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Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Eisenherz - Förg, N: Eisenherz

Titel: Eisenherz - Förg, N: Eisenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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kein Netz. Die Luft war stickig, und die Hitze wurde immer unerträglicher. In einer Sauna überlebte man nicht allzu lange, dachte er – und das hier war eine.
    Plötzlich hatte er eine Idee. Er riss Kabel aus den Schaltpulten, irgendwo im Gelände musste das doch eine Wirkung haben. Es wurde immer heißer. Gerhard hatte keine Ahnung, wie lange es gedauert hatte, bis er gedämpfte Stimmen hörte. Er begann, wieder gegen die Tür zu poltern. Plötzlich fiel Licht in sein Gefängnis, und er wankte zur Tür. Da standen Jo und Holzer.
    »Gerhard, um Himmels willen, wie siehst du denn aus?«, rief Jo. Gerhard sah an sich herunter. Seine Hosenbeine waren zerschnitten, seine Schienbeine bluteten.
    Holzer reichte ihm den Arm und wies mit seiner vierfingrigen Hand zu einem Unimog.
    »Ich fahr Sie erst mal zur Sanitätsstation, oder?«
    »Danke.« Gerhard hinkte von Holzer gestützt los und hoffte bloß, dass nichts gebrochen war. Jo war mit in den Unimog geklettert und tat etwas Unglaubliches: Sie schwieg.
    Erst als er verarztet war und Holzer wieder verschwunden, fragte sie: »Was ist passiert? Es tut mir so Leid! Ich hätte vorher nicht … Ich …«
    »Ist schon gut. Lassen wir das. Auf jeden Fall scheint es jemand nicht zu gefallen, dass ich hier rumschnüffle.«
    »Bitte?«
    »Na, zuerst attackiert mich jemand mit einem Nebelwerfer, und dann stößt man mich in einen Container.«
    »Stößt dich?«
    »So hat es sich angefühlt.«
    »Dann war das kein Zufall?«
    »Nein, das Wort Zufall oder Unfall beginnt allmählich das Unwort des Jahres zu werden.«
    »Gerhard, es tut mir wirklich Leid, dass ich dich da reingezogen habe, ich könnte dich gut verstehen, wenn du jetzt abhaust.«
    Gerhard verzog den Mund, straffte die Schultern. Nein, mutlos fühlte er sich jetzt nicht mehr. Im Gegenteil.
    »Eines solltest gerade du wissen: Es gibt eine herausragende Eigenschaft des Allgäuers: Sturheit. Jetzt interessiert es mich wirklich, was hier los ist. Wo ist Marco?«
    »Du willst doch nicht so …?« Jo wies auf seine zerschlissenen Hosenbeine und die Verbände.
    »Doch, das ist doch männlich. Also wo ist der Oberritter?«
    »In der Arena.«
    Sie schauten Marco zu, der mit einem Pferd trainierte. Jos Piepser ging. »Ich muss weg. Ich treff dich später wieder? Kommst du zurecht?«
    Gerhard nickte.
    Marco kam mit einem schönen Tier auf ihn zu. Die Mähne des Pferdes fiel in Locken weit über den Hals herab. Er registrierte Gerhards merkwürdigen Aufzug, sein Blick glitt über die Verbände, er sagte aber nichts.
    »Was ist das für ein Pferd?«, fragte Gerhard.
    »Ein Andalusier! Sie sind wahre Krieger, sie sind die Pferde der Könige gewesen. Ein andalusischer Hengst ist das beste, spektakulärste und dabei gleichzeitig das harmonischste Pferd. Sie sehen auch im Film am besten aus.« Zum Beweis ließ er den Schimmel steigen. Himmelwärts, die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft gesetzt.
    »Ein schönes Pferd, nicht wahr?«
    Die Frage war rhetorisch. Selbst Gerhard konnte sehen, dass das ein schönes Tier war. Der starke Hals, die kräftige Brust, die endlos lange Mähne, die wachen und doch freundlichen Augen.
    Die beiden Männer waren auf dem Sprung, sie umschlichen sich und gaben vor zu plaudern.
    »Sehen Sie sich öfter mal Monumentalfilme an?«, fragte Marco. Gerhard antwortete nicht sofort. »So was wie Napoleon, die Nebel von Avalon, Jeanne d’Arc. Ich habe allein sechs Jeanne d’Arcs gemacht. Er lachte offen. »Sehen Sie, ich habe sozusagen jene Tricks und Kniffe erfunden, mit denen man Pferde so filmen kann, dass sie sehr elegant und erhaben aussehen, und das Stuntreiten perfektioniert.«
    »Reiten die Schauspieler denn nie selber?«
    »Selten. Matt Damon hat in einem Film mein Muli geritten. Besser als meine Jungs. Damals, zur Gründerzeit von Hollywood, war Kalifornien noch ein raues Land für noch rauere Burschen. Tough Guys wie Clark Gable, Gary Cooper oder James Stewart konnten das noch, was einen echten Pionier ausmacht: schießen und reiten wie der Teufel! Heute sind Schauspieler Surfer, Skater, blasse Typen in Bodybuilding-Studios. Keine Reiter!«
    »Und der Stuntman war erfunden?«, fragte Gerhard. »Aber sind das nicht die, die aus Hochhäusern stürzen oder aus brennenden Autos kugeln?« Gerhards Schienbeine brannten wie Feuer. Er war ganz froh um das Gespräch. Um warm zu werden, ein bisschen runterzukommen.
    »Ja, auch, aber das hat mich weniger angezogen. Ich war zehn, als meine Eltern nach Frankreich

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