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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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Eifersucht ist in unserer Beziehung kein Thema. Ich weiß auch nicht, wer mehr Grund dazu hätte. Roman sieht gut aus, und er studiert Sport. Da ist er täglich mit durchtrainierten, athletischen Mädchen zusammen. Ich kann ein bisschen Ski fahren und mache hin und wieder ein wenig Aerobic. Wenn er sich im Sommer zum Beachvolleyball mit den Mädels trifft – soll ich ihm da eine Szene machen?«
    »Wissen Sie vielleicht, ob Herr Vockerodt zu einer anderen Studentin engeren Kontakt hatte?«
    »Nein, tut mir leid. Wie gesagt, ich hab ihn nach der Einführungswoche wirklich immer nur zufällig mal getroffen.«
    »Was haben Sie letzte Woche Dienstagabend gemacht?«
    »Ich war zu Hause. Ich gestehe, ich bin eine Streberin, ich habe gelernt.« Sie lächelte schuldbewusst.
    »Sie leben allein?« Brander wusste, dass sie und ihr Freund nicht denselben Wohnsitz hatten.
    »Nein, ich wohne noch bei meinen Eltern.«
    »Herr Dollhofer, Sie kannten Nael Vockerodt?«
    »Ja, zwangsläufig.« Die Haltung, mit der Roman Dollhofer ihm auf dem Besucherstuhl gegenübersaß, erinnerte Brander an Mike Lüdke. Lässig, aufrecht, ein selbstbewusster Mann.
    »Was heißt zwangsläufig?«
    »Na ja, er war der Neue von Mikes Ex. Das hat ihn damals total umgehauen. War ja auch nicht fair, was Jasmin da abgezogen hat.«
    »Was hat sie denn abgezogen?«
    »Hat Mike das nicht erzählt?«
    »Erzählen Sie es uns«, bat Brander.
    »Puh«, schnaufte Dollhofer. »Jasmin war im Herbst letzten Jahres drei Monate in Kapstadt. Das wissen Sie aber, oder?«
    Brander nickte.
    »Da hat sie diesen Typen kennengelernt, ihren Navo. Mike hat sofort gemerkt, dass da irgendwas im Busch war, aber was sollte er machen? Er wusste ja nicht, was da abgeht und musste ihr blind vertrauen. Kurz vor Weihnachten kam Jasmin dann wieder zurück und war super schlecht drauf. Sie wollte sich von Mike trennen und dann doch wieder nicht. Wochenlang ging das hin und her. Mike hat echt um sie gekämpft. Also, ich hätte das nicht mitgemacht. Ein paarmal hab ich ihm gesagt: ›Lass es gut sein. Lass sie laufen, die muss erst mal selbst mit sich klarkommen.‹ Aber da war nix zu machen. Mike hat sich echt kaputt gemacht.«
    Roman Dollhofer schüttelte bei der Erinnerung den Kopf. »Und dann, weiß nicht, wann, irgendwann im Frühling, hieß es auf einmal, alles wieder in Ordnung. Mike happy , Jasmin happy , alles easy , alles gut. Die zwei sind im Sommer gemeinsam nach Mallorca zum Wandern und Segeln. Alles schien echt wieder in Butter. Und als sie aus dem Urlaub zurückkamen, hatte ihr der Afrikaner geschrieben, dass er ab Oktober in Tübingen studieren würde. Da hat’s richtig geknallt. Da kam nämlich raus, dass sie in Kapstadt mit ihm zusammen gewesen ist und dass sie danach die ganze Zeit über mit ihm gemailt und via Skype telefoniert hatte. Natürlich alles hinter Mikes Rücken. Vockerodt hatte sich für das Sommersemester in Tübingen beworben, das hat aber nicht geklappt. Jasmin hat zu Mike gesagt, dass sie nicht damit gerechnet hat, dass er es zum Wintersemester noch einmal versuchen würde. Dass er es überhaupt noch einmal versuchen würde. Aber jetzt, wo ihr geliebter Navo quasi schon im Flieger nach Deutschland saß, könne sie unmöglich mit Mike zusammenbleiben. Mike räumte das Feld, und der Kerl kam hierher, setzte sich ins gemachte Nest und grinste sich eins.«
    Das war eine etwas andere Perspektive auf die Geschichte, als die Version, die Brander von Mike Lüdke und Jasmin Risch gehört hatte. »Haben Sie Nael Vockerodt persönlich kennengelernt?«
    »Nein, ich wollte auch nichts mit ihm zu tun haben. Ich hab gesehen, wie Mike gelitten hat. Da hatte ich keine Lust, mit dem Typen einen auf Kumpel zu machen. Und ganz ehrlich, Jasmin war nach der Geschichte bei mir unten durch. Das hatte mit Ehrlichkeit und Liebe nichts zu tun. Und diese Lügerei hatte Mike ganz bestimmt nicht verdient. Der hätte alles für sie getan.« Dollhofer rieb sich über die Stirn. »Würd er ja immer noch, der Trottel.«
    »Ihre Freundin kannte Herrn Vockerodt.«
    »Was sollte sie tun? Er war in ihrer Gruppe, als sie die Einführungswoche betreut hat.«
    »Er muss ja sehr nett und charmant gewesen sein. Gab es da keine Eifersuchtsgefühle?«
    »Nein. Wenn Michelle mit einem anderen Typen was anfängt, dann kann sie ihre Zahnbürste aus meinem Badezimmer holen, und das war’s. Das weiß sie. Umgekehrt ist es genauso. Eifersucht ist … ist scheiße. Entschuldigung. Aber wenn ich mich auf

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