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Eis und Wasser, Wasser und Eis

Titel: Eis und Wasser, Wasser und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Majgull Axelsson
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Ihre Tochter. Und ihr gegenüber saß dieses Mädchen, das …
    Inez drehte sich schnell um und ging mit geradem Rücken über die Straße, dann schnellen Schrittes weiter über den Markt, ohne stehen zu bleiben und all das zu kaufen, was auf ihrer Liste stand.

Die Mädchen standen vor dem Studio, sie drängelten und kreischten. Elsie betrachtete sie, während sich die schwarze Limousine langsam durch die Gruppe drängte und sie auseinandertrieb. Einige von ihnen beugten sich herunter, legten ihre rosa Handflächen auf die Fensterscheiben und ihre bleichen Gesichter waren dahinter zu erkennen, während sie liefen, um mit dem Auto auf gleicher Höhe zu bleiben. Who is it? I don’t know, I think it’s …
    Björn saß mit geradem Rücken auf einem der Notsitze, hielt sich mit einer Hand an einem Lederriemen fest, der von der Decke baumelte, und starrte schweigend vor sich hin. Er war blass, und das stand ihm, die dunklen Augen erschienen groß und glänzend in dem weißen Gesicht. Vielleicht wirkte er durch die schwarze Kleidung noch blasser, den Polokragen seines Pullovers, den langen Mantel mit dem großen Kragen. Er war als Einziger ganz in Schwarz gekleidet, die anderen Jungs zeigten mehr Farbe. Da war beispielsweise Tommy in einem roten Hemd unter einer schwarzen Lederjacke. Und einer der anderen hatte eine türkisfarbene Hose an. Das sah idiotisch aus.
    Jetzt waren sie alle fünf verstummt, saßen schweigend stocksteif da und starrten vor sich hin, so als traute sich keiner, den Kopf zu drehen und aus dem Fenster zu gucken, als wollte es keiner riskieren, den Blicken der Mädchen draußen zu begegnen, als traute sich keiner, auf die Brüste zu schauen, die an den Scheiben platt gedrückt wurden, die Lächeln, die das Coupé erhellten, die Zunge, die zwischen den Lippen des Mädchens ganz hinten aufzuckte.
    Vielleicht waren sie einfach nur nervös. Und vielleicht war Björn der Nervöseste von allen.
    Karl-Erik schwieg ausnahmsweise auch einmal. Er saß neben ihr, so dicht, dass sein Oberschenkel die ganze Zeit gegen ihren gepresst wurde, aber er schwieg auf eine andere Art und Weise als die Jungs. Er musterte die Mädchen draußen mit einem Lächeln, nickte ab und zu vor sich hin wie ein Lehrer, der wortlos ein paar tüchtige Schüler ermuntert. Gut gemacht. Wirklich gut gemacht.
    Plötzlich wurde es um sie herum dunkel. Sie waren durch ein Tor gefahren, hinter ihnen wurde eine Tür geschlossen. Die Schreie verstummten, jemand seufzte schwer. Sekunden später wurde es wieder hell, und sie fuhren auf einen Hof.
    »Okay, Jungs«, sagte Karl-Erik. »Es wird Playback.«
    Tommy zog sich halb hoch.
    »Scheiße, Mann, was soll …«
    Karl-Erik hob die Hand:
    »Du hast gehört, was ich gesagt habe. Playback.«
    Tommy ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken, beugte sich vor, sodass ihm das Haar nach vorn fiel und sein Gesicht verbarg. Er sah aus wie ein Kind. Ein Kind, das dabei war aufzugeben.
    »Aber du hast doch versprochen …«
    Karl-Erik zuckte mit den Schultern und steckte die Hände in die Hosentaschen.
    »Ich habe versprochen, zu tun, was ich kann. Aber in dieser Sendung spielen alle Playback. So ist es nun einmal.«
    »Trotzdem«, sagte Niclas.
    Elsie schaute ihn an, und ihr fiel auf, dass sie ihn bis zu diesem Moment nicht viel mehr als seinen Namen sagen gehört hatte. Er war tadellos gekleidet, mit weißem Hemd, geblümtem Schlips und glänzenden schwarzen Schuhen. Jetzt fuhr er sich mit der Hand durch das frisch gewaschene Haar und sah Karl-Erik mit ernster Miene an.
    »Hast du wirklich alles versucht?«
    Karl-Erik lehnte sich an die Wand und bedachte Niclas mit einem kühlen Blick.
    »Alle spielen Playback in dieser Sendung. Manfred Mann hat es gemacht. Die Stones. Sogar die Beatles. Was spricht also dagegen, dass die Typhoons es genauso machen?«
    Tommy sprang auf seine langen Beine hoch, er trat gegen einen Papierkorb, aber nur schwach, nur so viel, dass er ein paar Zentimeter weiterrutschte.
    »Scheiße, warum sind wir dann hier, hä? Es hätte ja genügt, ihnen eine Platte zu schicken.«
    Karl-Erik seufzte, richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah nun eher wie ein Lehrer aus, wenn auch ein ungewöhnlich flotter Lehrer.
    »Du musst dich nicht dümmer stellen, als du bist, Tommy. Du weißt verdammt gut, warum wir hier sind.«
    Einen Moment lang blieb es still. Elsie merkte, dass sie den Atem anhielt, sie schloss die Augen und zwang sich zu einem tiefen Atemzug, ehe sie sich

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