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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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läuft noch ein paar Minuten, wenn ich mich recht erinnere.«
»Gehen Sie einfach rein, ich komme gleich nach.« Souverän spielte Leon den Gastgeber.
Und Walter Dreyer gefiel es.
»Hallo, Fritzi. Darf ich mich hierhin setzten?«, deutete Walter auf den freien Sessel an Fritzis Sofaecke.
Der Junge nickte und hatte mit dem neuen Besucher kein Problem. »Warum hat der Mann sich verkleidet?«
Walter benötigte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass sich die Frage auf den schwarz maskierten Filmhelden bezog und nicht auf den Mann, der den Kleinen hatte umbringen wollen.
»Damit ihn seine Feinde nicht erkennen.«
»Klappt das denn?«
Walter teilte die Skepsis des Jungen zwar im Prinzip, dennoch schien dies nicht der Moment für frühkindliche Aufklärung zu sein. »Na klar. Sieh hin, keiner merkt es.«
Leon kam mit den dampfenden Tassen und sofort füllte sich der Wohnraum mit Kakaoduft. Als er sich mit auf das Sofa setzte, rutschte der kleine Junge wohlig an ihn heran. Stumm erlebten die drei gemeinsam den Sieg des Guten über das Böse, bis die Tür ging und Elvira Bauer ins Zimmer kam.
»Mama! Mama!« Fritzi war glücklich, als sie ihn umarmte. »Leon hat auf mich aufgepasst!«, verkündete er stolz.
Dankbar sah Elvira Bauer den Wächter an.
Ihr zweiter Blick traf kummervoll den Polizisten.
Walter Dreyer stand auf. »Darf ich Ihnen aus dem Mantel helfen?« Er begleitete sie wieder in den Flur hinaus. »Wie geht es Ihrer Tochter?«
Die junge Frau sah müde aus. Walter hatte den Eindruck, dass sie in den letzten Stunden viel geweint hatte.
»Besser, als ich dachte. Sie wollte mit nach Hause kommen, aber die Ärzte sind vorsichtig und wollen sie diese Nacht noch dabehalten. Sie haben mir versprochen, dass ich sie morgen holen kann, obwohl das sonst sonntags nicht üblich ist. Dany hat doll geweint und sich an mir festgekrallt, das war schwer …«, Elvira Bauer kämpfte erneut mit den Tränen, »ich habe ihr fest versprochen, sie morgen gleich nach dem Aufstehen zu holen.«
»Ich kann euch fahren«, bot Leon, der vorsichtig zu ihnen in den Flur gekommen war, seine Hilfe an.
»Danke, Leon, doch ich will gleich am Morgen da sein, wenn sie aufwacht. Das wird sehr früh sein«, betonte Elvira Bauer, als sei ihr selbst gerade klar geworden, dass die kommende Nacht recht kurz werden würde.
Walter Dreyer musste sich erneut über Leon wundern, der plötzlich behauptete, zurzeit sowieso nicht gut schlafen zu können und das ginge schon in Ordnung. Um sechs warte er mit einem Auto vor der Tür.
»Ich will mit!«, forderte Fritzi, der nicht mehr allein im Zimmer hatte bleiben wollen, sodass nun vier Leute in dem winzigen kalten Flur standen.
»Nur, wenn du sofort wieder unter deine Decke krabbelst.« Elvira Bauer sprach in einem Tonfall, den der Kleine offenbar kannte und von dem er wusste, dass Widerspruch zwecklos war.
»Bis morgen früh dann, Fritzi!«, rief ihm Leon noch hinterher und versicherte sich nochmals des Termins.
Einen kurzen Moment konnte Elvira Bauer wieder lächeln und dankend verabschiedete sie ihren Helfer. Sie schloss die Tür und lehnte sich erschöpft an den Rahmen.
Walter Dreyer sah, wie sie litt, trotzdem musste er sie ansprechen: »Verzeihen Sie, ich bin eigentlich hier, weil ich wissen wollte, was Fritzi heute Morgen angehabt hat. Wir suchen immer noch nach seiner Kleidung.«
»Zum Spielen? Ich weiß es nicht genau, Dany hat ihn angezogen.« Sie blickte sich um. »Sein Anorak fehlt. Dunkelrot, mit Kapuze. Ein Pullover. Er wird seine Jeans angehabt haben. Die sind ihm schon ewig zu groß«, schluchzte sie auf.
»Ich denke, ich komme besser morgen wieder. Sie brauchen jetzt ein wenig Ruhe. Es wird alles wieder gut werden«, versuchte Walter Dreyer mit so viel Überzeugung wie möglich, Trost zu spenden.
     
     
    ~ 19 ~
     
    Bruno Michaelis galt unter seinen Nachbarn in Breitenfeld als ein wenig übergeschnappt, denn einen konkreten Nutzen konnten sie in seinem Tun nicht erkennen. Mehrmals am Tag Temperaturen ablesen, Regenmengen bestimmen, Luftdruck erfassen, na ja. Kein Urlaub – das kannten viele auch, ihr Vieh musste schließlich versorgt werden. Aber der Wettermann hatte ein Stück seines Landes geopfert, um zahlreiche Instrumente darauf aufzustellen! Er führte über seine Messungen zudem noch gewissenhaft Buch, und das grenzte dann schon irgendwie ans Wunderliche. Das Unverständnis wuchs weiter, als ein Nachbar in der Sparkasse in Klötze mitbekommen hatte, welche Summe

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