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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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abliefern! Die Vierzehnte ist ein blasphemischer Haufen ohne Kultur, das weiß ich, aber wenn euer Legat sich sein Amt als Konsul nicht verscherzen will, dann wird er wohl kaum dulden, daß ein protziger Ausbilder und ein Tintenkleckser eine kaiserliche Auszeichnung ausschlagen …«
    »Nicht so vorlaut, Lockenköpfchen!« warnte der Cornicularius. »Das Feldzeichen und die versiegelte Depesche können Sie ruhig hierlassen. Vielleicht«, spekulierte er mit plötzlich geradezu heiterer Miene, »vielleicht steht in dem Brief ja: ›Der Kurier dieser Depesche ist unverzüglich hinzurichten …‹«
    Diesen dummen Scherz überhörte ich taktvoll. »Das eiserne Kunstwerk lasse ich mit Freuden da, aber der Brief ist vertraulich, und ich werde ihn nur Gracilis persönlich aushändigen. Ach, übrigens, können Sie mich im Lager unterbringen? Sie dürften doch reichlich Platz haben, jetzt, wo Sie die getreuen Bataver los sind!«
    »Falls Sie sich hier auf Kosten der Vierzehnten amüsieren«, grunzte der Primipilus, »dann machen Sie das Beste daraus. Noch so ein Witz geht Ihnen nämlich nicht durch!«
    Ich entgegnete, daß es mir nicht im Traum einfallen würde, die Sieger von Bedriacum zu kränken, und daß ich mir selbst eine Koje suchen würde.
    Kaum, daß ich ihn auf den Korridor hinausbugsiert hatte, quäkte Xanthus: »Was ist Bedriacum?«
    »Ein Schlachtfeld, von dem die Vierzehnte nur deshalb nicht als Verlierer abgezogen ist, weil sie so schlau war, zu behaupten, ihre Soldaten wären gar nicht zum Gefecht angetreten.«
    »Sowas Ähnliches hab’ ich mir schon gedacht. Sie haben die beiden aber mächtig geärgert.«
    »Na, wenn schon!«
    »Und die wissen jetzt, daß Sie für den Kaiser arbeiten.«
    »Nein, nein, Xanthus! Die halten dich für den Gesandten des Kaisers.«
    »Ach? Und wozu soll das gut sein?«
    »Die Herren wissen sehr wohl, daß ihr Ruf angeknackst ist, und sie rechnen damit, daß der Kaiser ihnen einen Prüfer auf den Hals schicken wird. Mich halten sie aber für ein ganz kleines Licht. Und solange ich sie in dem Glauben lasse und mich dumm stelle, kommen sie nicht auf die Idee, daß ich der Spion sein könnte.«
    Zum Glück fragte Xanthus nicht, warum mir so viel daran lag, einen anderen als Kurier des Kaisers auszugeben.
    Oder was die Vierzehnte Gemina vielleicht mit dem, den sie dafür hielt, anstellen würde.
    Als wir zum Ausgang kamen, traten aus einem anderen Büro gerade zwei Tribune, die in einen ernsthaften, aber trotzdem kultiviert geführten Disput vertieft waren.
    »Macrinus, ich will ja nicht aufdringlich sein, aber …«
    »Er ist für niemanden zu sprechen! Plant mal wieder einen seiner Überfalle auf angebliche Unruhestifter. Erinnern Sie mich morgen noch mal daran, und ich lasse Sie zu ihm, wenn er ein bißchen Luft hat.«
    Zuerst hörte ich bloß zu, weil ich annahm, daß von Gracilis die Rede war. Der junge Mann, der zuletzt gesprochen hatte, war einer jener selbstsicheren, stämmigen Typen, die mir noch nie imponiert haben: durchtrainierte Figur, Vierkantschädel und Kupfersträhnchen im lockigen Haar. Als mein Blick auf den anderen fiel, stutzte ich jedoch: Der Mann kam mir irgendwie bekannt vor.
    Er war wohl um die Zwanzig, sah aber jünger aus. Ein knabenhaftes Gesicht wie viele andere. Eine schlanke, hochgewachsene Gestalt. Dem Wesen nach eher in sich gekehrt, aber stets ein offenes Lächeln auf den Lippen.
    »Camillus Justinus!« Der andere Tribun wußte den Augenblick, da ich seinen Kontrahenten erkannte, geschickt zu nutzen. Als Sproß einer traditionsreichen Senatorenfamilie hatte er eine gute Erziehung genossen: Er sprach Griechisch und andere Fremdsprachen, war bewandert in Mathematik und Geographie, wußte, wieviel Trinkgeld man einem Freudenmädchen gibt, woher man die besten Austern bezieht – und wie man lästigen Gesprächspartnern auf elegante Weise entkommt. »Tut mir leid, Justinus«, sagte ich betreten. »Habe ich Sie bei einer Besprechung gestört?«
    Helenas Bruder sah dem blankgepanzerten Rücken, der sich eilig entfernte, stirnrunzelnd nach. »Macht nichts, er hätte mir den Gefallen sowieso nicht getan. Falco, wenn ich nicht irre?«
    »Ja. Marcus Didius. Ich habe schon gehört, daß Sie versetzt wurden – aber doch hoffentlich nicht zur Vierzehnten?«
    »Oh nein, deren hohen Anforderungen bin ich nicht gewachsen! Aber man hat mich überredet, ›freiwillig‹ noch ein Gastspiel bei der Ersten Adiutrix zu geben – eine neue Einheit, wissen Sie.«
    »Freut

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