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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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sein. Liebe Frau Straßgütl, stimmen Sie meiner Hypothese zu?« Baier saß aufrecht auf dem Stuhl und war voller Jagdeifer.
    »Ja, und womöglich kommt ja Licht ins Dunkel, wenn ihr euch die Szenen mal anschaut. Ich zeige euch mal, was wir da haben«, bot Evi an.
    Sie versammelten sich vor dem Bildschirm. Es war eine Sequenz zu sehen, bei der ein Kühllaster in einer Hofeinfahrt stand. Ein Mann entlud eine Plastikkiste. Das Kennzeichen und die Landeskennung waren deutlich zu sehen. DK . Der Laster stammte aus Dänemark. In anderen Einstellungen konnte man ins Innere des Wagens blicken, Wurst und Käse waren da gelagert. Und noch ein Bild: Ein anderer Mann gab dem Lastwagenfahrer die Hand. Der Mann war nur im Profil zu sehen und hatte eine Baseballmütze auf. Und da war noch ein Detail: Im Hintergrund war verschwommen das Schild »Bioland« zu erkennen.
    »Herrschaft Zeiten!« und »Sakra!«, kam es von den Herren.
    Evi verzog den Mund. »Ich würde sagen, da bescheißt der gute Direktvermarkter mit seinen guten biologischen Ökoprodukten die Konsumenten. Dänischer Fabrikkäse made in Pfaffenwinkel. Wisst ihr, wer das ist?«
    »Nein, aber das finden wir raus! Weiter, was haben wir noch?« Baier war richtig aufgeregt.
    Evi fuhrwerkte ein bisschen im Nikon-View, und dann kam das Bild: Ein Mann überreichte einem anderen Mann einen Umschlag. Dann ein Bild, auf dem das Geld augenscheinlich gezählt wurde. Dann einer der Männer, der einer alten buckligen Dame den gleichen Umschlag in die Hand drückte. Die aufgefächerten Scheine waren deutlich zu sehen. Im Hintergrund stand ein schwarzer Ziegenbock. Dieses Bild war im Gegensatz zu den anderen gestochen scharf.
    »Der lächelt wie ein falscher Funfzger«, sagte Melanie.
    »Und die Frau sieht ein bisschen grenzdebil aus«, fügte Gerhard hinzu. Er stutzte. »Ist das nicht der, der, der Bürgermeister von, von …? Den kenn ich doch.«
    »Ja, genau der!« Baier war aufgesprungen und hieb auf die Tischplatte. »Und das ist Annemirl Tafertshofer. Er hat ihr den alten Hof abgeschwatzt. Der Enkel läuft Amok. Der Preis war viel zu gering. Ging durch die Presse. Aber was zahlt er denn hier? Schwarzgeld? Und was kriegt er? Schmiergeld? Herrschaft Zeiten! Weiter, Frau Straßgütl.«
    Wieder ein Mann. So ein Schicker. Er hatte eine kleine Tube Sekundenkleber in der Hand und war dabei, etwas Undefinierbares zusammenzukleben.
    Alle starrten verständnislos auf den Bildschirm, bis Baier plötzlich loslachte. Er lachte, er brüllte, er japste nach Luft.
    »Ich hab’s mir immer gedacht, immer!« Baier bekam einen Hustenanfall vor lauter Lachen. Gerhard hieb ihm kräftig auf den Rücken.
    Es verging noch geraume Zeit, bis Baier sich beruhigt und seine Tränen getrocknet hatte.
    »Leute, den kennt ihr auch! Verkauft eigentlich Landmaschinen und ist ein bekannter Gourmet. Die Zeitung berichtet immer, wenn er mal wieder im Piemont einen Riesentrüffel aufgetrieben hat. Aber die sind gar nicht riesig. Der pappt die zusammen!«
    Baier begann wieder zu lachen, und nach und nach stimmten die anderen ein. Als sie sich alle wieder einigermaßen beruhigt hatten, fragte Baier: »War’s das, Frau Straßgütl?«
    Evi schüttelte den Kopf. »Nein, ich hab noch was, das sind die jüngsten Aufnahmen.«
    Die zeigten die Location des letzten Shootings. Das Zillertal unterm Dach. Und nebst den ländlichen Models waren da einige Herren zu sehen, die wohl den Damen die Pausen zwischen den Shootings angenehmer machten. Wo die Herren ihre Hände hatten, das war grenzwertig. Zumindest so coram publico. Eine Aufnahme war besonders erlesen: Oben auf den roten Sesselchen unter dem Dach saß ein Mann, hatte ein Mädel auf dem Schoß und die Finger da, wo sie nun wirklich nicht hingehörten.
    »Ich kenn den«, sagte Gerhard. »Sitzt der nicht öfter bei Toni?«
    »Ja. Bekannter Weilheimer. Sebastian Schmoll, Versicherungsmakler, hochdramatische Südamerikanerin zur Frau, die geht ab wie ‘ne Rakete. Drei kleine Kinder zu Hause und sie todeseifersüchtig. Wenn die das in die Finger bekommt. Oh, là, là!«, sagte Baier.
    »Oder sie hat es schon in die Finger bekommen?«, mutmaßte Gerhard.
    »Dann gnade ihm Gott! Esta mujer es una furia .« Weil Felix Steigenberger so verständnislos schaute, sagte Baier: »Das war Spanisch. Das sprech ich nämlich. Wegen Kuba.«
    Das erklärte Felix zwar immer noch nichts, aber Gerhard, der wusste, dass der erstaunliche Baier ein großer Kuba-Verehrer war und eine erlesene

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