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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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vom Vermessen ermüdete Besucher hatte man zwei Bänke dazugestellt und einen Hinweis auf das Wirtshaus »Mitt’n in de Welt« angebracht.
»Erstaunliche Idee, allerdings«, amüsierte sich Judith.
»Was heißt hier Idee?«, empörte sich Walter scherzhaft. »Das ist die reine Wahrheit. Und wehe, du lässt durchblicken, dass du das anders siehst! Na komm, es scheint jemand zu Hause zu sein.« Er deutete auf ein einfaches Haus am Ende der Straße, vor dem ein gelbes, in die Jahre gekommenes Auto der Post geparkt war.
Schon von der Pforte des schmalen Vorgartens aus war zu sehen, dass die Haustür offen stand. Ein Mann kam ihnen, zwei Stufen herabstolpernd, vorsichtig rückwärts aus dem Haus entgegen. Er trug einen riesigen Pappkarton vor dem Körper und konnte sie im ersten Moment nicht sehen. Als er Judith bemerkte, blieb er erschrocken stehen. »Hoppla, wat wolln Sie denn hier?« Freundlich klang er nicht. Der Karton war offenbar nicht schwer, denn er setzte ihn mühelos ab. Nun bemerkte er auch Walter Dreyer. Argwöhnisch musterte er die beiden. Er war ein großer, stattlicher Mann, der sich für seine ungefähr vierzig Jahre gut gehalten hatte. Dunkles, millimeterkurz geschnittenes Haar, ein breiter Mund und äußerst wache Augen in einem ebenmäßigen Gesicht ergaben eine etwas bedrohliche Ausstrahlung, die auf manche Frauen sogar anziehend wirken konnte.
»Guten Tag, ich bin Hauptkommissarin Brunner. Das ist mein Kollege Dreyer aus Waldau. Sie kennen ihn sicher. Wir würden uns gern mit Ihnen unterhalten, Herr Dampmann.«
»Ich muss nach Gardelegen, das Auto zurückbringen.«
»Es dauert bestimmt nicht lange«, versicherte Judith dem Mann. Warum war er so abweisend?
»Was ist denn los?« Dampmann bat die Polizisten nicht herein. »Fehlen wieder Pakete?«
»Wieder?«
»Na, wie letztes Jahr, da haben Ihre Kollegen doch zwei Leute vom Versand ausm Verkehr gezogen, die Pakete geklaut hatten.«
»Nein, darum geht es nicht. Sie waren heute Morgen auch in Waldau.« Judith Brunner hatte das nicht als Frage formuliert.
»Ja, pünktlich. Hörte den Wetterbericht im Radio, als ich bei der Poststelle anhielt.«
»Haben Sie da jemanden gesehen?«
»So früh? Nee, war alles menschenleer. Sind ja keine Schalterstunden heute.«
»Ich meine nicht nur vor der Post, sondern im Ort überhaupt.«
Immerhin dachte Hartmut Dampmann nach. »Nee, auch nicht.«
»Und auf dem Weg nach Waldau? Sie kommen aus Richtung Gardelegen, stimmt’s? War noch jemand unterwegs?« Walter erhoffte sich mit dieser Frage Hinweise auf weitere Zeugen.
»Na, der Milchlaster, ist ja klar. Den treffe ich jeden Tag. Heute war der Schulbus nicht unterwegs; hab keinen gesehen, den ich kenne.«
»Viel war also nicht los.«
»Nee, warum fragen Sie mich das eigentlich?«
Walter sah Judith an, die es übernahm, zu antworten: »Heute Morgen ist ein kleiner Junge in den Teich in Waldau eingebrochen, und als er herausgezogen wurde, haben wir einen Toten gefunden.«
»Ja, und?«
»Das mit dem Jungen muss kurze Zeit nach Ihrem Halt in Waldau an der Post passiert sein. Wir dachten, vielleicht hätten Sie etwas bemerkt?«
»Kann ich nicht helfen, hab nichts gesehen. Ich muss jetzt los, die wollen den Betriebshof pünktlich abschließen, ist schließlich Wochenende.« Dampmann nahm mühelos den Karton wieder auf und Walter Dreyer öffnete ihm aufmerksam die Hecktür vom Auto. Es standen schon mehrere voluminöse Kartons im Wagen. »Geben mir die Leute manchmal wieder mit, wenn sie ihren Kram ausgepackt haben; wir entsorgen das Zeug dann«, erklärte Dampmann, knallte die Tür zu und ging nach vorn, um einzusteigen.
Judith Brunner hielt ihn kurz zurück. »Es kann sein, dass wir noch einmal wiederkommen, falls wir weitere Fragen haben. Ein Kollege wird Sie noch aufsuchen, damit Sie das Protokoll unterschreiben können.«
Dampmann nickte ihr bloß unbeteiligt zu und fuhr davon.
»Na, sehr hilfsbereit schien der mir aber nicht zu sein«, stellte Judith fest.
Walter teilte ihren Eindruck. »Erleichtert war er, dass er einen Grund hatte, wegzukommen. Er hat sich weder nach dem Jungen erkundigt noch für die Leiche interessiert. Das finde ich eigenartig.«
»So viele Verdächtige haben wir noch nicht. Er kommt erst mal auf meine Liste. Und wegen der Paketdiebstähle müsste sich in der Registratur der Dienststelle etwas finden lassen.«
     
     
    ~ 15 ~
     
    In Gardelegen fuhren sie zuerst zum Kreiskrankenhaus, das Dr. Renz für seine Untersuchungen

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