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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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meine Freundin nicht verlassen kann, hat so eine Beziehung doch gar keinen Wert, oder?«
    »Herr Lüdke hat Ihnen gegenüber mal angedeutet, dass Herr Vockerodt mit Ihrer Freundin ›rummachen‹ würde, so hat er es uns erzählt.«
    »Ja, das stimmt. Ich weiß auch noch genau, wann das war. Freitag vor zwei Wochen. Da saßen wir im Boulanger und waren ziemlich betrunken. Michelle saß dabei, und dieser blöde Spruch hat sie sehr getroffen.«
    Dollhofer beugte sich ein Stück vor, stützte die Unterarme auf seine Oberschenkel und sah den Kommissar ernst an. »Mike ist ein feiner Kerl. Ich lass echt nichts auf ihn kommen. Aber alles, was diese unselige Jasmin-Navo-Geschichte angeht, da kann man ihn einfach nicht für voll nehmen.«
    »Verraten Sie uns noch, wo Sie letzen Dienstag waren?«
    »Dienstag? Da ist er umgebracht worden, oder?«
    Brander nickte.
    »Ich hab Squash gespielt, im emka in Hirschau. Ein Kumpel von mir wohnt da. Wir haben so bis halb zehn gespielt, danach kurz in die Sauna, dann noch ein, zwei Bierchen getrunken, alkoholfrei versteht sich, und das war’s. So zwischen viertel und halb eins war ich wieder zu Hause.«
    »Wen nehmen wir jetzt fest?«, fragte Peppi, nachdem sie die zwei Studenten verabschiedet hatten.
    »Die beiden haben mit der Sache nichts zu tun.«
    »Sicher?«
    »Ich müsst mich schon schwer irren.« Brander betrachtete nachdenklich das Gekritzel auf seiner Schreibtischunterlage, das nach und nach während der beiden Gespräche entstanden war. »Nehmen wir die Fakten. Erstens: Beide haben ein Alibi für die Nacht.«
    »Veto. Roman Dollhofer nicht. Vermutlich war er zur Tatzeit auf dem Weg nach Hause.«
    »Vielleicht. Wenn er erst kurz nach zwölf in Hirschau weggefahren ist, hat er ein Alibi. Zweitens: Es gibt kein Motiv. Ich fand, es klang glaubwürdig, was die beiden uns über ihre Beziehung erzählt haben.«
    »Muss nicht heißen, dass es stimmt.«
    Brander sah die Kollegin genervt an. »Peppi, weißt du, was du heute Nachmittag machst, während ich mit meiner Frau verliebt über den Stuttgarter Weihnachtsmarkt schlendere und Glühwein trinke?«
    »Na, was?«
    »Du überprüfst das Alibi von dem Dollhofer und dann versuchst du mal ganz unauffällig herauszufinden, ob die Beziehung der beiden wirklich so intakt ist, wie sie scheint. Na, ist das eine Aufgabe für dich?«
    »Wer hat dir eigentlich heute Nachmittag freigegeben?«
    Brander hatte es tatsächlich geschafft, sein Versprechen zu halten. Zwei Minuten vor eins fuhr er den Wagen in die Garage. Ein wenig plagte ihn das schlechte Gewissen, weil er die Aufgaben an die Kollegen verteilt hatte und sich selbst inmitten einer Mordermittlung einen freien Nachmittag gönnte. Er beruhigte sich damit, dass es auch andere Tage gab, an denen er bis spät in die Nacht über Berichten und Vernehmungsprotokollen saß, während der Rest der Truppe gemütlich mit der Familie Abendbrot aß.
    Cecilia empfing ihn gut gelaunt im Flur, und wieder einmal stellte er fest, wie attraktiv er sie noch immer fand. Sie trug Jeans und einen hellen Strickpulli, hatte ein in Blautönen gehaltenes Seidentuch umgebunden und ein leichtes Make-up aufgelegt.
    »Ich habe ja, ehrlich gesagt, nicht vor zwei Uhr mit dir gerechnet«, gestand Cecilia und legte die Arme um seinen Hals. Er zog sie an sich, roch einen Hauch des Parfums auf ihrer Haut. Er legte eine Hand unter ihr Kinn, hob ihr Gesicht zu seinem.
    »Du siehst schön aus.«
    Dieses simple Kompliment brachte sie tatsächlich in Verlegenheit.
    »Danke.«
    Sie küssten sich. Kein flüchtiger Kuss wie morgens zum Abschied oder abends beim Wiedersehen. Ein intensiver Kuss, der nach mehr verlangte, nach viel mehr. Nur ungern löste sich Brander wieder von seiner Frau.
    »Erst Weihnachtsmarkt, und dann sehen wir weiter …« Sie lächelte ihn kokett an. Als sie sich zur Seite drehte, kniff Brander ihr in den Po.
    »Hey!« Sie hob tadelnd den Finger.
    »Ganz schön knackig. Wollen wir nicht doch …« Er deutete mit den Augen Richtung Schlafzimmer.
    »Auf! Mach dich frisch, damit wir los können«, befahl sie streng. Auch Branders Dackelblick ließ sie nicht erweichen. Er wusch sich, zog ein frisches Hemd an, von dem er meinte, dass er damit jung, sportlich und dynamisch aussah, zog eine Strickjacke darüber, die das junge, sportliche, dynamische Aussehen wieder etwas reduzierte, ihm dafür jedoch einen seriösen Touch gab. Er betrachtete sich im Spiegel. Als er Cecilia vor sechzehn Jahren kennenlernte, hatte er

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