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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Tür, öffnete den unteren Teil und ging zu einem weiteren Rostlauben-Bulldog, älter als die beiden auf der Frontseite des Hauses. Die Frau hatte eine ganz schön große Schlepperdichte im Verhältnis zu ihrem Viehbestand! Mit erstaunlicher Kraft drückte sie die Motorhaube hoch und förderte ein Kuvert zutage.
    Simmerl stürzte hinzu, und ungläubig begann er zu zählen. Fünfzigtausend Euro! Ein bisschen nass, aber sonst unversehrt.
    »Heureka!«, kam es von Baier, der um die Ecke gebogen war.
    Simmerl war nahe dran, Gerhard abzuküssen. »Wie hom Sie des gwusst?«
    »Ach, der Kollege hat öfter solche Eingebungen.«
    Baier drückte Tafertshofer kräftig die Hand, bat ihn, die nächsten Tage ins Präsidium zu kommen, um ein Protokoll zu unterzeichnen.
    »Baier, das verzeih ich Ihnen nie! Wissen Sie, wie’s da drin riecht?«
    »Ja.«
    »Und da lassen Sie mich also absichtlich in die offene Stinkbombe laufen?«
    »Ja.«
    »Danke, Baier!«
    »Gern gscheng.«
    Und dann lachten die beiden Männer noch die halbe Fahrt ins Büro. Sie waren guter Laune. Morgen wollten sie den Bürgermeister mit dem Bild konfrontieren und herausfinden, ob Lepaysan auch ihn erpresst hatte – und dann hatten sie vielleicht ihren Mörder.
    »Lassen wir das für heute gut sein, Weinzirl. Helfen Sie lieber Frau Straßgütl ein bisschen beim Einzug. Da ist sicher noch einiges zu tun.«
    Als Gerhard bei Evis neuer Wohnung in der Greitherstraße in Weilheim ankam und sich einen kurzen Überblick verschafft hatte, dachte er an Baier. Ja, der hatte leider Recht behalten. Hier gab es Regale ohne Ende aufzubauen, wieso hatten Weiber immer so viele Bücher? Und dann schleppte er auch noch eine Spülmaschine und einen Trockner durch die Gegend, was zwar heroisch war, aber mit einem zweiten Helfer weit einfacher gewesen wäre. Auch im Hinblick auf seinen schmerzenden Nacken. Irgendwann sanken sie an den Küchentisch, und es gab Brotzeit. Evi hatte ihm sogar Wurst eingekauft, während sie natürlich ihre Gabel anmutig in den Hüttenkäse tauchte.
    »Ich komm aber morgen ins Büro. Was soll ich hier? Auch wenn ich offiziell erst am Montag anfange.«
    Gerhard versuchte erst gar nicht, ihr zu widersprechen. Wozu auch! Er fuhr nach Tankenrain und fiel ins Bett. Um zweiundzwanzig Uhr. Wie ein uralter Mann!

Kaltenberg
    Jos Donnerstag begann, wie der Mittwoch geendet hatte. Am Küchentisch. Um fünf in der Früh. Sie musste ihre Texte zu Hause schreiben, weil sie in Kaltenberg vor lauter sonstigen Verpflichtungen kaum dazu kam. Sie sah aus dem Fenster und beobachtete Herrn Moebius von Atzenhuber, Moepelmann, Moepelmännchen oder Captain Schmutzfuß, weil Körperpflege nicht seine Domäne war. Er war größer als seine Mama, was den stämmigen Körperbau und den Katerschädel betraf, er war aber sonst leider etwas tiefer gelegt. Mit langen Beinen wäre er durchaus als imposant zu bezeichnen, so war er eben ein Puschel mit Bauchbodenkontakt. Moebius, in der Seele Pazifist, begrüßte gerade einen anderen Kater höchst freundlich mit einem Nasenstüber. Der Kater aber markierte erst Jos Gummistiefel vor der Tür und fuhr dann auf Moebius los.
    Da kam sie und fauchte, dass die Tiger von Siegfried und Roy Waisenkätzchen dagegen waren. Frau Mümmelmaier, Kämpferin von Atzenhuber. Der Kater war aber nicht bereit, wegen einer dahergelaufenen Allgäuerin zu weichen. Sie saßen sich also in einem Meter Abstand gegenüber und schrien sich an, jaulten und wehklagten in Tonlagen, die nicht aus dieser Welt waren. Das dauerte etwa eine Stunde. Der Kater gab auf, zog ab. Jo nahm an, weil seine Stimmbänder gar und alle waren. Moebius hatte die ganze Zeit verwirrt dagesessen. Jo musste lachen. Moepi war und blieb ein Ödipussi. Mama wird’s schon richten. Tat sie auch! Jo wandte sich wieder ihrem Computer zu, wo sie sich um Herrn Erec kümmern wollte, momentan mal den letzten ihrer Interviewpartner.
    Sie sind nach Karnant, dem Hof Ihres Vaters, gezogen. Der arme Mann hat Ihnen zuliebe auf die Herrschaft verzichtet. Schlechte Idee, denn Sie hatten alles Mögliche im Kopf, bloß nicht Regieren.
    Erec: Spießer! Spießerhafte Ansichten! Bloß weil ich mit Enite die Tage im Bett verbracht habe. Das nennt man eheliche Pflicht.
    Zu Erec fiel ihr nicht besonders viel ein, aber als sie gegen neun in Kaltenberg war, hatte sie so was wie gute Laune. Allerdings nicht lange. Die Computer waren abgestürzt, die Telefonanlage war im Eimer. Das typische Sterben der Elektrogeräte. Es gab

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