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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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Mal gucken, was der kleine Louis macht. Ihr zwei könnt euch ja melden, wenn ihr Zeit habt.«
    Brander sah seine Frau an und lächelte.
    »Was ist?«
    »Du bist so herrlich unkompliziert.«
    »Hab ich eine Wahl bei deinem Job?«
    Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie nicht so gut mit seinem unregelmäßigen Dienst klargekommen war. Er zog ihre Hand zu seinen Lippen und küsste sie. »Ich liebe dich.«
    »Darf ich eine Forderung stellen?«
    Schamlos, wie sie seine romantischen Gefühle ausnutzte! »Willst du wieder nach Rom?«
    Sie lachte. »Nein. Aber was ist mit Dienstagnachmittag? Wir wollten nach Stuttgart …«
    Dienstagnachmittag. Am Dienstag war ihr Kennenlerntag, den sie seither immer auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt an der Glühweinbude zelebrierten, an der er sie zum ersten Mal zu einem Glühwein eingeladen hatte.
    »Steht fest in meinem Kalender.« Im Stillen flehte er, dass ihm die Arbeit keinen Strich durch die Rechnung machte. Das Klingeln des Telefons ließ ihn umgehend Böses ahnen.
    »Nicht jetzt«, wollte Brander das Klingeln ignorieren.
    »Es könnte dein Bruder sein«, gab Cecilia zu bedenken.
    Brander erhob sich eilig und ging zum Telefon.
    »Ja?«
    »Hey, Andi«, hörte Brander am Ende eine leise, heisere Stimme. Er fragte sich, wer es sein könnte, während er mit dem Telefon am Ohr in die Küche zurückkehrte.
    »Guten Morgen«, erwiderte er noch immer grübelnd.
    »Nicht gut …« Sein Gesprächspartner hustete, räusperte sich. »Bin krank.«
    Wer war krank? Und warum rief er ihn an?
    »Braucht morgen nicht kommen«, drang es weiter heiser an sein Ohr, und langsam dämmerte es Brander.
    »Bist du das, Karsten?«
    »Hm.«
    »Du hörst dich gar nicht gut an.«
    »Ach?« Den üblichen Zynismus in die Stimme zu legen gelang bei der Heiserkeit nur mittelmäßig.
    »Brauchst du irgendwas?«
    »Nein … wollt nur … Bescheid sagen.« Er hatte Mühe, zu sprechen, hustete und räusperte sich immer wieder. »Kein Lauf … morgen.«
    »Mensch, Karsten, das tut mir leid!« Brander ahnte, dass Beckmann deprimiert sein musste. Seit er in Tübingen lebte, lief er jedes Jahr beim Nikolauslauf mit, und jetzt erwischte ihn einen Tag vorher eine böse Erkältung. »Soll ich dir irgendwas vorbeibringen? Tee, Aspirin …?«
    »Nein … danke.«
    Cecilia deutete erst auf Brander, dann auf sich und das Telefon. Brander nickte verstehend. »Ceci und ich sind heute Nachmittag in Tübingen und kommen zu dir.«
    »Nein, ihr …«
    »Halt den Mund, trink eine heiße Zitrone und leg dich wieder ins Bett. Wir sehen uns später.«
    »Na gut.«
    Cecilia hatte Brander zur Polizeidirektion gebracht, so konnte sie noch einige Besorgungen machen, bevor sie zu Anne fuhr. Brander betrat das Gebäude, das auch an einem Samstag nicht ganz verlassen dastand. In der ersten Etage traf er Hendrik in der Kaffee-Ecke.
    »Gibt’s was Neues?«, begrüßte er den Kollegen und griff nach einer Tasse. Dann überlegte er es sich anders. Zu viel Kaffee war auch nicht gesund. Er stellte die Tasse zurück, nahm ein Glas und füllte es mit Leitungswasser. Hendrik beobachtete ihn schweigend, bis er fertig war.
    »Ich habe gestern noch mit den Eltern von dem Mädchen gesprochen. Ich meine diese Nathalie«, begann er schließlich. »Rat mal, wo ich die gefunden habe?«
    »Nathalie?«
    »Nein, die Eltern!«
    »Keine Ahnung. Wenn du so fragst, vermutlich nicht zu Hause.«
    »Im Bowlingcenter.« Hendrik sah Brander empört an. »Im Bowlingcenter! Die Tochter wird seit drei Tagen vermisst, und die gehen lustig zum Bowlen! Kannst du dir das vorstellen?«
    »Na ja, eigentlich nicht, aber … das Mädchen ist ja nicht das erste Mal abgehauen«, gab Brander zu bedenken.
    »Andi, dein Kind, dein junges, hübsches Mädchen verschwindet mitten im Winter.« Hendrik schnaufte wütend. »Und ganz allein waren die beiden auch nicht mehr.«
    »Vielleicht haben sie versucht, ihren Kummer in Alkohol zu ertränken?«
    »Ja, ganz bestimmt. So, wie die aussahen, machen die das täglich. Ich hab die Berichte der Kollegen gelesen. Die Eltern konnten nicht einmal sagen, was das Mädchen angehabt hat! Weißt du, was in dem Bericht steht?«
    Brander zuckte unwissend die Schultern.
    »Sie hätten am Mittwochmorgen verschlafen. Nathalie wäre allein aufgestanden, hätte sich Frühstück gemacht und wäre dann zur Schule gegangen. Deswegen wüssten sie nicht, was das Mädchen angezogen hat.«
    »Ich denke, die Eltern könnten nachgucken, welche Kleidungsstücke im

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