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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zweihundert Meilen stromaufwärts zu reisen, nur um ihre Geschenkartikel zu bestaunen, der solle auch ruhig den gängigen Preis dafür zahlen. Der wiederum war so hoch, wie der Töpfer ihn glaubte treiben zu können, nachdem er die Edelsteine an den Ringen eines Kunden und den Flor seines Reisemantels taxiert hatte. In meinem Fall war das eigentlich nicht sehr hoch – aber immer noch mehr, als ich zu zahlen bereit war.
    Ich hörte mich um, aber anscheinend dachte jeder dieser Händler, die Kundschaft sei dazu da, ausgeplündert zu werden. Schließlich landete ich unter einem Tisch, wo ich in einem Korb mit angeschlagenen Stücken wühlte, die heruntergesetzt waren.
    »Sowas lohnt sich doch nicht mitzunehmen«, brummelte Xanthus.
    »Ich bin der Sohn eines Auktionators. Man hat mir beigebracht, daß sich gerade in dem Kasten mit dem ausrangierten Plunder manchmal ein wirklicher Schatz versteckt.«
    »Ach, Sie mit Ihren Ammenmärchen!« grinste er.
    »Ah! Wer sucht, der findet – hab’ ich’s nicht gesagt?«
    Tatsächlich hatte ich am Boden des Korbes eine Kompottschale gefunden, die kaum Sprünge und Brennfehler aufwies. Der Friseur gab gnädig zu, daß meine Hartnäckigkeit sich ausgezahlt habe; dann machten wir uns auf die Suche nach jemandem, der uns das Geschirr verkaufen konnte.
    Gar nicht so einfach. Die Töpfer in Lugdunum wußten, wie man knauserige Kunden straft. Die Burschen, die die Säcke mit feuchtem Ton schleppten, taten, als wüßten sie die Preise nicht; der Mann, der eben eine neue Form kreierte, war zu sehr Künstler, um zu feilschen; die Heizer am Brennofen konnten vor lauter Hitze nicht rechnen; und die Frau des Standbesitzers, die normalerweise für ihn kassierte, war an dem Tag mit Kopfschmerzen daheimgeblieben.
    »Wahrscheinlich brummt ihr der Schädel vor lauter Grübeln darüber, was sie mit ihrem vielen Geld machen soll«, raunte ich Xanthus zu.
    Der Künstler selbst war gerade verhindert. Er und die meisten seiner Standnachbarn hatten sich in mürrischer Runde draußen auf dem Weg für die Lastkarren versammelt. Als wir dort nach ihm suchen wollten, entwickelte sich ein hitziger Disput, und alle schubsten und rempelten, um möglichst nahe an die Streithähne heranzukommen. Ich riet Xanthus, sich in sicherer Entfernung zu halten.
    Eine kleine aufgebrachte Gruppe von Handwerkern, die Schürzen und Unterarme noch voller Tonspritzer, drängte sich um ihren Wortführer, der zwei Männer, die offenbar eine Debatte erzwingen wollten, mit barschen Worten abspeiste. Hier gab es mehr Voll- und Backenbärte, als man in einer Männerrunde in Rom finden würde, aber ansonsten stach keiner sonderlich hervor. Die beiden, die sich so heftig empörten, trugen die gleichen gallischen Tuniken wie die Einheimischen, mit den gleichen hohen, gefältelten Kragen, die den Hals wärmen sollen, darüber jedoch germanische Filzmäntel mit Stehkragen, weiten Ärmeln und spitzen Kapuzen. Alle beide brüllten so hitzig wie Kämpfer, deren Sache schon verloren ist. Die anderen riefen von Zeit zu Zeit lautstark dazwischen, standen ansonsten aber mit verächtlicher Miene abseits, so als wären sie Herren der Lage und hätten es nicht nötig, sich mit diesen Störenfrieden herumzustreiten.
    Die Sache wurde entschieden brenzlig. Ein langer Lulatsch mit gespaltenem Kinn und höhnischem Grinsen, der mir der Anführer zu sein schien, machte plötzlich eine obszöne Handbewegung in Richtung der beiden Fremden. Der kräftigere von den zweien ballte schon die Faust, doch sein Kamerad, ein jüngerer Mann mit rötlichem Haar und vielen Warzen, hielt ihn zurück.
    Ich hatte gehofft, die erhitzten Gemüter würden sich schon wieder beruhigen, damit ich endlich meine Kompottschale bezahlen konnte. Doch wie es jetzt aussah, würden heute nur noch Geschäfte Zustandekommen, die mit blutigen Nasen besiegelt wurden. Also drückte ich Mamas Geschenk einem Einheimischen in die Hand, nahm Xanthus am Schlafittchen und gab Fersengeld.
    »Um was ging’s denn da eigentlich, Falco?«
    »Keine Ahnung. Aber misch dich in der Fremde nie in Händel ein. Man kennt die Hintergründe nicht, hält prompt zur falschen Partei, und wenn’s schlecht ausgeht, hat man am Ende beide Seiten gegen sich.«
    »Aber Sie haben Ihre Kompottschale dagelassen.«
    »Gut beobachtet.« Sie war sowieso schief gewesen.

XIII
    Auf der nächsten Etappe unserer Reise wurde es unruhig.
    Ich war niedergeschlagen. Der Besuch in den Keramikwerkstätten hatte zwar Ablenkung

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