Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)
sich dann aber, es sachlich angehen zu lassen: »Wir warten noch auf die Spurensicherung, die Kollegen müssten jeden Moment kommen. Wenn Sie uns kurz schildern würden, wie Sie den Wagen fanden?«
»Mein Kollege und ich«, sie sah sich etwas ärgerlich um, »ich bin nämlich nicht allein hier, er wollte bloß mal kurz weg, na ja, wir fahren jeden Tag auf unserer Tour hier vorbei und sehen nach dem Rechten. Meistens ist es ruhig. Die Leute, die hier herkommen, haben gute Laune. Nur manchmal, wenn abends Tanz ist, gibt es den üblichen Ärger. Gestern aber nicht.« Sie blickte sich noch einmal Richtung Lokal um. »Also, als wir uns heute zur Spätschicht fertigmachten, war da die Fahndung nach dem dunkelgrünen Volvo. Die sind hier nicht eben häufig. Da fiel uns ein, dass so einer hier schon ein paar Tage steht. Also sind wir heute Nachmittag gleich als Erstes hierher.«
Walter Dreyer hatte sofort bemerkt, dass das Kennzeichen nach Meißen gehörte, und war überzeugt, das richtige Fahrzeug vor sich zu haben.
In dem Moment hielt Thomas Ritter mit seinem Transporter neben ihnen. Er nickte allen zu und begann mit seiner Arbeit. »Ist es abgeschlossen?«
Die junge Polizistin hob die Schultern. »Wir haben nichts angefasst, nur reingesehen und beim Kreis angerufen.«
Eiligen Schrittes kam ein weiterer Uniformierter auf sie zu und stellte sich vor: »Ingo Grille. Ich war mal kurz weg. Hat meine Kollegin etwa schon alles erzählt?«
Was sollte man auf diese Frage antworten?
Judith Brunner, die nur kurz ihren Namen nannte, fragte stattdessen zurück: »Wann fiel Ihnen dieser Wagen denn zum ersten Mal auf?«
Unsicher sahen sich die beiden an.
»Na, ein paar Tage steht er schon da. Ich denke, seit Mittwoch?«, spekulierte die Polizistin.
Ihr Partner hingegen meinte: »Donnerstag. Mittwoch war doch der falsche Unfall.«
»Stimmt, er hat recht, es war Donnerstag. Also Donnerstag fiel er uns das erste Mal auf.«
»Also gut. Welcher falsche Unfall?« Judith Brunner war hellhörig geworden.
»Ach, irgend so ein Spinner hat uns in Kakerbeck angehalten und gesagt, er hätte komische Geräusche gehört, Zweige hätten geknackst, da wäre sicher was passiert. Jemand hätte etwas hinter sich hergezerrt, angefahrenes Wild oder so. Wir sind also los, aber da war nichts zu sehen. War auch schon duster.«
»Wo soll denn das gewesen sein?«
»In Wiepke, am Bach.«
»Richtung Gardelegen, an der Hauptstraße«, fügte Walter für Judith erklärend hinzu.
»Sie haben sicher den Namen des Zeugen?«
Ohne Gewissensbisse stritt der Streifenpolizist das energisch ab: »Wegen so einem Sch …, ich meine, das haben wir nicht mal aufgeschrieben.«
Judith Brunner blieb höflich. »Dann, fürchte ich, werden Sie beide das nachholen müssen. Sie fahren bitte nach Kakerbeck und nehmen die Personalien des Mannes auf. Und befragen Sie den Mann noch einmal genau. Warum hat er eigentlich nicht selber nachgesehen?«
Darauf wusste der Uniformierte immerhin eine Antwort: »Ist wohl mit dem Fahrrad da lang und war nicht mehr ganz nüchtern. Musste rasch nach Hause zu seiner Ollen.«
Ein wissendes Grinsen machte ihn nicht sympathischer.
Die junge Polizistin fragte nach: »Sollen wir auch noch mal in Wiepke vorbei?«
»Nein, das möchte ich Ihnen nicht zumuten. Wir erledigen das auf dem Rückweg, die Spurensicherung haben wir ja schon dabei. Danke.«
Ohne die Ironie in Judiths Worten auch nur gespürt zu haben, fuhr die Besatzung des Streifenwagens von dannen.
Ritter hielt einige Plastiktüten in seinen behandschuhten Händen, als er zu Judith und Walter trat. »Eigentlich ist nur das Übliche drin, Atlas, Tankquittungen, alte Lappen, ein paar Kekse und zwei Flaschen Mineralwasser. Hier, ein Notizzettel, mit dem ich nichts anfangen kann. Nur Zahlen und Buchstaben.«
Interessiert betrachteten sie das Stück Papier. Eine Idee, was die Notizen bedeuten könnten, hatte vorerst niemand.
Ritter steckte den kleinen Zettel in einen Umschlag. »Ich nehme ihn mir dann im Labor vor. Auch den Müll aus dem nächstgelegenen Papierkorb und den Dreck, der rund um das Auto lag.« Er winkte dem Abschleppwagen zu und wollte sich verabschieden.
»Wir müssen noch nach Wiepke, Thomas«, klärte Walter ihn kurz auf.
Ritter konnte schon nichts mehr erschüttern. »Geht klar. Nur muss ich hier das Aufladen mit dem Abschleppwagen überwachen und nachsehen, was sich unter dem Wagen so angesammelt hat. Also geht ruhig inzwischen einen Kaffee trinken. Ich melde
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