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Eisblut

Eisblut

Titel: Eisblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Profi«, flocht Daniel ein, der wie immer vergleichsweise
still in sein Laptop starrte, das er sogar mit in den Konferenzraum brachte,
ganz so, als sei es ein externes künstliches Organ, ohne das er nicht
lebensfähig wäre. »Ein Profi wie David Rosenbaum.«
    Christian informierte Pete, Eberhard und Volker über den Besuch Fred
Thelens und den abgetauchten Mossad-Agenten.
    Â»Glaubst du, dass da ein Zusammenhang besteht?«, wollte Eberhard
wissen.
    Â»Im Januar verschwindet in Hamburg ein sogenannter
Interrogationsexperte aus einem nahöstlichen Geheimdienst. Auf gut deutsch
würde man sagen, ein professioneller Folterer. Seitdem haben wir hier drei
Leichen, mindestens drei, ich bin gespannt, was Karen noch findet. Zwei Frauen,
ein Mann. Alle drei gefoltert, zum Teil mit Methoden, die nachweislich im Nahen
Osten Tradition haben. Nicht nur da, aber auch da.
Was würdest du denken, Herd?«
    Eberhard zuckte mit den Schultern. »Mir kommt das alles sehr … ich
weiß nicht … Wo könnte der Zusammenhang zwischen Uta Berger und einem
Mossad-Agenten liegen? Wie passt der Obdachlose Georg Dassau ins Bild? Und die
asiatische Prostituierte?«
    Pete wandte sich an Daniel: »Was weißt du sonst noch über diesen
Rosenbaum? Abgesehen von seinem zweifelhaften Beruf?«
    Â»An Daten über solche Leute ist schwer ranzukommen. Es war knifflig
genug, überhaupt auf ihn zu stoßen, ist alles mehrfach verschlüsselt und
gesichert. Hat mich ja auch fast enttarnt, die Aktion. Rosenbaum ist ein
deutschstämmiger Jude, geboren in Deutschland und aufgewachsen in Israel
irgendwann in den Sechzigern. Genaueres gibt’s nicht über ihn, ich habe bislang
nicht mal ein Foto. Schätze, den Namen hat er im Laufe seiner Karriere mehrfach
gewechselt. Vermutlich ist das, was ich über ihn finden kann, sowieso eine
Legende, die ihm der Mossad gebaut hat.«
    Â»Vielleicht ist dieser Rosenbaum unser Phantom«, mutmaßte Eberhard.
»Hast du noch mal mit deinem Kumpel vom BND gesprochen? Der weiß
doch sicher mehr.«
    Christian schüttelte den Kopf: »Der ist schon wieder zurück nach
Pullach. Wir haben telefoniert. Der weiß nicht mehr, oder er sagt es mir nicht.
Jedenfalls ist Thelen eine Sackgasse. Wir müssen die Verbindung, falls es denn
eine gibt, selbst finden. Also: Wir suchen das Phantom, und wir suchen
Rosenbaum. Wir suchen Verdächtige, Zusammenhänge, Zeugen, Erkenntnisse. Wir
suchen überall. Und wir suchen weiter, bis wir das Schwein aus seinem Koben
treiben!« Christian schlug wütend mit der Faust auf den Tisch, aber keiner
zuckte zusammen. Sie kannten seine plötzlichen Ausbrüche.
    Nur Pete wirkte fast noch frustrierter als Christian. »Wir suchen
und suchen. Und stoßen auf nichts! Für mich entsteht da immer noch kein Bild!
Die Puzzleteile wollen einfach nicht zusammenpassen! Null! Wir spekulieren ins
Blaue, weil wir absolut nichts in der Hand haben.«
    Â»Das liegt an uns, nicht an den Puzzleteilen. Wir sehen nicht
richtig hin. Also machen wir weiter, wechseln die Perspektive und die
Beleuchtung. Geduld ist die Tugend des Jägers«, meinte Christian bemüht ruhig.
Er wusste, dass sie sich täglich selbst motivieren mussten, um gute Arbeit zu
leisten. »Schaut euch die Fotos an, die Fotos von Uta Berger und den anderen.
Wir werden die Bestie finden!«
    Â»Dazu brauchen wir Fakten und Ergebnisse, und zwar schnell. Verlangt
zumindest unser geschätzter Oberstaatsanwalt Waller, der mir heute Morgen schon
den Tag versaut hat«, sagte Pete.
    Â»Der Scheißkerl soll uns in Ruhe unsere bekackte Arbeit tun lassen«,
knurrte Christian übellaunig. Wenn es nicht so lief, wie er sich das
vorstellte, neigte Christian neben dem cholerischen Schlagen und Treten von
Möbeln auch zu unflätiger Ausdrucksweise. Das änderte zwar nichts daran, dass
da draußen ein gemeingefährlicher Irrer herumlief, von dem er bislang nicht mal
Witterung aufgenommen hatte, aber er fühlte sich zumindest für ein paar
Sekunden besser.
    Die Konversation, der Anna am Nachmittag in der
behaglichen Bibliothek von Professor Gellert in der Elbchaussee beiwohnte,
unweit vom Hause ihrer Eltern, war weitaus gepflegter. Sie ließ es sich bei
einem locker aufgeschäumten Cappuccino gut gehen. Neben ihr auf dem Sofa saß
Professor Weinheim, der sie am Vortag überredet hatte, endlich einmal zu seinen
monatlichen

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