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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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Kleiderschrank fehlen«, schlug Brander vor.
    »Ja, das könnten sie.« Hendrik musste nicht sagen, dass dieser Versuch keine Aussicht auf Erfolg bot. »Sie machen sich keine Sorgen um das Mädchen, hat ihre Mutter mir erzählt. Ihre Tochter wäre schon ein sehr selbstständiges Mädchen. Sie vermutet kein Verbrechen, aber man müsste ihr Verschwinden ja anzeigen, weil sie noch minderjährig ist. Sie wolle keinen Ärger mit dem Jugendamt. Verletzung der Aufsichtspflicht und so. Und sie wüsste ja auch nicht, was sie noch machen sollte, um Nathalie zu bewegen, regelmäßig in die Schule zu gehen. Sie wäre ja so egoistisch und schwierig und würde doch nur machen, was sie will. Weißt du, was ich denke? Denen ist es scheißegal, was mit ihrer Tochter ist.«
    »Vielleicht sind sie gerade mit der Situation überfordert? Der Akte nach scheint das Mädchen ja wirklich nicht einfach zu sein und immer wieder mal zu verschwinden«, räumte Brander ein.
    »Pfff«, schnaufte Hendrik ärgerlich. Er leerte seine Tasse und stellte sie in die Spüle.
    Brander sah den Kollegen an. Hendrik hatte sich verändert. Aus dem unbeschwerten Sunnyboy war ein verantwortungsbewusster Mensch geworden. Die Beziehung zu Anne und seine Vaterschaft hatten ihn in den letzten zwei Jahren reifen lassen.
    »Was willst du jetzt tun?«
    »Ich werde noch mal die ganzen Anlaufstellen für Jugendliche abklappern. Vielleicht habe ich Glück und irgendjemand hat sie gesehen. Die wird bei dem Wetter ja nicht draußen pennen.«
    »Hoffentlich nicht. Denkst du, du bist rechtzeitig zurück heute Nachmittag? Du musst mich nämlich mit in die Stadt nehmen. Ceci hat das Auto.«
    »Na, die paar Meter kannst du doch wohl laufen.« Hendrik vergaß einen Augenblick seine Wut und grinste Brander hämisch an.
    Brander wedelte mit der Hand, als wollte er einen bettelnden Hund verscheuchen. »Zieh Leine, aber ganz schnell!«
    Peppi kam ins Büro, als Brander sich gerade an seinen Adventsteller machte und das Päckchen für den fünften Dezember öffnete. Eine kleine Tüte dicker grüner Gummibärchen verbarg sich darin. Er hielt sie Peppi hin. »Gummibärchen?«
    Peppi stutzte. »Du willst mit mir teilen? Wie komme ich zu der Ehre?«
    »Als ob ich nie teilen würde!«
    »Aber doch nicht die Leckereien, die dein Becks dir geschenkt hat.«
    Brander zog die Süßigkeit wieder zurück. »Du hattest deine Chance.«
    »Wenn es ein kleines Whisky-Fläschchen gewesen wäre, hättest du nicht geteilt.«
    »Weil du einen guten Single Malt auch nicht zu schätzen weißt.«
    »Nein, ich trinke eben lieber griechischen Wein.« Sie hob die Arme einem imaginären Tanzpartner entgegen, drehte sich zweimal im Kreis und sang dazu den alten Schlager von Udo Jürgens.
    »Na, du bist ja heute gut drauf«, lachte Brander. So ausgelassen hatte er Peppi selten gesehen.
    »Ich hatte gestern noch einen schönen Abend.«
    »Aha.« Er sah sie fragend an.
    Peppi setzte sich grinsend. »Aha.«
    »Und?«
    »Nichts und. Es war einfach nur schön. Basta.«
    »Na, das freut mich. Dann machen wir uns doch gleich mal auf den Weg zu Frau Risch, oder?«
    Peppi verzog das Gesicht bei dem Gedanken an die bevorstehende Befragung. »Du hättest mir auch einfach eine Keule über den Schädel ziehen können, um mir die Laune zu verderben.«
    »Ich werde es das nächste Mal beherzigen.« Brander stand auf, zog seine Jacke an und hielt Peppi das Päckchen mit den Gummibärchen erneut hin. Dieses Mal zögerte sie nicht.
    »Na, da schau einer an«, sagte Peppi erstaunt, als sie den Wagen in eine Parklücke lenkte und vor ihren Augen Mike Lüdke aus dem Haus trat, in dem Jasmin Risch wohnte. »Ein Kondolenzbesuch, oder was hat den jungen Mann hierhergetrieben?«
    »Sollen wir ihn direkt fragen oder sprechen wir erst mit der Risch?«, überlegte Brander. Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg er aus dem Wagen und rief den Sportstudenten beim Namen.
    Lüdke drehte sich verwundert zu ihm um. »Ja?« Erst im Näherkommen erkannte er den Kommissar. »Ach, Sie sind das.«
    »Ja, ich bin das. Kommen Sie gerade von Frau Risch?«
    Lüdke sah kurz zu dem Haus und nickte dann. »Wollt sehen, wie es ihr geht.«
    »Und?«
    »Nicht so gut. Sie packt gerade ihre Sachen. Ihre Mutter nimmt sie mit nach Hause«, erklärte er mit trauriger Stimme. »Wenn sie sich doch nie in diesen Kerl verliebt hätte. Mit mir war sie glücklich.«
    Anscheinend nicht, sonst hätte sie sich ja nicht von ihm getrennt, dachte Brander bei sich. »Aber Sie haben

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