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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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als Tagesangebot gab?«, versuche ich möglichst investigativ zu fragen, während Astrid mir mit zusammengepressten Lippen zunickt.
    »Ja. Dann zwei Mal, bitte«, ergänzt diese weit weniger interessiert an Küchenkrieg.
    »Sehr gern«, entgegnet Monamour und clogst hinter die Theke.
    »Wir sollten Druck aufbauen!«, zische ich meiner Freundin entgegen.
    »Wieso? Ich finde diese Mona irgendwie nett. Und Konkurrenz belebt doch das Geschäft.«
    »Du kennst sie doch gar nicht! Was ist, wenn sie eine Massenmörderin ist oder eine CSU-Wählerin oder eine Ehebrecherin!« Das Thema geht irgendwie mit mir durch.
    »Die CSU kann man nur in Bayern wählen. Aber wo du gerade von Ehe sprichst«, Astrids rundliche Wangen röten sich, »ich kann … ich meine … mir ist … ich werde … kann Sebastian nicht heiraten.«
    »Bitte? Ich meine … aber … und was sagt Sebastian dazu?«, stottere ich wie sie vor mich hin.
    »Das ist das zweite Problem. Ich kann Sebastian nicht sagen, dass ich ihn nicht heiraten kann. Weil ich nicht ausschließen kann, dass ich ihn vielleicht doch heiraten möchte.«
    »Hm. Du kannst wenig.«
    Astrid beantwortet meine Zusammenfassung mit einem Lächeln unter den leicht geröteten Pausbäckchen. Verlegen dreht sie ihre dicken Locken um einen Finger.
    »Das Verrückte daran ist, ich kann dich wirklich gut verstehen, Astrid.«
    »Mal ehrlich. Woher merkt man, ob man jemanden liebt?«
    »Ich glaube, daran, dass man sich diese Frage nicht stellt.«
    »Ist das so einfach? Ich meine, ich bin doch vielleicht nur im Zweifel.« Sie kaut auf ihren Schmolllippen herum. »Wie wenn man nicht weiß, ob man Brust oder Keule bestellen soll. Eigentlich liebt man Brust, aber du zweifelst kurz, bevor du sie bestellst. Aber das schließt ja nicht aus, dass du sie liebst, wenn sie dann so vor dir auf deinem Teller liegt und du während des Essens merkst, wie glücklich du bist … Warum siehst du mich so an? Hast du mir zugehört?«
    »Astrid, sag mir bitte nur, dass es keine Keule gibt!«
    »Nein. Pfff. Ich hätte es dir lieber mit Nachtischvarianten erklären sollen.« Meine Freundin seufzt, während Monamour zwei tiefe Teller mit grüner Suppe vor uns platziert. Astrid schnuppert daran wie ein Kaninchen an frischem Gemüse.
    »Kann es nicht sein, dass Lena dir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat, weil sie selbst gerade so zweifelt?«
    Mist! Hatte ich das gerade gesagt? Mona sieht mich unvermittelt an, um dann ihren Blick durch das Fenster auf die andere Straßenseite zu Lena wandern zu lassen. Für strategische Kriegsführung bin ich sicher, sicher nicht geeignet.
    »Die Rechnung bitte«, sage ich schnell, um Mona zu beschäftigen.
    »Aber wir haben doch noch nicht mal gegessen!«, unterstützt mich Astrid bestens.
    »Auch wieder wahr. Ich möchte die Rechnung trotzdem schon mal haben.«
    Mona zieht Block und Bleistift aus der Schürze, kritzelt etwas auf das oberste Blatt und legt dieses mit Nachruck auf den kleinen Tisch zwischen unsere Teller.
    »Bitte schön!«
    Astrid sieht mich mit hochgezogenen Brauen an, während ich mich beeile, mein Portemonnaie aus der Tasche neben dem Stuhlbein zu fischen und Mona einen Schein zu reichen.
    »Stimmt so.«
    »Schmeckt lecker«, meint Astrid.
    »Ja«, sage ich zerknirscht, »finde ich auch.«
    »Übrigens verhältst du dich alles andere als unauffällig.«
    »Schon gut. Ich weiß.«
    »Und ich muss dir da noch etwas sagen.« Astrids Stimme verrät mir, dass dieses »etwas« nichts Gutes bedeutet. Das sanfte Kräuseln ihrer Nase bestätigt mich in meiner Annahme. Das macht Astrid immer, wenn sie sich nicht wohl fühlt.
    »Bitte reg dich nicht auf.«
    »Ich bin ganz ruhig.« Schnell schiebe ich mir einen weiteren Löffel Suppe in den Mund, in der Vorahnung, nachdem Astrid weitergesprochen hat, keinen weiteren mehr genießen zu können.
    »Ich habe mich gestern mit Christina getroffen.«
    Der Löffel fällt in die Suppe, so dass kleine grüne Spritzer auf meinem T-Shirt landen. Schlagartig lenke ich die Aufmerksamkeit auf die Baumwolle, um mit Akribie an den betroffenen Stellen zu rubbeln, in vollem Bewusstsein darüber, dass dies keinerlei Einfluss auf die Flecken haben wird.
    »Anna. Hörst du mir zu?«
    »Sicher«, entgegne ich und blicke mich nach einer Toilette um. Ich entdecke Mona, wie sie hinter einer Tür in einem Raum mit verkachelten Wänden und Waschbecken verschwindet, und spiele mit dem Gedanken, ihr zu folgen.
    »Als wir sie das letzte Mal gesehen haben,

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