Eisblume
an, als könnte er sein Glück tatsächlich nicht fassen.
»Wir sind gerade eben zurück. Was können wir für Sie tun?«, fragte Brander mit freundlichem Lächeln. Schmid war nicht Lehmann.
»Ich wollte mit Ihnen über den Stand der Ermittlungen sprechen.«
»Ah.« Das freundliche Lächeln auf Branders Gesicht verzog sich augenblicklich. So einer also. Statt eines peniblen Korinthenkackers hatte er es nun mit einem Kontrollfreak zu tun. Reichten ihm nicht die Berichte, die er täglich bekam? »Kommen Sie mit.«
Brander marschierte voran in sein Büro und bot dem Staatsanwalt den Besucherstuhl an.
»Herr Brander, ich habe Ihre Berichte gelesen. Wir können also davon ausgehen, dass es sich um Körperverletzung mit Todesfolge handelt?«
Brander deutete mit einem leichten Kopfnicken an, dass er dem Staatsanwalt zustimmte.
Schmid lehnte sich zurück und griff nachdenklich mit einer Hand an sein Kinn. »Was ist mit dem Verdacht, dass es sich um eine Tat mit rechtsradikalem Hintergrund handelt?«
»Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir nichts ausschließen.«
»Sehr beunruhigend.« Er behielt die Hand am Kinn, sah kurz zu Peppi, lächelte sie an, als wollte er ihr sagen, dass sie nichts zu befürchten habe.
Brander verschränkte die Arme vor dem Körper. War der Staatsanwalt tatsächlich gekommen, um mit ihm zu sprechen?
»Die Südafrikanische Botschaft wird nicht begeistert sein, wenn sie davon hört«, wandte sich Schmid wieder an den Kommissar.
Brander zuckte die Achseln. »Dann sagen Sie es denen nicht.«
»Aber, Herr Brander!«
»Was aber?« Brander beugte sich ein Stück weit über seinen Schreibtisch zu dem Staatsanwalt. »Was wollen Sie denen denn erzählen? Was haben wir bis jetzt? Nichts! Gar nichts! Der Mann wurde erschlagen. Es gibt keine Zeugen. Wir haben noch kein Motiv. Die Abfrage beim Staatsschutz ist erst einmal nur Routine. Sollten sich Verdachtsmomente ergeben, dann ist es immer noch früh genug …«
»Herr Brander.« Schmid hob beschwichtigend die Hände. »Ich denke, ich habe Sie verstanden, aber …«
Brander schnaufte verärgert. »Tun Sie mir einen Gefallen und ziehen Sie hier keine voreiligen Schlüsse.«
»Herr Brander …«
»Und hören Sie auf, mit diesem ewigen ›Herr Brander‹! Ich kenne meinen Namen!«
Schmid presste die Lippen zusammen, atmete tief durch, bevor er fortfuhr: »Gibt es andere Spuren?«
»Ja.«
»Die da wären?«, forderte Schmid, nachdem Brander nicht weitersprach.
»Eine Tat im Affekt.« Das war keine Spur, das war eine blanke Vermutung. »Von irgendeiner Person, die wir nicht kennen«, setzte Brander noch eins drauf.
»Wie bitte?« Schmid schien sich nur mit Mühe zu beherrschen. Dieses Mal war er es, der sich ein Stück weit zu seinem Gegenüber vorbeugte. »Das soll ja wohl ein Witz sein.«
Brander fixierte den Staatsanwalt. »Ich denke, Sie haben die Berichte gelesen? Was erwarten Sie?«
»Ich …« Schmid stand auf. »Ich wollte nicht Ihre Arbeit kritisieren, Herr Brander. Ich war gerade im Haus und dachte mir, ich nutze die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit Ihnen. Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil vertrauensvoller Zusammenarbeit.«
Vertrauen verdient man sich, das bekommt man nicht durch fadenscheiniges Geschwätz, dachte Brander grimmig. »Sie halten mich damit von meiner Arbeit ab. Oder haben Sie vielleicht eine Idee, nach wem wir suchen müssen?«
»Nein, leider nicht. Tut mir leid, ich wollte Sie nicht stören.« Er bemühte sich um einen sachlichen Ton und streckte Brander die Hand entgegen. »Ich möchte einfach nur eine gute Zusammenarbeit.«
»Wer will das nicht?«, antwortete Brander und reichte dem Staatsanwalt zum Abschied widerwillig die Hand.
»Bisschen empfindlich, unser Neuer«, lästerte Brander, als er wieder mit seiner Kollegin allein im Büro war.
»Du kannst aber auch manchmal stur sein«, ergriff Peppi Partei für den Staatsanwalt.
»Vockerodt hat Medizin studiert. Vielleicht war ja ein Medizinerhasser unterwegs. Sollten wir nicht zur Sicherheit die Ärztekammer informieren?«
»Jetzt bleib mal sachlich! Was ist denn los?«, schimpfte Peppi.
»Nichts.« Er wusste es selber nicht. Eigentlich fand er den neuen Staatsanwalt recht sympathisch und hatte auf eine kollegiale Zusammenarbeit gehofft. Er war wohl einfach noch zu sehr an den Konfrontationskurs mit Lehmann gewöhnt.
»Du könntest freundlicher zu ihm sein«, beharrte Peppi.
»Ich fand mich sehr kooperativ in Anbetracht dessen,
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