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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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hinterher.
    Gerhard entfuhr ein »Scheiße«. Er hatte Evi abholen wollen, die aus Sardinien angekommen war, die offiziell ab morgen ein Mitglied der Polizeiinspektion in Weilheim war. Evi, die er in Kempten schließlich abgeworben hatte. Weil er ohne sie und ihr magisches Computerwissen nicht überleben konnte. Evi, seine kluge und hübsche Kollegin, die Frau mit dem Italienspleen. Evi, die ihre Kisten in der neuen Wohnung in Weilheim abgeladen hatte und erst mal entflogen war. »Ohne einen anständigen Urlaub vorher kann ich dich nicht ertragen«, hatte sie noch lachend gesagt. Drum war das Mädel auch so sommerlich gewandet, denn das bayerische Regenwetter forderte vehement Winterpullis und Friesennerz.
    Baier war ihr durch die Dias entgegengetrippelt und machte so was wie eine angedeutete Verbeugung.
    »Liebe Kollegin, fragen Sie das nächste Mal für ein Taxi lieber mich. Herrschaft Zeiten, die Frau Evi Straßgütl. Willkommen. So, und was sagen Sie jetzt dazu?«
    Das war er, der gute alte Baier. Er hielt sich nicht lange auf.
    »Jemand hat was gesucht. Etwas, was der Fotograf wohl besser nicht fotografiert hätte, oder?«
    »Wie kommst du eigentlich hierher?«, fiel Gerhard ein.
    »Stell dir vor, mit dem Zug bis Weilheim, und dann hat mich ein netter Kollege hergefahren und mich so weit informiert, dass ihr ‘nen toten Fotografen in irgendeinem Tanzpalast gefunden habt und nun sein Atelier aufsucht. So einfach ist das Leben, Gerhard, mein Lieber!«
    Ach, wie hatte er diese Frau vermisst. Ihre schnippischen Bemerkungen, ihre klugen Gedanken, die einem zweifellos sehr hübschen Köpfchen entsprangen.
    »Und genau das ist die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen.« Evi ließ sich von Gerhard nicht ablenken. »Wir müssen diese ganzen Dias seinen diversen Projekten zuordnen, und das ist ja sicher nur der analoge Teil.«
    »Der was?«
    »Der Mann hat sicher analog und digital fotografiert.« Evi sagte das betont langsam und so, als spräche sie zu zwei Taubstummen, die von den Lippen ablesen müssen.
    Angesichts des paralysierten Rhinoblicks der Herren fing Evi nochmals von vorne an. Wieder sehr langsam.
    »Analog bedeutet, dass er Abzüge – weißt du, Gerhard, so wie im Familienalbum, gelle – oder Dias gemacht hat. Digital, das sind diese kleinen Kistchen, die fast alle Menschen auf Armeslänge vom Auge weghalten und mit denen sie jeden Scheiß fotografieren. Profis haben längst sehr teure digitale Spiegelreflex-Kameras, die bearbeiten ihre Bilder dann am PC und brennen sie schließlich auf CD . Ergo hat der hier sicher auch einen oder mehrere Computer. Capisci?« Evi sah sich im Raum um. »Aha.« Sie machte sich auf ins Seitenschiff und setzte die Computer in Gang. Während die hochliefen, fragte Evi: »Was hat er denn fotografiert?«
    »Mädels und Vorspeisen.«
    Evi runzelte die Stirn, während Baier zum Handy griff.
    »Greinau, kannten Sie einen Lutz Lepaysan?« Baier hörte eine Weile zu, knurrte ab und an ein »Aha« und legte schließlich auf.
    »Das war Erasmus Greinau, Tagblatt-Fotograf, Zeitung hier am Ort. Kennt den Lepaysan«, sagte Baier in Evis Richtung.
    »Und?«
    »Also Greinau sagt, der sei vielseitig gewesen, der Lepaysan. Hauptsache, es hätte Geld gebracht. Hat als Zeitungsfotograf in Starnberg angefangen. War wohl der, der auch mal in den Krankenwagen zum Schwerverletzten reingesprungen ist und draufgehalten hat. War dann Promi-Fotograf in München und arbeitet seit fünf Jahren in Seeshaupt. Was die wenigsten wüssten, sagt Greinau. Er fotografiert auch Still Life und Food.« Baier schaute wieder ziemlich ratlos, und seine englische Aussprache war wirklich abenteuerlich. »Schtill Löf und Futt.«
    »Still Life und Food, ja, das ist ziemlich schwierig. Also unbewegte Objekte und Essen. Vor allem Essen. Die Ausleuchtung ist die Hölle. Das Zeug wird teils glasiert und präpariert. Wer das beherrscht, gehört wirklich zur Crème der Fotografie«, sagte Evi.
    »Werte Kollegin, ich verbeuge mich vor Ihrem Wissen«, sagte Baier lächelnd.
    »Meine Eltern haben ein Fotogeschäft in Neustadt an der Aisch«, sagte Evi und wandte sich den Computern zu. »Während ich jetzt mal versuche, einen Überblick zu gewinnen, wäre es gut, wenn jemand die Dias sortieren könnte. Vielleicht kann man sie diversen Projekten zuordnen.«
    Baier griff erneut zum Telefon. »Steigenberger und Kienberger hierher. Die Spurensicherung auch!« Dann wandte er sich an Gerhard. »Weinzirl, Sie sind jung. Walten Sie Ihres

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