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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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»Ich denke, Fritzi sollte erfrieren. Der Täter war sich nicht sicher, dass der Junge nichts von der Leiche bemerkt hatte, und musste vermeiden, dass er etwas erzählen konnte.« Judith Brunner brachte ihre Erklärung ganz sachlich vor. Es klang furchtbar. Die Männer erkannten, dass sie wohl recht hatte.
»Mein Gott, was für ein Monster!«, fasste Ritter treffend zusammen.
»Ich telefoniere mit den Meißner Kollegen, mal sehen, wie weit wir damit kommen. Ihnen erst einmal vielen Dank für Ihr außerordentliches Engagement am Sonntag!«
Dr. Grede und sein Mitarbeiter verließen den Raum und Lisa Lenz räumte ihre Unterlagen zusammen, als Judith sie noch bat: »Ach, dieser Postfahrer, Dampmann, erwähnte einige Postdiebstähle in letzter Zeit. Liegt uns dazu etwas vor? Sehen Sie doch bitte nach.«

Als Lisa gegangen war, saßen Judith und Walter sich allein an den Stirnseiten des Tisches gegenüber. Walter lehnte sich zurück und sah sich gründlich im Raum seiner neuen Chefin um. Als er bei den fliegendreckigen Deckenlampen angekommen war, forderte Judith ihn auf: »Es ist Zeit für ein paar konstruktive Vorschläge.«
»Wir fahren zu mir.«
Sie musste lachen. »Du weißt, welche Art Vorschläge ich hier meine. Möblierung, Tapeten, ...«
»Ach so«, tat Walter enttäuscht, »da will ich mich nicht einmischen. Du musst hier arbeiten. Aber wenn du darauf bestehst, würde ich sagen, alles ab und raus.«
»Sehr hilfreich, so weit war ich auch schon.«
»Was ist mit meiner Einladung?« Jede Leichtigkeit war aus Walters Stimme verschwunden. Die Frage war leise und ernst formuliert.
»Ich kann hier nicht darüber nachdenken.« Auch das klang ernst. Judith beschrieb mit der Hand in einem Bogen ihr Büro.
Walter blieb geduldig. »Aber bald, woanders, denkst du darüber nach. Versprochen?«
»Ja. Versprochen.«
»Gut.«
In dem Moment kam Lisa Lenz den Gang entlang gelaufen und blieb aufgeregt in der Tür stehen. »Sie haben Wolffs Auto!«
     
     
    ~ 27 ~
     
    »So schnell? Wo?« Walter Dreyer konnte es kaum glauben.
»Feine Sache!«
Judith Brunner verstand ihre Mitarbeiter nicht. Irgendwie erschien ihr der Ausdruck »Feine Sache« unpassend für das Auffinden eines vermissten Fahrzeugs.
»Fahren wir!«, drängte Walter enthusiastisch.
»Frau Lenz, sagen Sie bitte Thomas Ritter Bescheid, er soll auch sofort losfahren. Und schicken Sie einen Abschleppwagen nach, ja wohin eigentlich?«
»Nach ›Feine Sache‹!« Und schon war Lisa verschwunden.
Judith Brunner begann darüber nachzudenken, in welchem Stück diese Szene spielte und ob an sie als Einzige kein Drehbuch verteilt worden war. Die anderen kannten offenbar ihren Text.
»Ich bringe Sie hin, Frau Kollegin, folgen Sie mir einfach«, versprach Walter galant und zwinkerte ihr beim Türaufhalten zu.

»Feine Sache« war nicht zu verfehlen. Hatte man erst einmal die Straße Richtung Salzwedel gefunden, wiesen ab Winterfeld eine Menge Schilder mit einem stehenden Braunbären auf die zu erwartende Attraktion hin. Es war Sonntagnachmittag, und je näher sie ihrem Ziel kamen, desto dichter wurde der Verkehr: Nicht nur Autos mit ganzen Familien, sondern sogar Kremser, von dampfenden Pferden gezogen, strebten trotz der kalten Temperaturen der »Feinen Sache« zu. Woher der Flecken seine Anziehungskraft auch immer bezog, Judith musste anerkennen, dass es sich um ein beliebtes Ausflugsziel zu handeln schien. Und in der Tat erwies sich »Feine Sache« als überaus einladendes Ausflugslokal mit Wildgehege, umkämpftem Spielplatz und winterfest verpacktem Springbrunnen.
Der große Parkplatz war gut gefüllt. Ein schon wartender Abschleppwagen bot ihnen eine brauchbare Orientierung, um zu dem gesuchten Auto voranzukommen. Vor einem Streifenfahrzeug der Polizei stand eine junge Frau in Uniform, die sich suchend umsah. Daneben parkte ein dunkelgrüner Volvo.
Als Walter Dreyer anhielt, kam die Polizistin, vorsichtig hoffend, näher. »Sind Sie die vom Kreis?«
Judith Brunner stellte sich als neue Leiterin der Gardelegener Dienststelle vor und ergänzte dann in guter Absicht: »Wir arbeiten ja nun zusammen.«
Vorlaut bekam sie jedoch zu hören: »Ach ja? Sie sagten doch, Sie sind die neue Chefin.«
Das war keine Frage, sondern ein deutlicher Verweis auf das dienstliche Beziehungsgefüge. Zusammenarbeit mit Vorgesetzten? Einfach so? Das wäre ja noch schöner!
Judith Brunner überlegte einen Moment, ob sie auf diese Unfreundlichkeit eingehen sollte, entschied

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