Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
Vom Netzwerk:
vielleicht irgendeinem Freund mal so ganz nebenbei erzählt, dass Vockerodt mit dessen Freundin ›rumgemacht‹ hätte?«
    Lüdke biss die Zähne zusammen und schnaufte wie ein zu Unrecht bestraftes Kind. Resigniert senkte er den Blick.
    Roman Dollhofer, Sportstudent im selben Semester wie Mike Lüdke, liiert mit der Medizinstudentin Michelle Dupont, beide wohnhaft in Tübingen.
    Brander sah auf seine Notizen, dann zu Peppi.
    »Kompliment.«
    »Guter Bulle, böser Bulle, zieht immer.« Peppi schob die rechte Schulter ein Stück weit vor und sah Brander neckisch von der Seite an. »Besonders weil sie einer so lieblichen Frau wie mir den bösen Bullen nicht zutrauen.«
    Ihre langen dunklen Locken gaben ihr sicherlich einen weiblich-rassigen Touch, aber ihre stämmige Figur als lieblich zu bezeichnen, brachte Brander zum Schmunzeln.
    »Ich weiß, du bist böse«, verkniff er sich eine Bemerkung zu ihrem Kampf gegen die überflüssigen Pfunde.
    Peppi verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen.
    »Sprechen wir also mit Herrn Dollhofer und Madame Dupont«, setzte Brander den nächsten Arbeitsschritt auf die gedankliche Auftragsliste.
    »Mademoiselle Dupont. Ich vermute mal, Mademoiselle Dupont ist noch nicht verheiratet«, korrigierte Peppi.
    »Du bist ein ewiger Besserwisser!«, schimpfte Brander.
    »Besserwisser-in.« Sie warf ihm einen Blick zu, als wäre sie Alice Schwarzer persönlich und stand auf. »Gehen wir was essen?«
    An der Bürotür stießen sie mit Hendrik zusammen.
    »Gehst du mit essen?«, lud Brander den Kollegen ein.
    »Nein, ich muss gleich kurz nach Hause. Anne hat einen Zahnarzttermin, und ich passe solange auf Louis auf.«
    »Oh, gestern zu viel Schokolade genascht?«
    Hendrik lächelte kurz. »Der Termin stand schon vorher fest. Aber weswegen ich zu dir wollte. Ich hab diesen Ricky ausfindig gemacht. Er heißt Patrick Radeke, ist zwanzig Jahre alt und arbeitslos. Er ist bei den Kollegen drüben gut bekannt. Hat vermutlich bereits seit seinem zwölften Lebensjahr Probleme mit Alkohol und Drogen. Er hat mal an einem Methadonprogramm teilgenommen, hat es aber wieder abgebrochen. Es gab immer mal wieder Anzeigen wegen Rüpeleien und kleinerer Diebstahlgeschichten. Ich hab ihn heute Nachmittag einbestellt und hätte dich gern bei dem Gespräch dabei.«
    »Warum?«
    »Ich bin Alleinunterhalter in der Sache, und du bist der Einzige, der einigermaßen über den Vermisstenfall Bescheid weiß.«
    »Okay, um wie viel Uhr?«
    »Halb vier.«
    Patrick Radeke war knapp einen Meter achtzig groß, dünn, blasses, ausgemergeltes Gesicht, strähniges Haar. Er sah älter aus, als er war. Er trug abgewetzte Jeans, ein an den Bündchen ausgeleiertes Sweatshirt, darüber eine gefütterte Jeansjacke, die am Ellenbogen ein Loch hatte. An den Füßen abgetragene Camel Boots. Mit krummem Rücken saß er auf dem Stuhl vor Hendriks Schreibtisch, nickte, vermutlich ohne es zu bemerken, unaufhörlich mit dem Kopf.
    »Herr Radeke, geht es Ihnen gut?«, begann Hendrik das Gespräch.
    »Tz«, gab der Mann von sich. Er schob die Oberlippe hoch und gab den Blick auf ein paar Zähne frei, die lange keinen Zahnarzt mehr gesehen hatten.
    »Möchten Sie etwas trinken? Ein Glas Wasser? Kaffee?«
    »Kaffee wär korrekt, wa.« Immer noch dieses leichte Kopfnicken.
    Brander befürchtete, dass er selbst automatisch den Kopf auf und ab bewegen würde, wenn er Radeke lange genug ansah. Er stand auf, holte einen Kaffee für den Mann und stellte die Tasse vor ihm auf den Tisch.
    Radeke schaufelte mit zitternden Fingern drei Löffel Zucker in den Kaffee, wobei auf dem Weg zwischen Zuckerdose und Kaffeetasse ein Großteil auf dem Tisch verloren ging. Nach dem dritten Löffel schob Radeke mit seiner Linken den Zucker vom Tisch zusammen in seine rechte Hand und schüttete ihn in seine Tasse. »’tschuldigung. Kommt nich wieder vor, wa.«
    Er lehnte sich zurück, nickte immer noch leicht mit dem Kopf, und ein unruhiges Wippen mit dem rechten Bein kam hinzu.
    War Radeke nervös, weil man ihn zur Polizeidirektion bestellt hatte? Sein Gewissen war mit Sicherheit nicht rein. Vielleicht brauchte er aber auch bald wieder Nachschub, hatte aber kein Geld gehabt, sich rechtzeitig mit Stoff zu versorgen.
    »Und? Was gibbet? Ich hab nix gemacht, wa. Ich schwör.«
    »Herr Radeke, kennen sie eine Nathalie Böhme?«
    »Was? Wen?«
    »Nathalie Böhme, ein vierzehnjähriges Mädchen, schwarze Haare …«
    »Nie gehört. Wer is ‘n das?«
    »Uns wurde gesagt, Sie

Weitere Kostenlose Bücher