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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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wies Unfallspuren auf, die zu Ihrem Wagen passen.«
Dampmann entschloss sich zu schweigen.
Judith Brunner beobachtete wieder, wie er erblasste. Er wirkte, als müsse er eine unfassbare Nachricht verarbeiten.
»Kommen Sie, Herr Dampmann, wir können alles schon beweisen«, versuchte sie zu bluffen.
Abermals reagierte der Verdächtige nicht.
Dann musste sie es eben anders versuchen: »Warum haben Sie Bruno Michaelis umgebracht?«
Dampmann flüsterte: »Was? Den Bruno?«, und schnappte nach Luft, bevor ihm ein elender Schrei entfuhr: »Der Bruno ist auch tot? Was ist denn hier los?«
Das hätte Judith Brunner auch gern gewusst.
Dampmanns Erschütterung wirkte echt.
Sie schob ihm ein Glas Wasser hin, goss sich selber auch langsam eins ein, nahm ein paar Schlucke, um Zeit zu gewinnen.
Dr. Grede lehnte geschafft an der Wand. Auch er konnte sich auf den emotionalen Ausbruch ihres Verdächtigen keinen Reim machen.
Nach einigen Minuten hatte Dampmann sich gefasst und schluckte hörbar. »Der Bruno war mein Bruder.«
Judith konnte es nicht fassen! Brüder! Warum sollte Dampmann seinen Bruder umbringen?
»Wieso ist er tot?« Dampmann klang ratlos.
»Vielleicht erzählen Sie uns endlich etwas mehr.«
»Ist ja nun auch egal«, begann Dampmann, »das mit den Büchern wissen Sie sowieso schon.«
»Ich würde gern Ihre Darstellung hören.« Judith Brunner klang unerwartet freundlich.
Er überlegte kurz. »Alles fing mit dem Tod meiner Mutter an. Ich ging ihre Papiere durch und fand einige Briefe meines leiblichen Vaters.«
Er machte eine Pause.
»Aus einem Gefängnis! Es war auch nicht der Mann, den ich bis dahin als meinen Vater angesehen hatte und der allen Familiengeschichten nach im Krieg geblieben war. Es war ein anderer Mann, aber eben mein Vater. Meine Mutter hatte also ein Verhältnis gehabt. Das war mir eigentlich ziemlich egal. Es lag ja Jahrzehnte zurück. Mein Leben hat das nicht berührt, dachte ich. Bis ich in einem der Briefe las, dass der Mann sie bat, sich um einen anderen Sohn von ihm zu kümmern. Dessen Mutter war wohl abgehauen oder so. Meine Mutter hat das empört abgelehnt, wie ich seinem letzten Brief entnahm. Der Typ hat sie übel beschimpft. Doch den Namen, den er ihr nannte, kannte ich: Einem Bruno Michaelis hatte ich öfter mal die Post gebracht. Viele auffällige Umschläge.«
Dampmann bat um neues Wasser und trank das ganze Glas aus, bevor er fortfuhr: »Ich hab lange überlegt, was ich tun soll. Na, und dann habe ich dem Bruno Michaelis die Briefe alle mal zum Lesen da gelassen. Ohne Kommentar. Am nächsten Tag bat er mich dann rein. Er schien sich wirklich zu freuen.«
Dampmann machte wieder eine kleine Pause. Dann sah er Judith Brunner direkt an. »Und so waren wir also Brüder.«
Was für ein Satz!, dachte Judith Brunner. Na gut, immerhin waren es tatsächlich Halbbrüder, wenn Dampmanns Geschichte stimmte. »Haben Sie die Briefe noch? Wir werden das alles nachprüfen müssen.«
»Die hat nun der Bruno.«
»Und was ist mit Ihrem Vater? Wo lebt er?«
»Keine Ahnung! Was sollte der mich kümmern?«
»Und Ihr Halbbruder? Wusste der nichts Konkreteres?«
»Wir haben nicht über den Mann gesprochen, verstehen Sie? Er spielte keine Rolle für uns. Wir kannten ihn nicht und er interessierte uns nicht.«
Judith Brunner merkte, dass sie mit tief schürfenden Fragen zu Dampmanns Familiengeschichte nicht weiterkam, und versuchte es mit einem erneuten Ansatz: »Nun gut, zu unserem anderen Thema. Was ist mit dem Bücherhandel?«
»Das wird Sie interessieren, es ist eine wirklich fantastische Geschichte«, prahlte Dampmann unversehens: »Unter Mutters Unterlagen fand ich eine große, braune Ledermappe, ein wenig glänzend, die ganz edel roch und mit einem dünnen Bändchen zu verschnüren war. Drin lagen einige Schreibmaschinenseiten. Und da fiel es mir wieder ein. Sie hatte mir einmal, ein einziges Mal, als ich noch klein war, von ihrer Arbeit erzählt. Und mich schwören lassen, keinem was davon zu sagen. Meine Mutter war früher Sekretärin in Gardelegen auf dem Amt. Also, sie hat viel getippt. Oft hat sie das auch noch am Wochenende zu Hause getan. Was gucken Sie so ungläubig?! Ihr Ehemann war im Krieg und sie war froh, Arbeit zu haben.«
»Ist schon gut, Herr Dampmann, erzählen Sie weiter.«
Der fuhr aufgebracht fort: »Meine Mutter erzählte, wie sie eines Tages mit dem Fahrrad zu einem sehr vornehmen Haus fuhr. Von diesem Kasten schwärmte sie richtig. Dort empfingen sie

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