Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
Ich kann kein Französisch«, sagte Gerhard.
    »Pain et Jeux, Brot und Spiele. So hieß seine Firma. Nicht unkreativ, er hat auch für Gastronomiezeitungen Gerichte fotografiert. Das Brot. Die Spiele waren dann wohl diese Kalender für irgendwelche Handwerkerfirmen. Wo Pin-ups ihre Titten über hydraulische Schläuche oder Automotoren oder sonst was halten oder sich in Booten räkeln. Im Licht der aufgehenden Sonne.« Sie schüttelte sich wie ein nasser Hund.
    Gerhard dachte an Fräulein Juni und lächelte. »Mädels in Schwimmreifen und Booten also?«
    »Ja, Mädels in Booten. Herzallerliebst. Mir auch völlig egal, im Prinzip. Aber es war auch unser Boot beteiligt!«
    »Ihres?«
    »Ja, dieser dreiste Widerling ist in aller Herrgottsfrühe in unser Bootshaus eingebrochen, hat das Boot genommen und sein Hasi inszeniert. Mit unseren Netzen und Reusen behängt. So ‘ne Maximal-Pigmentierte.« Sie lachte.
    »Eine was?«
    »Na, eine Negerin, aber das darf man ja nicht sagen! Eine Maximal-Pigmentierte eben. Also jedenfalls, mein Vater und meine Schwester mussten ihm mal deutlich machen, dass das Hausfriedensbruch ist!«
    »Das hätten Sie ihm doch auch durch Mord besonders deutlich machen können.« Gerhard versuchte, ernst zu klingen, aber er schluckte immer noch das Lachen über die Maximal-Pigmentierte runter.
    Sie stutzte und lachte dann schallend. »Mord im Bootshaus, die Todesfischer von St. Heinrich, da sehe ich tolle Filmtitel vor meinem inneren Auge aufsteigen. Damit schaffen wir den Sprung vom C- zum B-Movie!«
    »Warum nicht? Es wurde schon wegen weniger gemordet.« Gerhard versuchte, staatstragend zu klingen.
    Sie wurde wieder ernst. »Sie dürfen mich und meine Familie gerne nach unseren Alibis fragen. Dazu müssten Sie mir allerdings verraten, wann Ludwig ums Leben gekommen ist.«
    »Ja, das werde ich, wenn’s nötig wird. Bis dahin aber danke für die Zeit, die Sie mir gewidmet haben. Ach ja, was wurde aus der Katze?«
    »Welche Katze?«
    »Na, die bedauernswerte aus Ihrer Kindheit.« Gerhard lächelte.
    »Ich hab Ludwig einen Gabelbaum übergezogen. Er fiel ins Wasser. Die Katze hab ich rausgefischt.« Sie lächelte jetzt auch. »Und denken Sie jetzt bloß nicht, dass auf Gabelbaum ein Stativ folgen könnte.«
    »Warum sollte ich das nicht denken?«, fragte Gerhard mit seinem Lausbuben-Blick, von dem er wusste, dass der bei Frauen gut ankam. Jahrelang war ihm das gar nicht aufgefallen. Heute, ja das gab er zu, setzte er ihn auch mal bewusst ein.
    »Weil Sie sonst keine Pommes von mir kriegen!«
    »Ach so, das ist ein Argument. Her mit den Pommes!«
    Gerhard bekam eine Riesenportion und stopfte sie in Hochgeschwindigkeit in sich hinein und sagte mit vollem Mund: »Sagen Sie, ist Ihnen etwas aufgefallen an der Wohnung? Sind Autos in der Nacht vorgefahren, war Licht im Appartement?«
    Sie lachte. »Der kam und ging immer zu den unmöglichsten Zeiten. Keine Ahnung, wann der zum letzten Mal da war.«
    Der Wind hatte zugenommen, die nächste Regenfront würde folgen. Böen zerrten am Kiosk, eine Tafel, die all die knatschbunten Eissorten anpries, flog wie von Flügeln getragen Richtung See. Immer noch mit vollem Mund fragte Gerhard: »Die aus dem Boot, war das nur ein Model oder seine Freundin?«
    »Ich bezweifle, dass der einer treu war, aber die Dame hatte zumindest ein längeres Verfallsdatum. Hab sie erst kürzlich mit ihm gesehen. Die fuhren mit dem Cabrio beim Buchscharner vor. Sie heißt Antonia Gröbl. Jetzt schlucken Sie doch erst mal!«
    Gerhard schluckte. »Interessanter Name für ‘ne Maximal-Pigmentierte.«
    »Wurde adoptiert.«
    »Und die war auch mit Ihnen in der Schule?«
    »Nicht ganz, aber sie war die Tochter unseres Schuldirektors. Der Mann ist längst in Pension, aber er kommt ab und zu auf a Hoibe und Pommes vorbei. Die Tochter lebt in Murnau und arbeitet in Garmisch. Ist so was Normales wie Buchhändlerin und modelt nebenbei. Was die wohl von dem Ludwig wollte?«
    »Ruhm, Reichtum, was alle Mädels wollen?«, mutmaßte Gerhard.
    »Alle. Ich nicht. Wollte ich nie. Stellen Sie sich vor, wenn ich berühmt wäre! Da wär ich immer unter Beobachtung. Da rede ich heute mit Ihnen, und morgen stünde es in der tz. Schlimm!«
    »Wegen mir?« Wieder der Lausbubenblick.
    Sie häufte ihm noch eine gehörige Portion Pommes auf den Teller. »Wegen der tz, und die Buchhandlung ist gleich am Rathausplatz. Und ab und zu kauen und schlucken. Vorsicht!«
    Gerhard konnte gerade noch seinen Pappteller

Weitere Kostenlose Bücher