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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Das war wirklich keine kriminalistische Herausforderung gewesen. Interessant war nur der Name desjenigen, der mit dem zerrissenen Paketpapier zum Leiter des Postfuhramts gegangen war: Hartmut Dampmann.
Das machte Judith Brunner stutzig. Warum hatte der Mann sie eigentlich auf diesen Vorfall aufmerksam gemacht? Es gab dafür keinerlei Anlass. Wollte er angeben? Dann hätte er seine Beteiligung an der Aufklärung der Diebstähle explizit erwähnen müssen! Aber seinen Anteil an den Geschehnissen hatte er verschwiegen. Oder? Judith sah in den Unterlagen nach; sein Protokoll hatte Dampmann gestern unterschrieben. Ihre Erinnerungen trogen nicht: kein Hinweis auf seinen Fund im Container. Immerhin waren durch die damaligen Ermittlungen Dampmanns Fingerabdrücke auch bei den Unterlagen.
Judith hatte schon bei der ersten Begegnung mit dem Mann kein gutes Gefühl gehabt, und jetzt drängte es sie, ihrem Unbehagen nachzugehen.
Rasch sah sie bei Dr. Grede vorbei. »Lassen Sie bitte diese Fingerabdrücke mit denen von der Mistkarre abgleichen. Ich fahre rüber ins Postamt. Wenn Walter Dreyer oder diese Karoline Neubauer auftauchen – möchten sie bitte warten.«
     
     
    ~ 37 ~
     
    Das Postamt war in einem ehrwürdigen, mittlerweile unter Denkmalschutz stehenden Zweckbau untergebracht, der bezeugte, dass die Post schon in der Vergangenheit eine vertrauenswürdige und auch finanzstarke Einrichtung war. Um die Jahrhundertwende mit Schmuckgiebeln, kleinen Skulpturen und zahlreichen Fenstern errichtet, zierte das Gebäude einen kleineren Platz am Rande des Gardelegener Ortszentrums, der in früheren Zeiten dem Pferdehandel gedient hatte. Neben der gemauerten Einfassung des wuchtigen Eingangsportals informierte eine grün angelaufene Messingtafel darüber, dass hier am Rossmarkt bereits im Mittelalter eine alte Poststation stand.
Obwohl es in der kleinen Schalterhalle recht belebt war, wartete am Beratungstisch ein junger Mann untätig auf Bürger. Judith Brunner erkundigte sich nach dem Amtsleiter und ein Telefonat später wurde sie in die erste Etage begleitet. Durch ein Sekretariat, dessen Inventar und Personal aus der Bauzeit des Postamtes zu stammen schienen, gelangte sie tatsächlich zu »Wubbo Wiesel«. Sie hatte den Namen kaum glauben können, als sie ihn im Vorbeigehen auf dem Türschild las.
Allerdings überraschte sie der Mann zu dem Namen: Er hatte in seinem großzügigen Büro nicht auf die übliche Dekoration cheflichen Egos verzichtet – prächtiger Schreibtisch am anderen Ende des Raumes, den weiten Platz davor bis zur Tür mit einem zumindest nicht billigen Teppich ausgelegt, poliertes Parkett, im Erker an der rechten Wand, mit Blick auf den Platz, getischlerte Möbel und Ledersessel – , zudem wirkte Wubbo Wiesel trotz Uniform ausgesprochen elegant und charismatisch.
Als Kavalier der alten Schule wusste er, dass nur wenig nötig war, um andere für sich einzunehmen: Er kam Judith Brunner entgegen, nahm ihr den Mantel ab und bot ihr einen bequemen, gepolsterten Armlehnstuhl neben seinem Schreibtisch an. Er selbst nahm wieder Platz und fragte sie nach ihrem Getränkewunsch.
»Das ist sehr freundlich, leider habe ich nicht viel Zeit, Herr Wiesel. Ich möchte mich nach einem Ihrer Mitarbeiter erkundigen. Hartmut Dampmann. Wäre es möglich, seine Personalakte zu sehen?«
Er sah sie freundlich an. »Sie verstehen sicher, dass ich nach dem Grund frage, Frau Brunner.«
Judith gab eine vorformulierte Antwort: »Er ist Zeuge in einem aktuellen Fall, den wir untersuchen. Ich möchte mir so über seine Glaubwürdigkeit ein Bild machen.«
»Aha. Dampmann hat im letzten Jahr dazu beigetragen, dass hier rasch eine Serie von Diebstählen beendet werden konnte.«
»Das ist mir bekannt. Aber jetzt geht es um ein Kapitalverbrechen. Da würde es helfen, seinen Hintergrund besser einschätzen zu können, ehe wir seinen Angaben vertrauen.«
Wiesel griff zum Telefon und wies sein Sekretariat an, die Akte herauszusuchen.
Dabei fiel Judith Brunner der goldene Ring auf, den er an der rechten Hand am kleinen Finger trug. Massiv, mit Freimaurer-Symbol.
Sie bedankte sich für das Entgegenkommen.
»Keine Ursache. Ich selbst kann Ihnen kaum etwas zu dem Mann sagen, außer, dass ich keine Klagen kenne. Sein Vorgesetzter, Herr Balduin, arbeitet nebenan in unserem Fuhrhof. Reden Sie bitte mit ihm. Ich sage Bescheid.«
»Das hilft mir schon sehr.« Judith Brunner erhob sich und bat, die Personalakte in ihre Dienststelle zu

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