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Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Eisblumen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners zweiter Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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erlauben darf. Ich bin zum Mittagessen verabredet. Vielleicht finden Sie noch jemanden für den Leichnam.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach Judith Brunner.

Zunächst aber ging sie zu ihrem Stellvertreter. Sie hoffte, Dr. Grede könnte sie über Dampmann und sein Verhalten bei der Abholung ins Bild setzen. Sie wollte vorbereitet sein. Außerdem hätte sie ihn gern beim Verhör dabeigehabt.
Judith Brunner klopfte an die angelehnte Tür. »Na, wie ist es mit Hartmut Dampmann gelaufen?«
Dr. Grede blickte auf. »Hallo.« Er deutete auf einen freien Hocker und sie setzte sich.
»Es gab keine Probleme mit ihm, sagen die Kollegen. Er maulte natürlich etwas herum, dass er keine Zeit hätte, zur Arbeit müsse und was wir von ihm wollen. Das Übliche eben. Aber nun sitzt er friedlich zwei Türen weiter und wartet.«
Als ihn Judith Brunner fragend ansah, ergänzte er: »Das ist ein leeres Büro. Dampmann wird von Wachtmeister Grille bewacht. Keine Sorge.«
Judith Brunner konnte nicht verhindern, dass sie vorsichtig an Grilles Pflichterfüllung zweifelte. Sie seufzte. »Und dort könnten wir ihn vernehmen?«
Nickend bestätigt ihr Dr. Grede das und informierte sie: »Dampmanns Personalakte ist inzwischen gekommen. Hier, eigentlich alles wenig bemerkenswert.«
Judith nahm die Akte entgegen und blätterte in den Unterlagen: Jahrgang 1945, mit vierzehn Jahren aus der Schule und dann zum Bauern arbeiten. Der Vater war im Krieg geblieben. Die Mutter arbeitete als Verwaltungsangestellte. Zwei Jahre später dann eine Lehre bei der Post, mit ganz passablen Ergebnissen. Erst wurde er auf dem Posthof beschäftigt, wickelte Zollformalitäten ab oder ging Suchmeldungen nach, und seit mehr als zehn Jahren fuhr er über die Dörfer und galt als zuverlässiger Ausfahrer. Kein Eintrag im Strafregister. Dampmann hatte den Erhalt einer Jubiläumszahlung sowie einer Urkunde für 25 Jahre Zugehörigkeit zur Deutschen Post quittiert. Er lebte in Poppau, allein, im von seiner Mutter vor ein paar Jahren geerbten Haus.
Hier war tatsächlich nichts zu finden.
Judith Brunner gab die Personalakte an Dr. Grede zurück. »Na los, dann unterhalten wir uns mal mit ihm.«

Dr. Grede klopfte an die Tür und der Wachtmeister öffnete.
»Ah, endlich. Hat ganz schön gedauert«, begrüßte Grille sie, sah dabei allerdings nur Dr. Grede an. Dann drückte er sich an ihnen vorbei und ging weg ohne abzuwarten.
Judith Brunner hatte keine Zeit, sich in diesem Augenblick mit Ingo Grille wegen seines Verhaltens auseinanderzusetzen, trotzdem würde ihr und ihm das nicht erspart bleiben.
Sie wandte sich Dampmann zu und erkannte den am Tisch sitzenden Mann kaum wieder, denn die Kluft des Postmitarbeiters beschädigte sein Erscheinungsbild beträchtlich. Kleidsam war diese Uniform wirklich nicht. Weder die Ärmel- noch die Hosenlänge schienen Dampmanns Gliedmaßen angemessen.
»Guten Tag. Ich bin Hauptkommissarin Judith Brunner und ermittle im Waldauer Mordfall.«
»Ich kenn Sie doch, Sie waren schon mit dem Dreyer bei mir. Hab Ihnen bereits alles gesagt!« Dampmann klang vorwurfsvoll: »Sie wissen, dass ich eigentlich auf Arbeit muss?«
Judith Brunner nahm Dampmann gegenüber Platz.
Dr. Grede rückte sich einen Stuhl in Türnähe zurecht.
»Mit Herrn Balduin haben wir telefoniert. Machen Sie sich keine Sorgen. Er hat volles Verständnis«, versuchte Judith, verbindlich zu bleiben.
Dampmann sah allerdings aus, als würde er das seinem Chef im Fuhrhof ewig nachtragen.
»Das dort ist mein Kollege Dr. Grede. Wir wollten uns eigentlich gestern schon mit Ihnen unterhalten, konnten Sie aber nicht finden«, fuhr Judith Brunner fort.
»Ich war ja auch unterwegs, ganz normal.«
»Und zum Schichtende?«
»War ich aufm Hof, wie immer, hab den Wagen hingebracht.«
»Dort hat Sie aber niemand gesehen.«
»Kann ja gar nicht sein, ich hab ganz sicher noch mit dem Nichtstuer in der Werkstatt geredet.«
Konnte das stimmen? Hatte es da vielleicht ein Missverständnis gegeben und ihre Leute waren nicht informiert worden, dass es möglicherweise eine Zufahrt zum Fuhrhof über die Werkstatt gab? Und hatte nun Dampmann bereits in der Werkstatt von ihrem Fund in den Kartons erfahren? »Und als Sie aus der Werkstatt kamen?«
»Bin ich nach Hause. Das hätten Sie mich auch alles dort fragen können.«
»Herr Dampmann, als wir Sie am Sonnabend aufsuchten, haben Sie gerade leere Pappkartons verladen und uns gesagt, die wären Ihnen von Leuten zurückgegeben

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