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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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einem starken Team zusammengeschweißt hatte.
    Eines Abends, nach einem besonders harten Tag, an dem die Lausebengel bei einer Rauferei sogar die Degen gezückt hatten, schlug Helvetius so wütend um sich, daß sein Knotenstock zerbrach. Da schritt Camillus Justinus ein und verabreichte den Rekruten eine tüchtige Dosis tribunaler Rhetorik.
    »Alles mal herhören, ihr Lumpenpack!«
    »Guter Einstieg!« zischte Helvetius mir respektlos zu.
    »Ich bin todmüde. Ich starre vor Dreck. Ich bin die lausige Marschverpflegung leid und habe es satt, im Regen unter einer Eiche zu pissen!« Seine unorthodoxe Rede hatte den Jungen die Sprache verschlagen. »Ich hasse dieses Land genauso wie ihr. Und wenn ihr euch so aufführt wie vorhin, dann hasse ich euch nicht weniger. Am liebsten würde ich sagen: Der nächste, der aus der Reihe tanzt, wird auf der Stelle heimgeschickt. Leider haben wir aber keinen Transport zurück ins Hauptquartier, sonst würde ich nämlich als erster aufspringen. Also reißt euch jetzt zusammen! Wenn wir nicht alle unser Bestes geben, kommt keiner von uns nach Hause.« Er gab ihnen Zeit, diese düstere Prophezeiung zu verdauen. »Ich denke, ihr habt begriffen, worum es geht: Wir müssen alle an einem Strang ziehen …«
    »Sogar Lentullus?« rief Probus dazwischen.
    Justinus runzelte die Stirn. »Alle, außer Lentullus. Wir übrigen werden fest zusammenstehen – und allesamt auf ihn aufpassen.«
    Das befreiende Gelächter, das folgte, verhieß eine ruhige Nacht. Und am nächsten Tag würden alle ganz mustergültig spuren.
    »Der Tribun ist schon in Ordnung«, befand Helvetius.
    »Ja, seine Geduld mit den Jungs ist bewundernswert«, stimmte ich ihm bei.
    »Ich erlebe das nicht zum ersten Mal – anfangs halten sie ihn für einen unerträglichen Snob, und am Ende lassen sie sich vierteilen für ihn.«
    »Das würde Camillus ihnen nun freilich nicht danken«, sagte ich. »Wenn er auch nur einen von ihnen verlieren würde, könnte er sich das niemals verzeihen.«
    »Selbst wenn es Lentullus wäre?«
    Ich seufzte. »Dann erst recht! Der Tribun ist ganz in Ordnung, wie?«
    »Wahrscheinlich wird er uns vor dem Schlimmsten bewahren.«
    »Aha! Und wie steht’s mit mir?«
    »Mithras, daß ich nicht lache, Falco. Sie sind doch derjenige, der uns reinreitet in den Schlamassel!«
    Am nächsten Morgen spurten alle etwa eine halbe Stunde ganz mustergültig. Dann meldete sich Lentullus und fragte auf seine liebenswürdige Art: »Falco, wo ist denn Dubnus hin?«

XLIV
    Ich holte tief Luft. »Was ist los, Lentullus?«
    »Na ja, er ist weg, Falco. Und sein Pony auch.«
    Justinus sprang auf. »Alles mal herhören! Weiß jemand, wann Dubnus verschwunden ist?« Natürlich meldete sich keiner.
    Jetzt war auch ich auf den Beinen. »Erste Zeltschaft – zu mir! Helvetius, Sie führen die zweite Gruppe. Räumt das Lager, packt zusammen und folgt uns!«
    Helvetius war mir dicht auf den Fersen, als ich zu den Pferden lief. »Wozu die Aufregung? Ich kenne mich hier aus. Eine grobe Ortsbestimmung kriege ich auch ohne Dubnus zusammen …«
    »Denken Sie doch mal nach! Wie sollen wir uns mit Veleda verständigen? Dubnus ist unser Dolmetscher!«
    »Das schaffen wir auch ohne ihn.«
    »Ach, es geht ja nicht bloß darum«, keuchte ich, in fliegender Hast meinen Gaul aufzäumend. »Bisher sind wir nirgends aufgefallen. Noch hat uns kein kampflustiger Verband entdeckt. Aber Dubnus war die ganze Zeit schon so eigenartig. Bestimmt hat er was ausgeheckt. Was, wenn der Kerl nun einen kriegslüsternen Trupp Germanen auf unsere Fährte hetzt?«
    »Aber Falco, warum denn gleich so schwarzsehen! Vielleicht hat er bloß irgendwo ein günstiges Geschäft gewittert.«
    »Nein, nein, ich habe ihm ja angeboten, daß er nebenher handeln kann …« Jetzt hatte ich allerdings den Verdacht, daß der Hausierer einen neuen Weg ausgeguckt hatte, um auf die Schnelle reich zu werden: mit dem Verkauf von Geiseln nämlich. »Wir dürfen nicht riskieren, daß er uns verschachern will, oder?«
     
    Wir verfolgten seine Spur bis weit in den Norden; für uns der falsche Weg. Aber vielleicht baute er ja darauf, daß wir gerade deshalb irgendwann aufgeben und umkehren würden. Wenn ja, dann hatte er sich verrechnet: Mich machte sowas nur stur, und ich blieb dran. Über kurz oder lang würde er unvorsichtig werden, hoffte ich, und uns für dermaßen auf unsere Mission fixiert halten, daß er gar nicht mit einer ernsthaften Verfolgung rechnete.
    Meine Zeltschaft war die

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