weg. Kleine folierte Päckchen, handlich, eingeschweißt, Kondome. Sicherheit geht vor, ich muss grinsen und denke daran, eines einzustecken, Advokat: Finger weg. Meine Hände gleiten weiter durch das Interieur, unter den Sitz und erwischen ein dickes Buch, worin etliche Zettel stecken, nur nichts durcheinander bringen. Der Einband spiegelt sich ein wenig im sanften Licht der sternenklaren Nacht und ich kann erkennen, dass es sich um ein Kunstbuch handelt. Ich sehe schemenhaft Sonnenblumen durchs silberne Mondlicht. Leg es beiseite, bloß kein Eselsohr reinmachen, haucht mir meine Schwester ins Ohr, dass mir ein Schauer über den Rücken lief, ertappt mit dem Sexbuch unserer Eltern, dass sie unter den Arbeitssocken und Kittelschürzen versteckt hielten. Auch sie warf einen Blick hinein, sie hätte es lesen sollen, dachte ich später oft, wir schauten nur die Bilder an, kicherten, bis eine Tür zuschlug. Schnell, steck es weg. Das war knapp, damals wie heute. Die Tür des feudalen Hauses ist so leise zu- wie aufgegangen, der Kies hat sie angekündigt und bevor sie mich durchs Seitenfenster ansieht, liegt das Buch wieder an seinem Platz. Sie winkt mich mit einer eiligen Handbewegung heraus und dirigiert mich in die Villa. »Ich lasse das Auto verschwinden und du wirst hier heute Abend aushelfen. Das ist Ole«, sagt sie und zeigt auf einen Panzerschrank, »geh mit ihm. Stell jetzt keine Fragen, je weniger du weißt, umso besser – das ist jetzt sehr wichtig für uns.« Sie hat UNS gesagt!
    Bisher war sie sehr cool, doch soeben entdecke ich kleine rote Hektikflecken auf ihrem hübschen Hals. Nosferatu würde bei diesem Anblick Appetit bekommen. Ich stelle keine Fragen und schaue Ole ins Gesicht, der mich kritisch taxiert. Hanna ist bereits wieder zur Tür raus. Meine Uhr muss ich irgendwo auf dieser Reise verloren haben. Zeitlos, sozusagen. Es ist jetzt ungefähr 20:30 Uhr,

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