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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mit der offiziellen Mätresse, die er sich aus Rom mitgebracht hat, noch nach einer inoffiziellen Ausschau hält – und sie in Claudia Sacrata findet. Vielleicht ist eine Affäre mit ihr ja der traditionelle Bonus für die Herren im Purpurrock, die in Germanien Dienst tun müssen? Vielleicht liegt ihre Adresse schon dem ersten Marschbefehl bei? Was nur noch eine Frage offenläßt, Mordanticus. Da ich nur ein ganz kleines Licht bin – wer wird mir Claudia Sacratas Adresse geben?«
    Der Töpfer war zwar nicht bereit, sich über den Status der Dame auszulassen, aber er sagte mir immerhin, wo ich sie finden konnte.
    Damit ergab sich allerdings eine weitere Frage, nämlich die, wie ich Helena Justina beibringen sollte, daß ich mich aufmachte, um die Kurtisane eines Generals zu besuchen?

B UCH IV
    ZU SCHIFF
RHEINABWÄRTS
    VON OBERGERMANIEN
NACH VETERA
    Oktober – November 71 n. Chr.
     
     
     
    Der Heerführer, noch halb im Schlaf und fast unbekleidet, rettete sich durch einen Irrtum der Feinde: Sie schleppten das an seiner Flagge kenntliche Befehlshaberschiff in dem Glauben ab, der Heerführer befinde
sich darauf. Cerialis hatte anderwärts die Nacht
zugebracht, um, wie die meisten glauben, bei einer
verheirateten Ubierin, namens Claudia Sacrata,
zu schlafen.
    Tacitus, Historien , V, 22.
     

XXXV
    Es wurde weniger schlimm, als ich erwartet hatte. Helena erklärte nämlich, daß Colonia Agrippinensium genau die Stadt sei, die sie für ihr Leben gern kennenlernen wollte. Ich hatte meine eigenen Gründe, auf ihre Laune einzugehen.
    Meine Hoffnung auf ein wenig lauschige Zweisamkeit mit Helena zerschlug sich. Zum einen bestand ihr Bruder darauf, daß wir Augustinilla mitnahmen. Offenbar hatte er Bedenken, allein mit einem liebeskranken Mädchen in der Festung zurückzubleiben.
    Zum anderen wollte Xanthus sich uns unbedingt anschließen. Er stand immer noch unter schwerem Schock, weil er den Soldaten getötet hatte. Seitdem, sagte er, habe er ernsthaft über das Leben nachgedacht. Ihm gefiel es in Germanien, und er wollte sich hier niederlassen – als Friseur sah er große Entfaltungsmöglichkeiten in diesem Land. Doch der Ton in Moguntiacum war ihm zu militärisch-rauh, und deshalb wollte er sich nach einer anderen Stadt umsehen, einer, die einem ehrgeizigen Menschen und ehemals kaiserlichen Sklaven ein kultivierteres Umfeld bot. Ich sagte ihm klipp und klar, daß ich ihn nicht weiter als bis Colonia mitnehmen könne, aber er meinte, das sei ihm schon recht.
    Und dann hatten wir noch Justinus’ Hund dabei. Er hatte einen Waffenschmied gebissen und mußte deshalb so schnell wie möglich aus dem Lager fort.
     
    Trotz der Entourage war es eine Freude, auf einem Flottenschiff gen Norden zu fahren: vorbei an bizarren Felsformationen und grünen Auen, kleinen Kais und Anlegeplätzen, an schroffen Klippen und Stromschnellen und hochgelegenen, schräg abgestuften Terrassen, wo die neugegründeten Winzerbetriebe leichte, spritzige Weine zogen, von denen wir unterwegs auch einige verkosteten. Wir saßen träumend an Deck und sahen zu, wie die Enten, die sich zwischen trudelnden Spieren flußabwärts treiben ließen, zwischendurch ein Stück weit ihre Flügel erprobten, indem sie gegen den Strom flogen, und dann wieder in unserem Kielwasser landeten. Flache Lastkähne, beladen mit allen nur erdenklichen Gütern, schipperten in Zweier- oder Dreierzügen nordwärts, andere wurden teils mit Ruderkraft, teils über Treidelpfade flußaufwärts gezogen. In dieser Gegend schien das Leben angenehm zu sein. Die Händler, die längs des Rheins ihren Geschäften nachgingen, machten einen wohlhabenden Eindruck. Mit Helena an meiner Seite hätte ich für immer hierbleiben können, wäre ein glücklicher Flußgammler geworden und hätte mich nie mehr nach Hause gesehnt.
    »Was hast du eigentlich in deiner dicken Reisetasche?« wollte Helena wissen.
    »Schriftrollen, die ich lesen soll.«
    »Gedichte?«
    »Nein, Historisches.«
    »À la Thukydides?«
    »Mehr à la kleine Arschlöcher der Moderne.«
    Helena blickte verstohlen in die Runde, um zu sehen, ob Augustinilla diese Pietätlosigkeit mitbekommen hatte. Doch zu ihrer Erleichterung war meine Nichte vollauf damit beschäftigt, auszuprobieren, wie sie am elegantesten von Bord fallen könnte. Helena lachte. »Und warum interessierst du dich dafür?«
    »Informationen für meine diversen Aufträge hier. Ein Archivar in Rom hat mir ein paar Depeschen über den Aufstand kopiert.«
    Da Helena

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