Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
glauben gar nicht, wie sehr ich mich darüber freue«, und ehrlich gerührt umarmte Judith die junge Frau, »danke.«
»Ich habe gestern noch ein wenig Staub gewischt, aber mit dem Rest ...« Verzweifelt sah Lisa sich um. Und plötzlich mussten beide lachen.
~ 17 ~
Walter Dreyer war mit den Niederschriften über die Gespräche mit den Moltkes und mit Stoll, über Dampmanns Befragung und zu Leons Bericht fertig. Er nutzte die Zeit, um bei seinem Schlachtfest nach dem Rechten zu sehen und setzte Laura rasch ins Bild. Dann bat er noch einmal um Verständnis, nicht mithelfen zu können. Die Enttäuschung der anderen hielt sich in Grenzen. Es ging ja auch ohne ihn. Und Alfi Schuler hatte ihn mit glasigem Blick dankbar angesehen.
Walter ging hinüber in die Waschküche, in der es köstlich nach Wurstbrühe duftete. Er drückte in der feuchtwarmen Luft dem Schlachter den vereinbarten Lohn in die Hand, mit einer ordentlichen, durch sein eigenes schlechtes Gewissen bedingten Zulage, und entging tatsächlich einem Tadel. Die Schweinefüße und die Rippen lagen fürs Pökeln bereit; Walter freute sich schon auf die Erbsensuppe. Die Schinken waren vorbereitet. Die Blase hatte der Meister dieses Jahr mit Blutwurst gefüllt; offenbar war von der Leberwurstmasse nicht mehr genug da gewesen. Bisher lief das Schlachten auch ohne ihn bestens. »Schwein gehabt!«, schmunzelte Walter für sich.
Er stahl sich zurück in sein Büro. Wann Judith nur endlich anrief?
Wilhelmina saß auf dem einzigen freien Fleck auf seinem Schreibtisch und leistete ihm beim Warten, mit geschlossenen Augen und leise vor sich hin schnurrend, Gesellschaft. Sie wirkte ziemlich zufrieden mit dem bisherigen Tag. Wie war es ihr eigentlich gelungen, aus Lauras Haus in seines zu gelangen? Sie hatte es sich auf der neuesten Tageszeitung katzengemütlich gemacht, sodass Walter es nicht fertigbrachte, sie zu stören. Lustlos blätterte er irgendwelche Papiere durch, als das Telefon endlich klingelte. Er stürzte zum Apparat. »Ortspolizeistation Waldau.«
»Dies ist mein erstes Telefonat vom neuen Büro aus.«
»Schön, dich zu hören, Judith. Wie geht es dir?«
»Es ist einer von diesen Tagen.«
»Ach ja, hast du heute schon mal erwähnt. Was gibt es Neues?«
»Dr. Grede stellt gerade alle offenen Fälle, Seltsamkeiten und Vorkommnisse zusammen und Lisa Lenz unterstützt ihn mit den Vermissten- und Unfallmeldungen. Ritter ist immer noch mit der Spurenauswertung beschäftigt und Dr. Renz hat sich noch nicht wieder gemeldet. Morgen früh, gleich nach dem Hellwerden, beginnt in Waldau eine große Suchaktion nach der Kleidung des Opfers und des Jungen. Vielleicht entdecken wir dabei auch den Tatort.«
»Was meinst du, wann der Kleine das Fahrrad wieder zurückbekommt? Ich hatte ihm versprochen, heute noch vorbeizuschauen.«
»Na, das wird nichts mehr, aber wenn der Junge dazu in der Lage ist, könntest du dich mit ihm noch ein wenig unterhalten.«
»Ich hatte mir schon gedacht, dass ihr noch nicht fertig werdet. Schade! Aber ich werde gern versuchen, mit ihm zu sprechen. Was kann ich sonst noch tun?«
»Habt ihr in Waldau einen Wetterfritzen?«
»Einen Wetterfritzen? Was meinst du?«
»Na jemanden, der das Wetter beobachtet, Aufzeichnungen macht und so. Einen Hobbymeteorologen.«
»Hm, ja, so einen haben wir! Nicht hier, aber in Breitenfeld. Warum?«
»Ich brauche das detaillierte Wetter der letzten Tage, ganz speziell für unsere Gegend. Ich möchte wissen, wann genau der Teich zugefroren ist und wann das Eis stark genug war, um einen erwachsenen Mann mitsamt seinem Opfer zu tragen.«
»Sehr interessanter Gedanke, Frau Hauptkommissarin. Soll ich anrufen und uns anmelden?«
Einen Moment blieb es ruhig in der Leitung. »Walter, wir können nicht immer zusammenarbeiten.«
Judith hatte recht, daran hatte er überhaupt noch nicht gedacht. Wie sollte das nur weitergehen!
»Walter?«
»Ja und ja.«
»Was?!«
»Ja, du hast recht und ja, ich versuche, den Wetterfritzen allein auszufragen. Wann kommst du wieder her?«
»Sicher spät. Wir versuchen heute noch, weitere Fakten für die Identifizierung zusammenzutragen. Und dann wohne ich ja bei Laura.«
»Ja, das hatte ich auch so in Erinnerung.«
»Zum Frühstück morgen könnte ich vorbeikommen.«
»Prima! Oh nein, das geht nicht, hier liegen noch lauter Schweineteile rum und meine Küche gleicht eher einer Metzgerei. Ich komme zum Frühstück rüber zu euch!«
Die durch sei lautes
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