EISENHEIM: THRILLER: Erstes Buch (German Edition)
Erics Augen gesehen hatte, als sie zusammen am Grab ihrer Eltern gestanden hatten. Es war ein tiefes schwarzes Meer von Traurigkeit – und darin badeten Eisenheims blaue Augen.
„Vermutungen Detective. Alles nur Vermutungen. Sie ermitteln in die falsche Richtung. Sie sollten in Richtung Kingfield ermitteln. Jetzt, mit Edwin Jones‘ Tod, bin ich mir sicher, dass Kingfields Tod in näherem Zusammenhang mit der Entführung steht. Ich weiß schließlich nicht, wie Edwin Jones gestorben ist. Alle Fakten, die Sie mir präsentieren könnten, würden wohl auf einen Mord aus niedrigen Beweggründen schließen lassen. Ein Drama, nicht mehr. Edwin Jones hat mir heute Mittag auf den Anrufbeantworter gesprochen: Er wollte noch einmal mit mir reden. Ich denke aber nicht, dass Jones vorhatte, mit mir über seine kleinen Problemchen mit Thomas Edwards zu reden. Wenn Jones etwas gewusst hatte, das er Ihnen verschwiegen hatte, dann hatte zuletzt auch der Detective etwas gewusst, der ihn vernommen hatte. Oder nicht? Kingfield zum Beispiel! Was meinen Sie, Detective?“
Eisenheim schwieg zunächst.
Kingfield hatte er schon gar nicht mehr auf dem Radar. Zu unwahrscheinlich war dessen Ableben in Eisenheims Augen in näherem Zusammenhang mit der Entführung von Hanaa gestanden. Todd Kingfield war ein guter Cop gewesen. Ein, wie Eisenheim empfand, etwas langsam agierender, sehr vorsichtiger Cop, aber durchaus ein passabler und nüchterner Ermittler. Was man nicht von allen sagen konnte. Dass der aber einen Schritt weiter in dem Entführungsfall gekommen sein sollte, ohne dass er selber etwas davon mitbekommen hatte, wollte Eisenheim noch nicht wirklich akzeptieren.
„Was schlagen Sie vor?“, fragte Eisenheim. Ihm war wieder bewusst geworden, dass Forester noch
einen Trumpf in der Hand hatte. Und eben gerade hatte er etwas sehr Wichtiges bemerkt. Forester war nicht der Typ, der sich in die Enge treiben ließ. Eine Kooperation schwebte Eisenheim nun vor – immerhin verfolgten sie beide dasselbe Ziel.
Forester lehnte seinen Kopf zurück an die Wand und maß Eisenheim nun ganz genau.
„Ich schlage vor, dass wir Kingfield auf den Kopf stellen!“, antwortete Forester, gespannt, was Eisenheim dazu sagen würde.
„Sie meinen, wir durchsuchen seine Wohnung?“, fragte Eisenheim.
Forester nickte: „Damit fangen wir an. Dann seine Unterlagen im Department!“
Eisenheim nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier, dann sagte er: „Die State Police ist bereits an Kingfield dran. Sie haben unserem Department zwar die Ermittlung überlassen, doch muss alles an sie weitergeleitet werden. Ich glaube, unsere Jungs haben Todd Kingfields Wohnung bereits durchsucht.“ Eisenheim machte eine Pause. Der nächste Gedanke sollte seinen Monolog beenden: „Ich denke aber, dass die Jungs womöglich gar nicht wissen, wonach sie suchen sollen!“
Verheißungsvoll sah er Forester an. „Können wir machen. Ich bin dabei!“ Dann streckte er seine Hand über den Tisch. Forester nahm das Angebot an. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen gegen sieben Uhr dreißig im Department.
Forester hatte für den nächsten Tag das Bostoner Opera House auf seinem Plan. Hinsichtlich Kingfield zeigte er sich zurückhaltend neugierig, was die von ihm angewandte Taktik Eisenheim gegenüber tatsächlich zutage fördern würde. Natürlich hatte er Kingfields Tod von Anfang an eine gewisse Priorität zugeordnet, doch war es für ihn fragwürdig, ob eine genauere Untersuchung von Kingfields Wohnung tatsächlich zu einem Ergebnis führen würde, welches die Ermittlungen vorantreiben würde.
Das Ass, das er noch im Ärmel trug, schien ihm vielversprechender, wenn er auch noch nicht wusste, wie die Sopranistin in dem ganzen Zusammenhang mit Hanaa Clines Entführung einzuordnen sei. Fakt war, dass die Clines etwas vor ihm zu verheimlichen versuchten. Fakt war, dass die Clines von irgendjemand belauscht und dass gezielt gegen diese Familie vorgegangen worden war. Dem hinzu hatte Edwin Jones‘ unprotokollierte Aussage ihm nahegelegt, seine Fühler in Richtung Navy auszustrecken. Die ganze Geschichte, die er von Edwin Jones scheibchenweise aufgetischt bekommen hatte, diese ganzen Indizien, angefangen bei der Kleidung bis zum Funkgerät, waren Foresters Meinung nach zwar möglicherweise nur erfundene Details,
doch waren sie aber Edwin Jones wichtig genug gewesen, um ihn in eine bestimmte Marschrichtung zu drängen. Dass die Navy tatsächlich ihre Finger im Spiel
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