EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
Nacht zum Donnerstag nennen konnte. Er war alleine zu Hause gewesen und hatte zu besagter Uhrzeit geschlafen. Seit dem Tod seiner Frau schlief er immer alleine, hatte er den Ermittlern lächelnd und zynisch mitgeteilt. Eisenheim wusste, dass sein Alibi nur solange nicht infrage gestellt wurde, solange es auch keinen Anlass dazu gab, an ein Motiv zu glauben. Doch störte ihn auch der weiterführende Gedanke nicht, dass irgendwann möglicherweise doch ein Motiv auftauchen und ihn schwer belasten könnte.
Natürlich hatte man ihn auch gefragt, in welchem Umfeld sich Kingfield privat herumgetrieben hatte, während er sich gefragt hatte, wie lange er noch in diesem Glaskasten mit diesen beiden Affen zu sitzen hatte. Die State Police arbeitete nicht anders als sein Department. Schlimm nur, dachte er während des Verhörs, wenn alle gleichzeitig im Dunklen tappten.
Nachdem die State Police gegangen war und die meisten von Eisenheims Kollegen an ihren Schreibtischen saßen, hatte Captain McGuire die Chance genutzt und ein paar persönliche Worte über Todd Kingfield gesagt. Er erzählte von seiner Zuverlässigkeit sowie seiner Neugier für den Job, den er für das Department mit großem Eifer gemacht hatte. Am längsten aber gedachte McGuire seiner Zuneigung zu Todd Kingfield. Er hatte in Kingfield mehr als nur einen Kollegen gesehen. Jedem der hier Anwesenden war dabei klar, dass sich Captain McGuire niemand anderen als Todd Kingfield zum Schwiegersohn gewünscht hatte. Eisenheim erkannte Ähnlichkeiten in dem verspürten Verlust des Captains, scheute sich aber gleichzeitig auch davor, Mitleid mit McGuire zu haben. Er hatte schon einmal in diesen Abgrund geblickt. Dieser Abgrund war ihm keine Hilfe gewesen. Bis jetzt wusste er noch nicht einmal, ob er immer noch knietief darin watete.
Todd Kingfield sollte nächste Woche Donnerstag beerdigt werden. Eisenheim schloss es für sich
von vorneherein aus, dort zu erscheinen.
An seinen Schreibtisch zurückkehrt, stellte Eisenheim fest, dass Forester dieses Mal nichts mitgenommen hatte. Er sortierte seine Unterlagen und fand dabei wieder zurück zu seiner alten Konzentration. Noch einmal ging er in den Protokollen von Jones und Edwards auf Suche. Beim Lesen der Aussagen erinnerte er sich daran, die Aussage von Edwards aufgenommen zu haben, während Kingfield die Aussage Edwin Jones zu Protokoll genommen hatte. Er konnte aus beiden Protokollen nicht erlesen, was Forester in Bezug auf die Kleidung des Täters gemeint hatte. Der unbekannte Hüne hatte eine eher unauffällige Kleidung getragen: beige Hose, schwarze, kurze Jacke. Alle Aussagen waren darin identisch. Nichts war herauszulesen, das Eisenheim als detailliert beschreiben konnte. Was also hatte Forester aus Jones oder Edwards Aussagen entnehmen können? Was hatten die beiden Forester erzählt?
Selbst die gesonderte Aussage von Edwin Jones, der als Einziger einen zweiten Mann unter der alten Eiche gesehen haben wollte, erweckte in Eisenheim kein Misstrauen. Bereits vor Ort, kurz nach Eintreffen der Polizei, hatte Edwin Jones einem der ersten Officer von diesem möglichen zweiten Mann unter dem Baum erzählt. Todd Kingfield war uneins darüber gewesen, ob es sich bei diesem Mann unter der alten Eiche nicht doch nur um einen weiteren Zeugen gehandelt haben konnte, der diese ganze Entführung zwar beobachtet, doch beim Eintreffen der Polizei – sich aus was für Gründen auch immer – nicht zu erkennen gegeben hatte. Es war Kingfield, der darauf gesetzt hatte, dass sich dieser zweite Mann von ganz alleine als Zeuge melden würde.
Eisenheim schien sich sicher: Forester hatte etwas herausgefunden. Was es war, wurde ihm nicht klar. Nur, dass es sich nicht in seinen Unterlagen befinden konnte.
„Forester!“, murmelte Eisenheim emotionslos.
Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer des US Army Departments im West End von Boston. Dieser Kontakt hätte sich eigentlich schon vor 48 Stunden bei ihm melden sollen.
Als der Hörer am anderen Ende abgenommen wurde, fragte Eisenheim sogleich:
„Danny?“
„Detective!“, antwortete eine raue und dabei sehr unfreundlich klingende Stimme.
„Ich dachte, du rufst mich gleich zurück? Das ist jetzt bald zwei Tage her!“, raunte Eisenheim verärgert in den Hörer.
„Hat etwas länger gedauert. Bei der Army geht es nicht zu wie bei euch Cops. Ich kann nicht ungefragt an irgendwelche Akten. Dazu braucht man hier immer eine Sicherheitsfreigabe, und die hat hier auch nichts mit
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