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Eisblume

Eisblume

Titel: Eisblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Baecker
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Akten, der vor ihm auf dem Tisch lag. Viel zu schnell kehrte Hendrik zurück. Er hatte für sich auch gleich einen Kaffee mitgebracht.
    »Wir hatten leider keine Kekse mehr, Chef«, erklärte er mit gönnerhaftem Lächeln und setzte sich unaufgefordert ihm gegenüber. Er schlug ein Bein über das andere und sah Brander erwartungsvoll an.
    »Danke. Ist da Zucker drin?«
    »Ich dachte, du trinkst schwarz?«
    »Ich will nur Zeit schinden«, gab Brander zu.
    »Oh Gott, du machst es aber spannend. Jetzt erzähl schon!«
    Brander erzählte von der Begegnung mit Nathalie und ließ auch nicht aus, wie das Mädchen ihn ausgetrickst hatte. Zu seiner Erleichterung ersparte Hendrik ihm boshafte Kommentare. Am Knie hatte er einen Bluterguss, das war schon Strafe genug, fand Brander.
    Statt zusätzlich in die Wunde zu stoßen, spielte Hendrik nachdenklich mit der Tasse in seinen Händen, nachdem Brander geendet hatte. In dieses Schweigen trat Peppi ins Büro und blieb verdutzt an der Tür stehen.
    »Was ist denn hier los?«
    »Wir denken gerade nach«, erklärte Brander
    »Ah, große Denker-Meditation. Darf man mitmachen?«
    »Nicht nötig. Es geht um das vermisste Mädchen«, wehrte Brander ab.
    »Halt, halt. Ich hab da so eine Idee, so einen Gedanken …«, widersprach Hendrik.
    »Ich hol mir eben einen Kaffee, dann kann’s losgehen. Wollt ihr auch einen?« Peppi nahm ihre Tasse vom Schreibtisch.
    »Danke, wir haben schon.«
    »Also, das ist jetzt nur mal so eine Idee, so ein Gedanke«, begann Hendrik, als Peppi Kaffee schlürfend auf ihrem Stuhl saß.
    »Das sagtest du schon. Jetzt lass uns mal daran teilhaben«, forderte Brander den Kollegen zu einer konkreten Formulierung seiner Überlegungen auf.
    »Ich habe gestern mit Anne über den Vermisstenfall gesprochen, und dabei kam uns … also, es ist wirklich nur … aber nach der Geschichte, die du gerade erzählt hast …«
    »Jetzt komm mal auf den Punkt!«, unterbrach Brander ungeduldig Hendriks Gestotter. Was druckste der Kollege so herum?
    Hendrik fasste sich ein Herz. »Also, Folgendes … ich brauch mal ein Blatt Papier.«
    Brander schob die Akten auf seinem Tisch zur Seite und legte ein unbeschriebenes DIN-A 4-Blatt auf die freie Fläche. Peppi kam zu ihnen rüber und setzte sich auf die Schreibtischkante.
    »Hier, in der Au wohnt Nathalie Böhme.« Hendrik skizzierte den alten Güterbahnhof mit wenigen Strichen und zeichnete nördlich des Geländes ein Häuschen.
    »Jetzt fängt der auch schon so an wie du!« Peppi stieß Brander gegen die Schulter.
    »Er lernt halt von seinem Meister«, antwortete Brander selbstgefällig.
    »Oh großer Meister, warum gibst du nicht mal einen Kurs an der Volkshochschule? Fallskizzierung für Kommissare und Private Ermittler.«
    »Auf keinen Fall! Das ist das Geheimnis meines Erfolges. Das werde ich doch nicht öffentlich kundtun!«
    »Soll ich es euch nun erzählen oder nicht?«, unterbrach Hendrik das Geplänkel.
    »’tschuldige. Mach weiter.«
    »Hier ist das Neckarstauwehr, wo diese Sofie Nathalie am Dienstagabend getroffen hat.« Hendrik malte ein paar Wellenlinien, dann zeichnete er mit einigem Abstand ein weiteres Haus auf die andere Seite des Bahngeländes. »Patrick Radeke wohnt an der B 27 in einem Mehrfamilienhaus.«
    »Schön hast du das gemalt«, lobte Peppi und erntete einen genervten Blick des Kollegen.
    »Nathalie sagte zu ihrer Freundin oder Bekannten, also zu dieser Sofie, sie wollte zu Radeke gehen. Schauen wir uns mal an, wo sie da langgegangen sein könnte.« Hendrik begann den Weg zu skizzieren.
    »Also, jetzt reicht es mir mit der Kritzelei! Ich hole einen Stadtplan.« Peppi ging zu ihrem Schreibtisch, zog den Tübinger Stadtplan aus einer Schublade und breitete ihn über Hendriks Zeichnung aus. Sie sahen schweigend auf die Karte und verfolgten mit den Augen mögliche Wege.
    »So, und wo wurde Vockerodt gefunden?«, fragte Hendrik schließlich. Er sah in die Gesichter der Kollegen und deutete dann mit dem Zeigefinger auf die Stelle im Stadtplan. Der Tatort lag ziemlich genau in der Mitte, wenn man eine Luftlinie zwischen Neckarstauwehr und Radekes Wohnung zog.
    Peppi sah ihn ungläubig an. »Ich bitte dich! Das Mädchen ist vierzehn!«
    »Andi, erzähl unserer Kollegin doch mal, was du gestern mit diesem zierlichen Wesen erlebt hast.«
    Brander gab Peppi eine Kurzfassung.
    »Wie groß ist sie?«, fragte Peppi.
    »Knapp eins siebzig. Und – das sag ich jetzt nicht nur, um nicht als totaler Trottel dazustehen

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