Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
Händen.
Als Laura wieder nach oben stieg, wartete Walter kauend im Flur. »Ich konnte nicht widerstehen. Die Spritzkuchen sind köstlich. Soll ich dir was abnehmen?«
»Danke, nein, das geht schon. Machst du bitte das Licht aus und den Keller wieder zu? Trinkst du ein Malzbier mit?«
»Aber nur eine Flasche.«
Laura musste lächeln. »Das hat Judith auch gesagt. Sie isst gerade ein paar Happen. Geh ruhig schon ins Wohnzimmer. Ich hole uns noch die Gläser.«
Walter nutzte die kurze Gelegenheit des Alleinseins mit Judith, um sie zu küssen und setzte sich ihr gegenüber auf das Sofa. Suchend blickte er sich um. »Ich dachte, Wilhelmina wäre hier bei euch?«, meinte er zu Laura, als die mit einem Tablett hereinkam.
»War sie bis eben auch – oh, sie wird mir in den Keller gefolgt sein.«
Walter ging nachsehen, hob die Kellertür ein wenig an und schon schlüpfte die Katze heraus, vorwurfsvoll mauzend. Sie überholte ihn flink, nahm seinen Sitzplatz ein, um sich zu putzen, und ignorierte ihn völlig, als er sich neben sie setzte.
»Ich habe den Schal mitgebracht, der Wolff gehörte. Dany hatte ihn gefunden und sich nichts dabei gedacht. Liegt in der Küche auf dem Tisch.«
Laura verteilte die Getränke und prostete ihren Gästen zu. Dann lauschte sie geduldig dem Gespräch der Kollegen.
»Danke«, sagte Judith in Walters Richtung, »Ritter wird bloß nicht so schnell dazu kommen, den Schal zu untersuchen, er muss erst die ganzen Spuren vom Tatort in Breitenfeld untersuchen. Und das Postauto muss er sich auch noch einmal gründlicher vornehmen. Ich befürchte fast, wir überlasten ihn langsam.«
»Ich hab mich vor Ort noch ein bisschen in der Nachbarschaft umgehört. Im Wesentlichen kam nichts Neues dabei heraus – Michaelis lebte zurückgezogen. Er war nicht gerade unfreundlich, suchte aber auch keinen Kontakt zu anderen. Gesehen hat ihn seit gestern von seinen Nachbarn niemand; irgendein Fremder ist denen aber auch nicht aufgefallen. Hab’s aufgeschrieben, liegt mit beim Schal.«
»Danke. Na ja, wir sollten morgen noch mehr Leute vom Streifendienst durchs Dorf schicken, die so viele Bewohner wie möglich befragen. Vielleicht hat ja irgendeiner doch noch etwas bemerkt.«
»Was sagt Dampmann denn zu dem Ganzen?«
»Als er vom Tod Michaelis’ erfuhr, wirkte er ehrlich erschüttert. Er erklärte uns, sie seien Halbbrüder gewesen und hätten gemeinsam den illegalen Bücherhandel aufgezogen.«
»Ach!« Walter war überrascht.
»Mit den Morden will er aber nichts zu tun haben, er streitet sie weiterhin vehement ab«, fuhr Judith fort, »er brachte sogar den großen Unbekannten ins Spiel.«
»Sehr originell!«
»Vielleicht hat er ja sogar recht, Walter. Immerhin weisen die Toten dieselben Schnitte auf – und ich vermute mal, Dampmann saß schon bei uns ein, als Michaelis ermordet wurde. Morgen hat Dr. Renz hoffentlich schon mehr für uns.«
»Und die Kinder? Ich sehe einfach keinen Grund dafür, den Jungen umzubringen. Ich habe vorhin noch mal bei den Bauers vorbeigesehen. Den Kleinen geht es hervorragend, sie zankten sich um bunte Filzstifte, weil sie für Leon ein Bild malen wollten. Aber ihre Mutter ist krank vor Sorge.«
»Wir bewachen sie doch, Walter«, versuchte Judith ihn zu beruhigen.
»Hab ich auch kontrolliert, alle Leute waren auf ihren Plätzen. Gute Männer«, versicherte sich Walter selbst.
»Aber es stimmt schon, wir haben wirklich ein Riesenproblem, was den Mordversuch an dem Jungen angeht. Noch immer können wir die Motive nicht miteinander verknüpfen.«
Walter überlegte. »Könnte es denn sein, dass derjenige, der Fritzi umbringen wollte, nicht derselbe ist, der Wolff und Michaelis ermordet hat?«
»Du meinst, es ging gar nicht darum, die Entdeckung der Leiche zu verhindern? Jemand hatte von Anfang an vor, den Kleinen umzubringen?« Judith wurde eiskalt.
»Ja. Nimm mal rein hypothetisch an, er zieht den Kleinen raus und bemerkt gar nicht, dass dort noch jemand im Wasser liegt. Er schleppt den ohnmächtigen Jungen weg, versteckt ihn und verschwindet.«
»Dann muss er aber später den Trubel um Wolff mitbekommen haben.«
»Nur, wenn er in der Nähe geblieben ist. Was, wenn er verreist oder beruflich unterwegs war? Dann weiß er von dem Mord an Wolff gar nichts und hat damit auch nichts zu tun.«
»Das würde aber bedeuten, dass wir zwei völlig verschiedene Fälle haben!« Judith war ziemlich konsterniert.
»Nein, nein. Wir verrennen uns«, lenkte Walter ein. »Das
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