Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke
zu kommen, zurück zu meinem alten Job, zurück zu dir.«
Das Handy vibriert in meiner Hand. Ich starre in Alex’ Augen, um die Bedeutung seiner Worte zu erfassen.
»Anna. Du hast eine SMS bekommen.«
»Richtig. Sicher.«
Mein Blick wandert von Alex zu meinem Handydisplay. Die Hoffnung, dass Moritz mir eine Nachricht geschickt hat, macht mich nervös.
Hi Anna.
Ich habe mit Sebastian gesprochen.
Die Hochzeit ist abgesagt.
Er hat seine Sachen gepackt.
Sogar den ausgestopften Elchkopf
überm Gästeklo.
Alles Scheiße!
LG Astrid
16.
Beste Feinde
S amstag. Sonntag. Keine Nachricht. Der unerträglichste Zustand von allen. Warten. Hoffen. Passable Gründe suchen für sein Verhalten. Warum ruft ein Mann nicht an?
Vielleicht hat er aus Versehen meine Nummer aus seinem Handy gelöscht!
Oder er leidet seit der gemeinsamen Nacht unter einer plötzlichen schweren Erkrankung, die es ihm unmöglich macht, in irgendeiner Art zu kommunizieren!
Oder er hatte am Wochenende einfach irrsinnig viel zu tun.
Oder kein Handynetz.
Andererseits, Moritz kennt nicht zuletzt durch meine Bewerbung beim MeMa meine E-Mail-Adresse, meine private Anschrift und meine Festnetz- und Mobiltelefonnummer. Außerdem habe ich einen Facebookaccount und twittere. Im Grunde ist es in unserer heutigen Gesellschaft schwerer, sich bei jemandem nicht zu melden, als Kontakt mit ihm aufzunehmen! Manchmal rufe ich sogar Leute an, obwohl ich es gar nicht will, nur weil sich das Handy in meiner Handtasche ungünstig verkeilt hat!
Bei Moritz hingegen verkeilte sich bis Montagmorgen rein gar nichts. Und er unterlag auch weder einer schlimmen Krankheit noch stimmte etwas mit seinem Mobilfunktelefon nicht, wie ich feststellen kann, als er mir mit selbigem an die rosige Wange gedrückt Montagmorgen im Verlag entgegenkommt. Als unsere Blicke sich treffen, lässt er das Handy von seinem Ohr rutschen, ohnedass er das Gespräch beendet hätte, und schenkt mir ein unbeholfenes Lächeln.
»Guten Morgen, Anna.«
»Guten Morgen«, lächle ich zurück, während die wohlige Wärme, die sich bis in meine Wangen ausbreitet, meinen Groll darüber, dass Moritz sich nicht gemeldet hat, hinwegspült.
»Schön, dass es dir gut geht.«
»Wieso sollte es mir nicht gut gehen?«
»Du hast dich das Wochenende lang nicht gemeldet. Und da dachte ich, du seiest vielleicht krank oder hättest meine Nummer verloren. Ist dein Handy vielleicht kaputt?«
Grübchen graben sich in seine Wangen, dass es mich verzückt.
»Und was ist mit deinem Handy?«, entgegne ich.
Moritz verschränkt die Arme vor seiner Brust, an seinen strahlenden Augen bemerke ich, dass er sich aber gerade keineswegs vor mir verschließt. Ich verbiete mir selbst, mich länger im tiefen Braun seiner Augen zu verlieren.
»Du bist wortlos aus meinem Atelier verschwunden. Eigentlich bedeutet das doch nichts anderes als Lass mich in Ruhe! , oder etwa nicht? Was ich damit sagen will, für gewöhnlich belästige ich Frauen nicht weiter, wenn sie nach dem Sex mit mir das Weite suchen.«
»Für gewöhnlich? Soll das heißen, so etwas passiert öfter?« Mir fällt das Lächeln aus dem Gesicht, obwohl ich mir alle Mühe gebe, heiter und entspannt zu klingen und als ob ich mich schon jetzt darauf freuen würde, gleich mit Moritz gemeinsam lausbübisch über seine Bettgeschichten zu lachen. Moritz hingegen presst kurz die Lippen aufeinander, bevor er weiterspricht, löst die Verschränkung seiner Arme und lässt sie locker an seinem Körper herabsinken, dass sie mich fast berühren.
»Ich habe Samstagmorgen beschlossen, ich belästige die Fraunicht weiter, die nach dem Sex mit mir das Weite gesucht hat.« Moritz lächelt erneut.
Ich hänge an seinen Lippen, würde am liebsten hier in der Redaktion in diesem Moment über ihn herfallen, als sich in meinem Rücken die Verlagstür öffnet. Ich drehe mich nicht um. Klebe weiter an Moritz’ wunderschönem Mund und den weißen Zähnen, die aus ihm hervorblitzen, mit dem Wunsch, er solle ewig weiter mit mir reden, während Moritz den Kopf hebt und über mich hinweg die Person hinter mir mit offener Miene begrüßt.
»Anna, ich glaube, unsere Frau des Monats ist da!«
Ist mir egal.
»Das ist also Christina Meischenberger.«
Ist mir egal.
»Sieht gar nicht schlecht aus.«
Ist mir nicht egal!
Schlagartig drehe ich mich um. In Begleitung einer atemberaubenden Aura kommt Christina auf uns zu. Ihre blonden Haare glänzen wie in einer Shampoowerbung, die Haut ist makellos,
Weitere Kostenlose Bücher