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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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Zerknautscht. Mit Schnute. Oder abstehenden Haaren. Wie ich auf dem Sofa sitze. Wieder aufstehe. Mich erneut setze. Lächle. Die Beine übereinanderschlage. Oder wütend gestikulierend mit dem Fotografen rede.
    »Mein Gott! Wie oft liege ich hier auf deinem Schreibtisch?«
    »Anna. Okay, hör zu! Ich habe das Interview ein bisschen bearbeitet, weil ich mir in Wahrheit nichts Aufregenderes vorstellen konnte, als mit dir zu arbeiten. Okay, ist es das, was du hören wolltest?«
    Statt zu antworten, starre ich Moritz nur mit großen Augen an.
    »Und nun zu deiner Frage zurück, wie oft du hier auf meinem Schreibtisch liegst! … Einmal zu wenig.«
    Moritz zieht mich zu sich heran, umgreift meine Hüfte und setzt mich mit einem Ruck auf die Tischplatte, so dass die zerknautschte Anna und die lächelnde und die wüst gestikulierende auf den Boden flattern. Ich schlinge meine Beine und Arme um Moritz und küsse ihn, während mir durch den Kopf wandert, dass ich so bald wie möglich mit Tim, aber vor allem mit Alex, über Moritz reden muss!
    *
    NOTFALLPLAN NO. 9
    ART DES VORFALLS: MORITZ
    SCHWERE: SCHWER
    MAßNAHMENKATALOG: KEINE

20.
Einzelstücke
    E r hat sich immer noch nicht gemeldet.«
    »Und?«
    »Ich meine, für wen hält er sich?«
    »Für den Mann, dem du gesagt hast, er könne seine Verwandten für die Hochzeit wieder ausladen.«
    »Richtig.« Astrid schnorchelt an einem Strohhalm, der in einer Colaflasche auf und ab hüpft, während sich einige Freunde von Alex an seinen neuen Designermöbeln vorbeischieben. Tim sitzt am Flügel und versucht sich in einem Einweihungslied mit zwei Fingern und sorgt damit irgendwie dafür, dass sich die Küche auf einmal mit zahlreichen Gästen füllt. Ich zwinkere ihm aufmunternd zu, um sein zerknirschtes Lächeln zu vertreiben.
    »Aber trotzdem kann er sich doch mal melden. Sebastian immer mit seinen Prinzipien.«
    »Ich würde mich, ehrlich gesagt, auch nicht melden«, wende ich mich wieder Astrid zu und nuckele ebenfalls an einer Colaflasche mit Strohhalm.
    »Ich weiß nicht einmal, wo er ist. Ich habe bei seinen Eltern angerufen. Die wussten noch gar nicht von der Absage der Hochzeit. Da ist er also ganz sicher nicht. Er war auch seit unserer Trennung nicht mehr arbeiten. Zuerst habe ich im Steuerbüro angerufen. Aber ich dachte, dass Sebastian sich verleugnen lässt – zuzutrauen wäre es ihm ja. Deshalb bin ich heimlich mit dem Fahrrad vorbeigefahren und habe vom Nachbarcafé aus die Situation beobachtet.Kein Sebastian. Diese ganze Scheiße stresst mich so, dass ich schon ganze vier Kilo zugenommen habe. Zu meinen anderen zehn, die ich eh schon zu viel auf der Hüfte habe und noch vor der Hochzeit loswerden wollte. Ha! Was für ein absurder Gedanke.«
    Im Augenwinkel entdecke ich Lena mit Thomas im Schlepptau, wie sie mit einem riesigen, rot glänzenden Geschenk unter dem Arm das Wohnzimmer betreten. Nur zu gern hätte ich sie begrüßt. Zwei Aussagen von Astrid irritierten mich jedoch zu sehr, so dass ich ihr weiter in ihre großen Augen blicke.
    »Du hast Sebastian hinterherspioniert? Und er ist seit der Trennung nicht mehr arbeiten gewesen? Quasi vom Erdboden verschluckt?«
    Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Steuer-geht-immer-Sebastian hatte sich zu Steuer-geht-nimmer-Sebastian entwickelt!
    »Ja. Ich weiß es auch nicht.« Astrids Stimme klingt immer verzweifelter. Gedankenverloren verformt sie mit den Zähnen das obere Ende des Strohhalms.
    »Na, vielleicht macht er eine Weltreise für die nächsten fünf bis acht Monate.«
    »Mit seinem ausgestopften Elch?«
    In diesem Moment begrüßen Lena und Thomas uns. Sanft drückt meine Freundin mich an sich, so dass ich ihr nach frischen Sommerblumen duftendes Shampoo riechen kann, während Lena mir ins Ohr flüstert: »In fünf Minuten auf der Toilette. Ich muss dir dringend was erzählen.« Kaum lässt Lena mich los und wendet sich Astrid zu, zieht Thomas’ gedrungene Gestalt mich zu sich heran und raunt mir ins Ohr: »Ich muss ganz dringend mit dir reden. In fünf Minuten auf der Dachterrasse, ich verlass mich auf dich.«
    Für einen kurzen Moment stehen wir vier voreinander und sehen uns an, bis es aus Astrid heraussprudelt.
    »Was ist, wenn Sebastian schon wieder eine Neue hat? Ich habe schon darüber nachgedacht, dass er vielleicht die ganze Zeit eine heimliche Geliebte hatte und ich dieser kleinen fiesen Kröte quasi nun freie Bahn verschafft habe. Dieser Gedanke macht mich wahnsinnig. Versteht ihr! Ich heule seinen

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