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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Er hätte die junge Frau vielleicht etwas intensiver befragen sollen!
»Keine Ahnung. Die ist sicher schon lange los zur Arbeit.«
»Wissen Sie, wo genau Frau Wagner arbeitet?«
»Na, immer noch im Kunstgewerbe-Haus, denke ich.«
Walter schlug im Telefonbuch nach und hatte Glück. Vera Wagner kam ans Telefon, und als sie ihm sagte, wohin Karoline Neubauer fahren wollte, fühlte er ein leichtes Grummeln in der Magengegend. Er hoffte, arglos auszusehen, als er Gisela Neubauer fragte: »Was könnte Ihre Tochter in Meißen gewollt haben?«

Tatsächlich war es Lisa Lenz gelungen, kurzfristig einen Termin beim Vorsitzenden des Gardelegener historischen Vereins zu vereinbaren. Sie brachte Judith Brunner dazu gleich am Morgen eine Notiz und bemerkte beiläufig: »›Heute gegen Abend‹, hat er gesagt. Der Mann klang aber ganz nett.« Sie legte ihr die Akte zu den Postdiebstählen hin und stellte einen Becher Kaffee dazu.
Judith fragte sich zum zigsten Male, wer diese Perle nur an die Rezeption verbannt hatte. Und wieso war sie immer so munter?
Einen Moment später wedelte Lisa schon wieder mit einem Blatt Papier herein. »Aus Meißen, Chefin, ein Fernschreiben!«, verkündete sie. »Eine junge Frau hat sich dort nach Robert Wolffs Adresse erkundigt und behauptet, seine Tochter zu sein!«
»Die Tochter? Zeigen Sie mal, bitte.« Die Nachricht gab aber nicht mehr her. Als sie zum Hörer greifen wollte, um unter der angegebenen Nummer zurückzurufen, klingelte das Telefon.
Lisa war schneller, nahm Walter Dreyers Anruf entgegen und reichte den Hörer weiter.
Judith Brunner konnte nur noch konstatieren, wie sich innerhalb von drei Minuten einiges klärte und erneut verwirrte. »Wie bitte? Der Ehemann wohnt in Meißen? Das sind ja schöne Neuigkeiten! Und nun ist die Tochter verschwunden? Dreiundzwanzig? Die Kollegen in Meißen haben uns gerade informiert, dass dort gestern eine junge Frau nach Robert Wolff gefragt hat. Sie suche ihren Vater. Also, denke ich, Sie können Frau Neubauer einstweilen beruhigen, Herr Dreyer. Kommen Sie doch bitte am Nachmittag mit ihr her, ja? Inzwischen werde ich versuchen, die Tochter wieder zurückzuholen. Danke!« Sie staunte, wie leicht ihr der distanzierte Ton gegenüber Walter gelungen war.
Ohne Pause wählte sie nun die Nummer in Meißen. Es lief wie geschmiert. Die Kollegen kannten den Aufenthaltsort von Karoline Neubauer, eine kleine Pension in der Altstadt, und würden sie umgehend nach Gardelegen schicken. Judith bedankte sich und sah auf die Uhr. Es würde mindestens vier bis fünf Stunden dauern, bis die junge Frau hier war.
»Tja Lisa, wie es aussieht, war unser Mordopfer seit Langem mit einer Frau aus Waldau verheiratet, einer Gisela Neubauer, die vor ein paar Minuten bei Walter Dreyer ihre Tochter Karoline als vermisst gemeldet hat, eben jene junge Frau, die in Meißen ihren Vater sucht.«
»Womit wir eine neue Verdächtige haben!«, stelle Lisa sofort fest.
»Ja, theoretisch sogar zwei. Vergessen Sie aber nicht, Dany sah einen Mann mit ihrem Bruder weggehen.«
»Wieso heißen die beiden nicht Wolff, sondern Neubauer? Geschieden?«
»Nehme ich schon an, auf jeden Fall werden wir das prüfen. Das müsste doch auf der Meldekarte vermerkt sein?«
Das polizeiliche Meldewesen war im selben Gebäude untergebracht.
»Schaffen Sie es, mal unten vorbeizugehen?«
»Sicher«, versprach Lisa.
»Schreiben Sie bitte eine Telefonnotiz über die Neuigkeiten und hängen sie mit an die Tafel. Und informieren Sie Dr. Grede.«

Judith Brunner wandte sich der dünnen Akte über die verschwundenen Pakete vom Postamt zu. Es waren insgesamt vier Vorfälle; zumindest lagen vier Anzeigen vor, von Leuten aus verschiedenen Ortschaften. Sie hatten Pakete als vermisst gemeldet, die sie sicher von Verwandten erwarteten. Keine Geschäftspost oder so. Das war eine der Gemeinsamkeiten gewesen.
Die Polizei hatte dann zwei Leute vom Hauptpostamt in Gardelegen ermittelt. Die gaben zu, genau solche privaten Sendungen herausgesucht zu haben, da in diesen Fällen seitens der Post kaum Nachforschungen angestrengt, sondern eben einfach Entschädigungen gezahlt wurden und fertig. Bei Handelsware wäre das Risiko höher, denn da bestanden die Kunden schon mal auf genauen Ermittlungen. Im vorliegenden Fall waren die beiden Postangestellten einfach zu dämlich gewesen und hatten das Verpackungsmaterial ihres letzten geöffneten Pakets im Müll des Postamtes entsorgt. Mit Fingerabdrücken auf dem Klebeband.

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