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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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mir. Ich habe nicht mitgegessen. Es ging einigen richtig schlecht. Dann wurde einer einige Tage später im Dorf, wo das Hotel steht, verprügelt. Ich dachte eigentlich, das wäre sozusagen das Kräftemessen der Dorfjugend. Wann hat man schon mal Gelegenheit zum Franzosenkampf, wenn man sonst nur die Burschen aus dem Nachbardorf verprügeln kann oder den rivalisierenden Fußballclub. Aber es ging wohl einfach darum, dass ein Kerl das Gefühl hatte, einer meiner Jungs hätte seiner Freundin schöne Augen gemacht. Mon dieu , so was passiert doch ständig. Aber vorher war auch das Pferd verschwunden.«
    »Wie, verschwunden?« Wie konnte ein stolzes Pferd einfach verschwinden?
    »Er war weg, wie vom Erdboden verschluckt. Aus dem Stallzelt. Einer meiner Besten. Suente, mein bester Bruchpilot, der, der perfekt stürzen kann. Ein Ponyhof hat bei der Prinzessin angerufen, weil sie ihn wiedergefunden haben.«
    Das war Gerhard alles viel zu verwirrend. In welchem Schauermärchen war er hier gelandet? Wer ließ hier Pferde verschwinden, und was für Prinzessinnen wurden wegen Pferden angerufen?
    »Was für ein Ponyhof?«
    »Der in Pflaumdorf. Der Hengst ist dort einfach aufgetaucht. Wiehernd, sehr aufgeregt, nass geschwitzt. Die Ponyleute haben sofort gemerkt, dass das ein Kaltenberger Pferd war«, sagte Marco.
    Gerhard starrte Marco Cœur de Fer an. »Wie konnte das Pferd dorthin gelangen? Wenn ich ein so teures Pferd stehle, dann würde ich es auf dem schnellsten Wege außer Landes bringen!«
    »Was fragen Sie mich das? Ich habe auch keine Erklärung. Für keinen dieser Vorfälle. Bis zum Schluss dachten wir, wir hätten eben eine Pechsträhne. An Zufälle dachten wir. Bis gestern. Das war ein Anschlag auf das Leben meiner Männer. Erst heute wurde mir klar, dass das eine Serie ist.«
    »Also doch kein Unfall?«, fragte Gerhard süffisant. »Und all das wurde nicht bekannt? Das wäre doch eine tolle Geschichte für die Presse.«
    »Eben. Die reizende Pressereferentin hat das alles, so gut sie konnte, unter dem Deckel gehalten.«
    Jo! Natürlich! Von Rittern mit Veilchen, von würgenden Rittern und weggezauberten Pferden hatte sie ihm nichts erzählt. Typisch Jo!
    »Das wird aber in Zukunft schwer werden, etwas unter dem Deckel zu halten. Es sind doch fast schon alle Künstler und Standlbesitzer auf dem Gelände. Das wird sich rumsprechen, schneller als ein Flächenbrand, schneller als eine mittelalterliche Feuersbrunst.«
    »Ich weiß. Aber wir werden unsere Arbeit machen. Deshalb sind wir da.«
    Das klang in Gerhards Ohr nun doch ein bisschen zu heroisch, und er raunzte unfreundlich.
    »Brot und Spiele, was? Die heldenhaften Gladiatoren in der Arena, oder was? Ritter ohne Furcht und Tadel!«
    Er fühlte ein unbestimmten Gefühl des Unwohlseins, ein Gefühl, das ihm sagte, dass er gerade den ersten Schritt in ein unüberschaubares Chaos hinein machte. Jeder war verdächtig. Jeder hatte die Gelegenheit gehabt. Hier liefen nur Irre rum, die drei Wochen lang in eine Scheinwelt abtauchten. Die Befragungen würden uferlos werden.
    Marco Cœur de Fer sah ihn lange an, nicht spöttisch, eher interessiert. So wie er ein renitentes Pferd angesehen hätte.
    »Ich möchte nicht in meiner Haut stecken, im Moment. In Ihrer auch nicht. Aber das lässt sich nicht ändern. Ich sehe, was auf Sie da zukommt. Aber bezichtigen Sie mich nicht des Realitätsverlusts oder gar der Arroganz. Ich bin niemand. Das Pferd hat mich in die gute Situation gebracht. Wegen des Pferdes jubeln sie mir zu. Was wäre der heilige Georg ohne Pferd? Was der Jockey? Das Pferd rennt, er gibt nur die Richtung vor! Wenn die Kameras aufhören zu surren, wenn der Vorhang fällt, dann bist du niemand mehr. Ich weiß das. Meine Jungs lernen das. Wir machen unsere Arbeit. Wir machen sie gut. Wir sind Profis. Nicht mehr.«
    Gerhard schluckte. Der Mann konnte Gedanken lesen. Wahrscheinlich war er deshalb ein so guter Pferdetrainer.
    »Wer wird denn nun Jacques ersetzen?«
    »Jean-Paul. Der junge Mann, den sie gesehen haben. Der das Pferd abgeduscht hat.«
    »Könnte er die Lanze präpariert haben? Um in die erste Reihe aufzurücken?«, fragte Gerhard.
    »Sie erwarten darauf keine ernsthafte Antwort von mir. Fragen Sie ihn. Das werden Sie ohnehin tun. Ich darf mich verabschieden. Heute ist Premiere. Es ist viel zu tun. Ach, Monsieur Le Commissaire, fragen Sie den Jungen bald. Damit er sich erholen kann bis zum Abend, er ist jetzt schon nervös genug.«
    Er ging davon, mit

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