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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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retten, bevor ein Alu-Rollo herabdonnerte. Die Frau trat aus dem Kiosk.
    »Schluss für den Moment. Muss den Kids was zum Essen machen. Außerdem geht hier gleich die Welt unter.«
    Sie winkte ihm zu und ging energischen Schritts davon. Gerade rechtzeitig für sie, nicht für Gerhard. Bis er bei Baier in der Fischerrosl war, war er klatschnass, regennass und nicht bloß tropisch-feucht. Er berichtete Baier, der vor einem Weißbier saß und wieder etwas besser aussah. Die »Maximal-Pigmentierte« erfreute ihn so, dass er donnernd lachte.
    »Die Dame sollten wir mal kontaktieren. Welche Buchhandlung?«
    »Garmisch am Rathaus«, sagte Gerhard.
    »Aha.« Baier ließ sich von der Auskunft eine Nummer geben. »Eine der ältesten Buchhandlungen in Bayern. Alter Freund von mir, der Senior. Den ruf ich an.«
    Was Baier auch unverzüglich tat, um dann lange und launig mit jemandem am anderen Ende zu plaudern und schließlich aufzulegen. »Die Antonia arbeitet bei denen, hat allerdings seit Montag Urlaub und ist nach Paris geflogen, sagt mein alter Kumpel. Sie wird erst nächsten Montag wieder erwartet. Soll ein fleißiges Mädchen sein. Von den Modeljobs wusste mein Kumpel auch, sie hat das mit der Arbeitsstelle abgeklärt, ob sie was dazuverdienen dürfe.«
    »Hmm«, machte Gerhard. »Sollen wir versuchen, sie über Handy zu erreichen?«
    »Wozu? Besuchen wir morgen lieber erst mal all jene auf den Fotos. Die werden sich freuen.« Das war eine Drohung aus Baiers Mund. Eine Kampfansage.

Kaltenberg
    Der heutige Mittwoch versprach ein angenehmer Tag zu werden. Jo, Dr. Johanna Kennerknecht, PR -Referentin, hatte keine Pressetermine, es regnete nicht. Die Ritter würden heute mal ein komplettes Training durchziehen können. Jo hatte Zeit, ein wenig zuzusehen, und wandte sich dem dramatischen Geschehen in der Arena zu.
    Immer wieder stürzten die Ritter. Überschlugen sich. Jeder andere hätte sich das Genick gebrochen. Immer neue Sequenzen. Es ging Schlag auf Schlag. Stich auf Stich. Im Hintergrund reichten Helfer den Kämpfern die Lanzen an. Eine neue Paarung. Wie immer Schwarz gegen Weiß. Ein weißer Hengst, dessen Mähne in der Sonne wie Gold schimmerte, raste auf ein rabenschwarzes Pferd zu. Geblähte Nüstern, das Muskelspiel der Pferde. Es war so real.
    Ja, sie hatte das so oft gesehen, und doch fieberte sie mit. Immer auf der Seite der Bösen. Auf der Seite der Schwarzen Ritter. Touché, der Ritter ging zu Boden, das Pferd sprengte weiter. Ein weiteres Paar bereitete sich vor. Die Ritter galoppierten los, und auf einmal stoppten sie. Beide, fast synchron. Es war, als wäre für Sekunden die Szene eingefroren, schockgefrostet. Dann ging Jos Blick dorthin, wo alle hinsahen.
    Der Ritter am Boden bäumte sich auf, dann fiel er nach hinten. Eine seiner Eisenfäuste fuhr zu seiner Brust. Dann lag er still. Marco rannte durch den Sand. Ritter eilten herbei. Jo lief los. Als sie den Mann am Boden erreicht hatte, hatte ihm jemand das Lederwams geöffnet. Er blutete stark, Blut, das von überall zu kommen schien. Er stöhnte, seine Hand drückte gegen seine Bauchgegend. Hugo, der Typ, der den Schwarzen Ritter gab, war in den Arenasand gesunken und redete leise und wie hypnotisierend auf seinen Kollegen ein. Marco sprach in sein Handy. Er hatte bereits den Notarzt alarmiert. Seine Angaben waren klar und kühl. Er hieß die anderen Ritter, die Pferde zu versorgen.
    »Lass keinen durch. Veranlass eine Absperrung«, sagte er zu Jo. Seine Stimme war eisenhart. Er war hochkonzentriert. Jo konnte nicht anders: Sie musste nochmals hinsehen. Rotes Blut tränkte den Arenasand.
    Der Krankenwagen war nach zehn Minuten da, zehn endlosen Minuten, zehn Minuten Ewigkeit. Die Bewegungen der Ärzte waren schnell und präzise, wenig später landete ein Heli, rein mit der Trage, und der Heli entschwebte in einen dramatischen Himmel, über den die Wolken jagten.
    Marco zog Jo zur Seite. »Die Polizei wird gleich da sein, das war ein Unfall. Solche Dinge passieren, ich möchte, dass wir jedes Aufsehen vermeiden.«
    Jo schüttelte seine Hand ab, sie schrie ihn regelrecht an. »Was heißt, solche Dinge passieren? Das war eine echte Lanze! Das war ein Mordanschlag. Das kannst du doch nicht wie ein verschwundenes Pferd niederbügeln! Marco!«
    Marco lächelte sie zwar an, aber sein Ton war knallhart. »Meine Schöne, ihr Frauen neigt zur Dramatik. Das bringt zwar eure Augen zum Leuchten, aber es trübt euren Verstand. Es war ein Unfall. Mehr nicht.«
    In

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