Eisberg
Unternehmen von einem einzigen, unbekannten Mann bestimmt.«
Pitt schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Ich kann Ihnen wenigstens fünf Länder nennen, in denen die Bergbaukonzerne verstaatlicht sind. Diese Konzerne können gar keine engeren Verbindungen mit Privatgesellschaften eingehen.«
»Es ist trotzdem eine erwiesene Tatsache. Auch wo der Bergbau verstaatlicht ist, wird die Unternehmenspolitik von außen gesteuert. Die Parnagus-Janios-Gruben in Brasilien, die hochwertiges Eisenerz fördern, die Domingo-Bauxit-Minen in der Dominikanischen Republik, die staatlichen Silberminen in Honduras, sie alle erhalten ihre Weisungen von ein und derselben Person oder Personengruppe.«
»Woher stammen diese Informationen?«
»Wir haben mehrere Quellen«, fuhr Lillie fort. »Zum Teil in den Bergbaugesellschaften selbst. Fatalerweise konnten wir unsere Leute noch nicht in das oberste Management einschleusen.«
Pitt drückte seine Zigarette in dem Aschenbecher aus, der in der Wagentür eingelassen war.
»Es ist doch nichts Seltsames, wenn jemand versucht, ein Monopol aufzubauen. Wenn jemand den Mut hat, so etwas durchzuziehen, dann kann ich ihm nur viel Erfolg wünschen.«
»Nein, ein Monopol ist an sich schon schlecht genug«, entgegnete Lillie. »Unter den Namen, die wir ermitteln konnten und deren Träger auf höchster Ebene mitmischen, finden sich zwölf der reichsten Männer der westlichen Welt. Ihr enormes Kapital steckt samt und sonders im Bergbau. Und jeder von ihnen hat so viel Einfluß, daß sie zusammen über zweihundert Industriekonzerne kontrollieren.« Lillie hielt inne und sah Pitt an. »Wenn ihr Monopol einmal steht, können sie die Preise für Kupfer, Aluminium, Zink und andere Rohstoffe in schwindelnde Höhen treiben. Die Inflation, die das zur Folge hätte, würde für wenigstens dreißig Staaten den wirtschaftlichen Zusammenbruch bedeuten. Die Vereinigten Staaten wären natürlich unter den ersten, die auf die Knie gezwungen würden.«
»Das muß nicht notwendig so geschehen«, wandte Pitt ein. »Damit würden sich die Drahtzieher doch ins eigene Fleisch schneiden.«
Lillie lächelte und nickte. »Das ist der springende Punkt. Diese Leute, F. James Kelly in den USA, Sir Eric Marks in Großbritannien, Roger Dupuy in Frankreich, Hans von Hummel in der Bundesrepublik Deutschland, Iban Mahani im Iran, und ihre Genossen – jeder von ihnen ein paar Milliarden schwer – verhalten sich loyal zu ihrem Heimatland. Wenn auch jeder von ihnen wahrscheinlich ein Steuersünder ist und das Finanzamt übers Ohr haut, will doch keiner seine Regierung absichtlich in ein wirtschaftliches Chaos stürzen.«
»Was wollen sie dann dabei gewinnen?«
»Wir wissen es nicht.«
»Und welche Rolle spielt Rondheim in dieser Sache?«
»Gar keine, wenn man von seiner Beziehung zu Kirsti Fyrie und ihrer Beteiligung am Unterwasserbergbau absieht.«
Nach einer langen Pause meinte Pitt nachdenklich: »Dann frage ich mich, wo Sie in dieser ganzen Geschichte hingehören. Was hat die Fusion von lateinamerikanischen Bergbaugesellschaften mit Island zu tun? Die NIA hat Sie bestimmt nicht als Taxifahrer hierhergeschickt, damit Sie sich mit dem örtlichen Straßennetz vertraut machen. Wenn Ihre Agentenkollegen hinter Topfpflanzen lauern und Kelly, Marks, Dupuy und die anderen beobachten, dann haben Sie sicher den Auftrag, ein weiteres Mitglied dieses Vereins von Geldsäcken im Auge zu behalten. Soll ich Ihnen den Namen gleich nennen, oder möchten Sie, daß ich ihn auf ein Blatt Papier aufschreibe und Ihnen per Post zuschicke?«
Lillie starrte ihn einen Moment an. »Sie haben ins Schwarze getroffen.«
»Tatsächlich?« Pitt redete nicht länger um den heißen Brei herum. »Okay. Gehen wir noch einmal auf die Unklarheiten und Nebensächlichkeiten ein. Admiral Sandecker hat behauptet, er hätte jeden Hafen zwischen Buenos Aires und der Gänsebucht überprüft. Zwölf Häfen hätten die Ankunft und Abfahrt eines isländischen Frachters vermerkt, der der umgebauten
Lax
ähnlich sah. Korrekterweise hätte er sagen müssen: ›Ich habe die Häfen überprüfen
lassen.‹
Ein anderer hat nämlich die eigentliche Arbeit für ihn geleistet, und dieser Jemand war die NIA.«
»Das ist nichts Außergewöhnliches«, erklärte Lillie. »Solche Überprüfungen erledigen wir manchmal leichter als eine Regierungsstelle, die sich mit dem Schiffsverkehr befaßt.«
»Bloß, daß Sie die Informationen schon besaßen, ehe Sandecker sie überhaupt
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