Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
Ersatzteile besorgen und besucht auf dem Rückweg seine Schwester.«
»Erinnern Sie sich noch, was er bezüglich des Wagens sagte?«
»Nur, dass der die ganze Nacht dastand, und wenn er wiederkäme, würde er sich kümmern, ich meine, wenn das Auto dann immer noch da wäre.«
»Verstehe. Hat er sonst noch etwas erwähnt, was ihm aufgefallen war oder so?«
»Nee, nee, wir haben kaum Zeit zum Reden, außer es ist was Wichtiges.«
»Richten Sie Ihrem Mann bitte aus, dass er nach Gardelegen zur Polizeikreisbehörde kommen möchte. Wir brauchen seine Aussage.«
Das gefiel der Frau sichtlich nicht, doch ehe sie ihren Unmut bekunden konnte, fragte Judith weiter: »Können wir mit Ihren Mitarbeitern sprechen? Vielleicht haben die etwas bemerkt?«
»Ja, sicher, aber die sind nicht über die Nacht hier, wohnen im Dorf, ob denen etwas aufgefallen ist? Was ist eigentlich mit dem Wagen?« Langsam wurde die Wirtin stutzig.
Judith Brunner hatte im Stillen gehofft, dass das noch etwas dauern würde. Von dem Mord wollte sie nämlich noch nichts erwähnen. »Möglicherweise gibt es eine Straftat, die damit in Verbindung steht.« Diese Antwort hatte ihr in vergleichbaren Situationen schon oft geholfen.
»Oh, was denn?« Die Neugier der Gastwirtin war aufrichtig.
»Darüber, fürchte ich, kann ich Ihnen noch nichts sagen. Sie würden uns sehr helfen, wenn wir jetzt Ihre Mitarbeiter sprechen könnten.«
»Alle?«
»Wie viele haben Sie denn?«
»Ich mach das hier zusammen mit meinem Mann, verstehen Sie? Er ist für den technischen Kram zuständig und hat viel zu tun. Ich kümmere mich um die Gastronomie. In der Küche habe ich drei feste Leute und zwei Frauen als Bedienung. Wenn ich mehr Leute brauche, dann weiß ich noch welche im Dorf.«
»Und heute?«
»Nur die Festen, jetzt im Winter reicht das meistens.«
»Wir würden sie gern befragen.«
Leider erwiesen sich die Gespräche als unergiebig. Weder das Küchenpersonal noch die Kellnerinnen hatten den Wagen auf dem Parkplatz bemerkt und auch sonst war niemandem etwas aufgefallen, das er für erwähnenswert hielt.
Als Judith und Walter wieder den belebten Tanzsaal betraten, der wegen einer Erholungspause für die Kapelle trügerisch ruhig wirkte, winkte ihnen Thomas Ritter von der Bar aus zu und trank rasch sein Glas Tee aus. Er bezahlte und sammelte seine Aufzeichnungen zusammen. »Walter, du kennst die Stelle, die wir untersuchen müssen«, vergewisserte er sich, »dann fahr voran.«
Nach einer Viertelstunde Fahrt auf der Hauptstraße erreichten sie den Wiepker Bach und fanden unweit des Bachlaufs, auf der anderen Straßenseite, eine Stelle, wo die beiden Fahrzeuge parken konnten. Inzwischen war es zu dunkel geworden, um irgendetwas genau erkennen zu können. »Das müssen wir wohl auf morgen verschieben. Oder soll ich die Nachtausrüstung anfordern?« Ritter konnte schwer einschätzen, wie wichtig die Untersuchung hier war.
Judith Brunner schüttelte den Kopf. »Wir lassen einen Streifenwagen über Nacht hier, mit einer anderen Besatzung. Die passen auf. Fangen Sie mit der Kriminaltechnik dann morgen früh an. Im Labor haben die Kollegen jetzt ohnehin zu tun.«
Zufrieden mit dieser Regelung bot Ritter freundlich an, Judith Brunner in seinem Transporter mit nach Gardelegen zu nehmen, damit Walter gleich weiter nach Waldau fahren könne. Der Vorschlag kam so unbekümmert und den beiden fiel so rasch kein Grund ein, ihm nicht zuzustimmen, sodass sie sich schneller getrennt fanden, als ihnen lieb war.
~ 29 ~
In seinem Haus angekommen, musste Walter Dreyer feststellen, dass er vergessen hatte zu heizen. Das Haus war kühl und erste Eisblumen begannen, auf den Scheiben seiner Doppelfenster zu erblühen. Außerdem hatte er Hunger, denn sein Mittagessen war durch Lauras Erkenntnisse zur Wasserleiche jäh unterbrochen worden. Auch in »Feine Sache« hatte sich eine Mahlzeit nicht ergeben. Und zu allem Unglück war Judith einfach davongefahren. Mitten in seinem Kummer hörte Walter ein jämmerliches Mauzen.
Wilhelmina beobachtete ihn durch das Küchenfenster.
»Na komm«, ließ er die Katze rein, »haben dich auch alle vergessen?«
Erwartungsfroh hüpfte sie ins Haus und zeigte dem Hausherrn den Weg zu seinem Kühlschrank. Unglücklicherweise hatte Walter nicht ausreichend eingekauft. Es gab keine Milch und auch sonst nicht viel, was einer Katze munden würde. Er selbst benötigte zumindest etwas Brot, um die leckeren Schlachtvorräte nutzen zu können.
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