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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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entgegenschmetterte. Sie stutzte.
    »Was gehst du so komisch?«
    »Hexenschuss oder so was! Außerdem Halsweh, Grippe, was weiß ich.«
    »Männer! Wenn ihr leichten Kopfschmerz verspürt, dann habt ihr gleich ‘nen Hirntumor, jedes Niesen ist der Beginn eines lebensgefährlichen Virus, ihr seid der Beginn einer die Menschheit bedrohenden Pandemie.«
    Baier drohte ihr scherzhaft mit dem Finger, Gerhard hätte das Weib am liebsten geschüttelt, aber er war einfach momentan zu langsam.
    »Was steht an?«, fragte er und sank auf die Kante eines Stuhls.
    »Wir nehmen uns den Bürgermeister vor. Sie, Frau Straßgütl und ich. Wollen Frau Straßgütl mal in die Region einführen. Und in ihre herausragenden sauberen Vertreter«, knurrte Baier.
    Der saubere Vertreter war Anfang fünfzig, in den typischen Baywa-Smoking in Leinenmischung gewandet, übergewichtig, den Schnäuzer sauber getrimmt. Er war ein Gockel, allein wie er Evi anschmachtete, war sehenswert. Die Voltaren wirkten nicht, Magenweh hatte Gerhard trotzdem. Er war so was von schlecht gelaunt!
    Ohne Vorwarnung knallte er die Fotos auf den Tisch. Eines, das den Bürgermeister mit dem Sägewerksbesitzer zeigte, dann, wie er das Geld zählte, und das zusammen mit der Tafertshofer Oma.
    »Nette Serie!« Baier schaute ihn bitterböse an.
    »Fast wie ein Daumenkino. Eins nach dem anderen ergibt ein Filmchen«, schickte Evi hinterher.
    Der Schnauzbart schwieg.
    »Schmiergeld geht an Sie. Schmiergeld wird gezählt. Schmiergeld geht an die alte Frau Tafertshofer, die Sie übervorteilt haben. Verstehen Sie mich?« Gerhard war so richtig in Fahrt.
    Nun kam Leben in den Mann. »Das sagt ihr Enkel, dieser Lapp, dieser Hanswurst. Die Frau ist bei klarem Verstand. Das war ein völlig korrekter Kauf.«
    »Das mag ein Gericht entscheiden! Mich interessiert, wie viel Lepaysan von Ihnen wollte!«, fauchte Baier.
    »Wer? Ein Herr dieses Namens ist mir nicht bekannt.«
    Das musste er irgendwo mal gehört haben. Der Satz passte so gar nicht zu seiner sonstigen Sprache.
    »Scheiß auf den Namen! Der Sie erpresst hat. Mit den Fotos.« Baier haute so auf den Tisch im Bürgermeisteramt, dass ein Ablagekorb einen entsetzten Hüpfer machte.
    »Genau der! Also!« Gerhard hatte jetzt richtige Magenkrämpfe.
    Der ganze Mann vor ihnen begann zu bröckeln. Seine Schultern fielen herunter, ebenso seine Mundwinkel und seine Backen. Er starrte sie an und schien verzweifelt nachzudenken.
    »Wird’s bald! So schwer verständlich ist die Frage doch nicht. Wie viel wollte Lepaysan?« Warum waren die Leute bloß immer so dämlich? Am Ende redeten sie ja doch, dachte Gerhard.
    »Fünftausend«, flüsterte er.
    »Aha, und hat er sie bekommen?«, fragte Evi.
    »Nein, ich bin nicht erpressbar.« Die Schultern strafften sich wieder. Da war doch die Ehre des Lokalpolitikers gefragt.
    »Wäre es nicht besser gewesen zu zahlen? Er hat damit gedroht, an die Presse zu gehen, und er hat Simmerl Tafertshofer angerufen, dass er Beweise in den Händen hätte, die einen Prozess gegen Sie zu einem Spaziergang hätten werden lassen«, sagte Evi.
    Das war dem Mann nun wirklich zu hoch.
    »Der Lepaysan wollt dem Simmerl die Fotos geben. Den Prozess hättest verloren. Deinen Posten auch«, brachte Baier Evis Aussage in eine volksnahe Form.
    »Ihren Kumpel Sepp vom Sägwerk haben Sie doch sicher informiert, oder? Ihm erzählt, dass Sie beide bei der Schmiergeld-Übergabe fotografiert worden sind«, schoss Gerhard jetzt einen neuen Pfeil ab, der sozusagen ins Schwarze traf.
    »Das Geld war rein privat, er hatte noch Schulden bei mir, der Sepp.«
    »So ein Zufall, was!« Baier hatte sich auf die Tischkante gewuchtet und kam dem Bürgermeister bedrohlich nahe. »Wir fragen den Sepp natürlich!«
    »Der wird nichts anderes sagen.«
    O ja, das konnte sich Gerhard lebhaft vorstellen. Der Sägwerks-Sepp, das war der Wiefere von beiden, wusste er von Baier. Natürlich hatten die sich eine nette bauernschlaue Geschichte zusammengereimt. Die Mär von privaten Schulden. Eine Geschichte, an der sie beide erst mal festhalten würden. Andererseits war sich Gerhard sicher, dass der Sägewerksbesitzer den Bürgermeister, wenn’s hart auf hart ging, gnadenlos über die Klinge würde springen lassen. Da war’s vorbei mit der Parteifreundschaft.
    Er zog noch einen Pfeil aus dem Köcher. »Es geht hier aber um Mord! Der Erpresser ist tot. Ermordet. Wo waren Sie Dienstagnacht oder in den frühen Morgenstunden?«
    Der Bürgermeister schnappte

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